(2:12) Und dem Engel der Gemeinde in Pergamus schreibe: Das sagt, der das scharfe zweischneidige Schwert hat:

Die dritte Gemeinde ist Pergamus, und sie ist wieder in einer anderen Situation. 90 km nördlich von Ephesus und 25 km im Landesinneren gelegen war diese Stadt bekannt durch ihre hochwertigen Produkte: Holz, Kupfer, Silber, Gold, Pferdezucht, alles gab es in Pergamon,

aber vor allem wurde hier das Pergament erzeugt. Es war haltbarer und hochwertiger als der ägyptische Papyrus und daher zum Abfassen von wichtigen Dokumenten sehr begehrt. Das brachte der Stadt Reichtum und Einfluss.

Ein römischer Statthalter residierte in einer jahrhundertealten Festung und sorgte für die Pax Romana, den römischen Frieden. Ansonsten war die Stadt multikulturell geprägt, das heißt: kaum ein Götzenkult, der hier nicht vertreten war. Händler, Fremdarbeiter und Glücksritter hatten alles eingeschleppt, was es in der Antiken Welt an Sinn und Unsinn gab. Besonders verehrt wurde aber der Asklepion Tempel mit der Äskulapnatter (heute noch im Zunftzeichen der Apotheker). Dieser zog viele Menschen an, die sich Heilung in einer Art okkulten Schlaftherapie erwarteten die in den Thermen angeboten wurde. Er war das Wellness-Zentrum der Antike.

Kulturelle Vielfalt, getragen von starken wirtschaftlichen Interessen. Das war also das Umfeld mit dem es die Gemeinde in Pergamon zu tun hatte und das kommt uns doch sicher sehr bekannt vor. Was richtig und was falsch ist, mag in so einer Situation nicht leicht zu entscheiden sein. Wo beginnt der Götzenkult und wo endet ein vernünftiger gesunder Lebensstil? Wo kann man noch mitmachen, wie seinen Lebensunterhalt bestreiten und sich gesellschaftlich etablieren in einer derartigen Stadt? Kann man hier überhaupt als Christ überleben?

Christus tritt hier auf, als der das zweischneidige Schwert hat. Aus Hebr. 4:12 wissen wir, dass damit das Wort Gottes gemeint ist: »Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und es dringt durch, bis es scheidet: sowohl Seele als auch Geist, sowohl Mark als auch Bein, und es ist ein Richter der Gedanken und Gesinnungen des Herzens«

In dem Chaos der Meinungen und Motivationen, Interessen und Wünschen, gerechtfertigten Ansprüchen oder schamlosen Maßlosigkeiten, gibt es ein Wort Gottes, das alles trennt was nicht zusammengehört. Es kommt aus dem Munde des Christus und er allein ist es der es führt, denn es ist das lange Richterschwert. Hier fiel mir auch auf, dass dieses anscheinend nicht viel zu tun hat mit dem römischen Kurzschwert das uns in der geistlichen Waffenrüstung (Eph. 6:17) zur Verfügung steht, obwohl sich auch das auf das Wort Gottes bezieht. Davon aber wird noch zu reden sein an anderer Stelle.