(3:6) Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt

Nachdem wir uns nun die fünfte Gemeinde angesehen haben, können wir eine kleine Zwischenbilanz ziehen: Jesus beurteilt Gemeinden sehr individuell

in ihrer jeweils spezifischen Situation. Unser Herr scheint keine Checkliste zu haben, nach der er unsere Effizienz abhakt. Was viel mehr im Vordergrund steht ist das, was Paulus in 2. Tim. 2:19 so formuliert hat: »Aber der feste Grund Gottes bleibt bestehen und trägt dieses Siegel: Der Herr kennt die Seinen! und: Jeder, der den Namen des Christus nennt, wende sich ab von der Ungerechtigkeit!«

Jeder der den Namen des Christus nennt, bedeutet doch das Gleiche wie jeder der sich Christ nennt. Denken wir nicht, dass es egal ist ob man sich zum Christentum bekennt – und sei es nur im weitesten kulturellen Sinne – und wie man lebt. Christ sein soll heißen, sich dessen bewusst zu werden was das bedeutet und danach zu leben, wer das nicht tut, missbraucht den Namen Gottes auf das Übelste. Die große Forderung aber ist, als Christ abzutreten von Ungerechtigkeit in zweierlei Art und Weisen: Erstens durch Inanspruchnahme des Sühnopfers Christi für begangene Schuld, zur Wiederherstellung der Gerechtigkeit und zweitens durch die Verwirklichung von Gerechtigkeit in allen Lebensbereichen.

Der Zweck der Gemeinde als Versammlung an einem Ort ist es, den einzelnen Gläubigen darin zu unterstützen, zu fördern und zu ermahnen. In dieser Aufgabe ist die Gemeinde – pauschal gesagt – alles andere als Vollkommen. Aber auch hier wollen wir Vorsicht walten lassen denn das Pauschalurteil ist immer gefährlich. Gemeinden müssen einzeln in ihrer Situation am Ort bewerten werden. Aber dennoch meine ich sagen zu dürfen, Ungerechtigkeit und Lieblosigkeit ist das große Problem in unseren heutigen Gemeinden geworden. Nicht veralteten Formen, nicht fehlende Wachstumskonzepte, nicht unmoderne Leitungsstrukturen oder sonst irgendwas ist das Problem, sondern einzig und allein was Jesus in Math. 24:12 gesagt hat: »Und während die Ungerechtigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten.« Und wir wissen, dass dieses Zitat aus der Endzeitrede Jesu stammt. Ist es nicht das Bild der Gemeinde des 20./21 Jhdt.? Die Gemeinde scheint nur noch eine letzte Chance zu haben.