(1:14) Sein Haupt aber und seine Haare waren weiß, wie weiße Wolle, wie Schnee; und seine Augen waren wie eine Feuerflamme,

In Spr. 16:31 lesen wir: »Graue Haare sind eine Krone der Ehre; sie wird erlangt auf dem Weg der Gerechtigkeit.« Doch hier haben wir eine Steigerung, das Haar des Einen den Johannes sieht, ist weiß wie Schnee. Was kann wohl weißer sein als blendender frisch gefallener Schnee im Sonnenlicht. Er ist nicht nur gerecht, er ist eben DER GERECHTE.

Diese Haarpracht ist die Krone des Mannes der sie trägt. Auffallend ist, dass wir nirgends in der Bibel ein Bild Gottes haben mit einer Krone auf dem Haupt. Menschliche Häupter werden gekrönt. Wer sich selbst krönt ist ein Usurpator (einer der sich die Macht gewaltsam aneignet). Aber Gott wird von niemanden gekrönt und seine Krone ist sein weißes Haar, es bedeutet dass die Macht seit Jeher auf seinem Haupt war. Aber es deutet auch auf die Erfahrung und Weisheit des Alters hin. In Daniel 7:9 wird die gleiche Erscheinung mit dem schneeweißen Haar als der Uralte bezeichnet. Er der der Anfang und das Ende ist, benötigt keine Krone.

Zwei Ausnahmen gibt es allerdings. Jesus, in seiner Knechtsgestalt auf Erden wurde von den Kriegsknechten mit einer Dornenkrone gekrönt (Joh. 19:2). Es geschah ihm zum Spott, aber das Martyrium des Gerechten wurde letztendlich zum Triumph am Kreuz (es ist vollbracht) und gab ihm die Legitimation, jede Herrschaft der Welt zu übernehmen. Deshalb sehen wir in der zweiten Ausnahme Christus in Off. 19:12 mit vielen Kronen auf dem Haupt wiederkommen. Es sind die Kronen der durch ihn Besiegten, denn im Altertum setzten sich die Könige die Kronen der Besiegten selbst auf.

Bei allen diesen Beschreibungen müssen wir berücksichtigen, was Langenberg so ausgedrückt hat: »Wenn da von dem Haupt die Rede ist, das weiß ist wie Wolle, wie Schnee, so ist das nicht etwa eine photographische Beschreibung seines äußeren Aussehens, sondern die symbolische Darstellung einer Tatsache oder Eigenschaft.« Damit stimme ich hundertprozent überein, ich meine aber, dass Gott Johannes in dieser Vision dennoch tatsächlich so erschienen ist und ich glaube sogar, dass er auch uns so erscheinen wird. Er ist Gott und kann sich in jeder Gestalt und Art offenbaren, wie er will. Entsprechend unserer menschlichen Bilderwelt wird er es in eben dieser tun.

Es wäre nur ein Fehler, Gott auf diese Bilder zu reduzieren. Er ist viel mehr als wir je von ihm sehen und begreifen können und so wie er sich einerseits in den Bildern offenbart, verbirgt er sich andererseits auch gerade hinter ihnen, denn wir sind zu klein um ihn ganz zu erfassen und zu ertragen. Dennoch, lasst uns diese Bilder ein Anlass sein, ihn anzubeten. Wenn er uns in seinem Wort so begegnet, wollen wir uns vor ihm beugen.

Seine Augen erscheinen wie eine Feuerflamme.
Was bedeutet dieses Bild? Wenn man einen Animationskünstler bitten würde, die Augen eines Menschen wie eine Feuerflamme darzustellen, er hätte wohl große Probleme damit, tatsächlich lassen sich alle diese Bilder kaum malen oder animieren. Aber darum geht es auch nicht, denn die Vision ist mehr als das sichtbar Darstellbare. Es geht auch um Assoziationen die der Empfänger der Vision hat.

Jesus sprach von den Augen als dem Spiegel der Seele. Sieh einem Menschen tief in die Augen und du kannst erkennen wie er ist, was in ihm vorgeht. Viele verbergen ihren Blick hinter Sonnenbrillen, lassen ihn sinken oder machen die Augenlieder schmal um nicht erkannt zu werden. Aber Jesus sieht uns direkt an und wenn wir ihm in die Augen sehen, ist es wie die wärmende Flamme eines Lagerfeuers oder das wegweisende Licht einer Fackel. Feuer ist etwas ganz besonderes: wir lieben es, es gibt Licht und Wärme, aber wir wissen auch um seine zerstörerische Kraft und wollen deshalb einen Hüter des Feuers, der es unter Kontrolle hat. Wo ist die Flamme aber besser aufgehoben als in der Seele unseres Herrn Jesus Christus? Er wird sie in seiner Gerechtigkeit wohl anzuwenden wissen.