(1:10) Ich war im Geist am Tag des Herrn, und ich hörte hinter mir eine gewaltige Stimme, wie von einer Posaune

Als letztes lasen wir in V 9, dass Johannes auf Patmos war, einer kahlen kleinen unwirtlichen Insel, er der alte Mann. Doch es war nicht entscheidend, wo er sich dem Fleisch (Leib) nach befand.

 

Entscheidend war wo sein Geist sich aufhielt. Diese Wahrheit gilt für alle Christen, auch wenn Johannes hier natürlich ein Vorrecht genoss, das wir in gleicher Weise nicht erwarten können. Gerade jetzt, wo ich diese Zeilen schreibe (2010 in der ersten Facebook Version), befinde ich mich im Krankenhaus und muss hinnehmen, dass sich mein Körper zeitweise in einem schmerzhaften Zustand befindet und selbst wenn dies nicht der Fall ist, kann ich das Bett nicht verlassen, was sehr unangenehm ist. Dennoch verzweifle ich nicht, bin ich freundlich und dankbar zu denen die sich um mich bemühen, auch wenn Ihnen nicht alles gelingt und habe dabei keine Mühe. Warum? Weil ich im Geist beim Herrn bin. Körperlich bleibt mir dadurch nichts erspart, aber seelisch geht es mir nicht wirklich schlecht. Natürlich sehnt sich mein Ich nach ganzheitlichem Wohlbefinden und ich weiß dass dies auch wieder kommen wird, durch die Geborgenheit im Geist beim Herrn habe ich aber so starke Hoffnung und Zuversicht, dass auch der Trost bei mir ist und ich innerlich Frieden habe.

Das ist das Normale für jeden Christen der ernsthaft in der Nachfolge steht. Doch bei Johannes kommt das Besondere dazu: dass er im Geist nicht nur beim Herrn ist, sondern den Tag des Herrn sieht. Das heißt er hat eine machtvolle Vision von dem Eingreifen Gottes in der Geschichte. Denn mit dem Tag des Herrn ist nicht nur das gemeint, was wir heute Sonntag nennen – der Tag an dem Jesus auferstand – sondern dies meint in der Terminologie der Propheten auch einen Tag, an dem sich Gottes Gnade und Gottes Gerichte in besonderer Weise vollziehen. Dabei ist ein Tag nicht unbedingt ein Zeitraum von 24 Stunden. Es geht eigentlich gar nicht um Zeit, sondern um ein in sich geschlossenes Ereignis, an dessen Ende sich Gottes Wille vollkommen erfüllt hat.

Johannes sieht also Gottes Wirken in der Geschichte und der Bericht davon ist an uns von ihm als Augenzeuge überliefert. Darum dürfen wir in gleicher Weise, wenn auch nicht so dramatisch, daran teilhaben. Auch wir dürfen im Geist am Tag des Herrn sein, wenn wir das prophetische Wort der Schrift begreifen.

Eines aber ist klar, wenn wir nicht lernen im normalen Alltag im Geist beim Herrn zu sein, dann wird uns das prophetische Wort auch verborgen bleiben, mit all seinem gewaltigen Trost, da können wir die Offenbarung lesen, so oft wir wollen.