(3:4) Doch du hast einige wenige Namen auch in Sardes, die ihre Kleider nicht befleckt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind es wert.

Gott sei es gedankt, es gibt anscheinend in jeder Gemeinde immer noch ein paar, die sich nicht haben anstecken lassen vom Geist der Welt.

»Sie haben ihre Kleider nicht besudelt«, was mag das damals geheißen haben? Nun wir wissen es bereits, die Themen waren immer die gleichen: Es gab in der Antike ein reges gesellschaftliches Leben und wer dazu gehören wollte, musste mit den Wölfen heulen. Dazu gehörte das erscheinen an den öffentlichen Festen um dabei zu sein. Doch diese Feste waren samt und sonders entweder einem Götzen oder dem Kaiserkult geweiht.

Nun glaubten die griech. Philosophen schon längst nicht mehr an die Götter. Seit Sokrates war der Monotheismus angesagt. Aber da sie meistens opportunistisch eingestellt waren, spielten sie mit, um nicht persönliche Nachteile in Kauf nehmen zu müssen. Schließlich schade das, ihrer Ansicht nach, ja alles nur dem Fleisch, aber nicht dem Geist.

Davon angesteckt, meinten viele Christen das auch so halten zu können. Aber wurde das dem Evangelium und seiner Bedeutung gerecht? Natürlich nicht, denn erstens ist der Leib ein Tempel des Heiligen Geistes, auf den Gott ebenso seinen Anspruch erhebt wie auf Seele und Geist und zweitens erlaubt die Liebe zur Wahrheit keine Kompromisse. Zahlreiche Praktiken der Kulte waren nachweislich geradezu schädlich für die Gesellschaft und schon aus dem Grund waren sie abzulehnen.

So war das damals, und heute? Sind wir überhaupt noch in der Lage, die Kulte unserer Zeit geistlich zu analysieren und zu ihr auf Distanz zu gehen? Ihre Zahl ist Legion: der Kult um Reichtum, Schönheit, Selbstverwirklichung, Sexualität, Gesundheit, Karriere...! Wie steht es mit unserer Distanz zu diesen Dingen? Paulus sagte einmal, uns ist alles erlaubt, aber nicht alles frommt (nützt uns geistlich). Meinen wir, nur weil man die Götzen unsichtbar gemacht, ihre Bilder entfernt hat, könnten wir diesen Kulten wieder frönen? Das ist ein Irrtum. Die Götzen waren sowieso nie lebendig, sondern nur ein Vorwand, den der moderne Mensch mit seinem Autonomiegehabe anscheinend nicht mehr nötig hat. Er sündigt auch so hemmungslos.

Noch ein Unterschied zeigt sich zur antiken Gesellschaft. Wenn man damals an den Kulten teilhaben wollte, musste man an irgendwelche Orte gehen die schon ihren eindeutigen Ruf hatten. Wir brauchen das nicht, über die Massenmedien kommen die Kulte zu uns ins Haus. Wir nehmen daran teil in der Intimität unserer Privaträume, weitgehend unbeobachtet. Wie hoch ist die Gefahr heute, seine Kleider zu besudeln? Wie viele werden übrig bleiben in Sardes die das nicht getan haben? Das alleine ist Grund und Motiv, Erweckung zu erwarten und nichts anderes.