(2:5) Bedenke nun, wovon du gefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich rasch über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegstoßen, wenn du nicht Buße tust!

Hier ist die Antwort was zu tun ist, wenn die Liebe verloren geht. Es gilt zu bedenken, was man im Zuge der Auseinandersetzung verloren hat und es gilt, den alten Stand der ersten Liebe wieder zu erlangen. Was ist eigentlich die erste Liebe?

Ich denke es geht nicht darum, wie nett die Geschwister zueinander sind, obwohl auch das sicher sehr wichtig ist. Die erste Liebe ist aber vor allem das was am Anfang war. Und jede Gemeinde war am Anfang vor allem offen für die Not der Menschen die in ihrer Sünde verloren waren, denn wenn sie das nicht gewesen wäre, wäre nie eine Gemeinde entstanden. So war die erste Gemeinde offensiv und bereit das Evangelium in die Welt hinaus zu tragen.

Gemeinden die große Auseinandersetzungen hinter sich haben, neigen aber dazu, sich zurückzuziehen und defensiv zu agieren. Es gibt fast nur mehr Lehrveranstaltungen in denen man sich des eigenen Standpunktes immer wieder aufs Neue vergewissert, aber kaum noch Evangelisation. Man wächst durch natürliches Wachstum, oder aber durch Proselytentum, indem man sich von anderen Gemeinde so weit abgrenzt, dass man die dort Unzufriedenen gewinnt. Man meint damit noch einen guten Dienst zu tun. Doch die Warnung Jesu sagt etwas anderes.

Was nicht in der Liebe getan ist, sei es noch so korrekt, hat keinen Wert vor Gott. Das wissen wir doch aus 1. Kor. 13. Und nun kommt das Überraschende: wenn diese Gemeinde, die große und so wichtige Ephesergemeinde nicht Buße tut, dann wird Jesus ihren Leuchter von der Stelle wegstoßen. Die Gemeinde in Ephesus wird nicht mehr Gemeinde Jesu Christi sein. Das ist schockierend. Wir werden in den nachfolgenden Sendschreiben nur noch einmal eine ähnliche Androhung finden und doch werden – menschlich betrachtet – die meisten dieser anderen Gemeinden schlechter dastehen als die Epheser.

Als mir das bewusst wurde, war das eine Zäsur in meinem Gemeindeverständnis. Denn ich dachte mir, wenn ich diese sieben Gemeinden zu beurteilt hätte, niemals wären die Ephesern bei mir so schlecht weggekommen, sie waren doch so bibeltreu (fest in der Apostel Lehre, wie man es damals formuliert hätte) eher hätte ich den Thyatirern oder den Sardern so etwas gesagt. Aber Jesus urteilt anders als wir es tun. Seitdem bin ich vorsichtig wenn es darum geht, Gemeinden zu beurteilen. Wenn es geht, beurteile ich andere Gemeinden gar nicht, manchmal lässt es sich aber nicht vermeiden, doch dann halte ich mir immer die sieben Sendschreiben vor Augen und frage mich: was würde ER dieser Gemeinde sagen? Was Jesus stehen lässt und was er verwirft ist nicht das Gleiche was ich in meiner beschränkten Erkenntnis stehen gelassen oder verworfen hätte.