(3:11) Siehe, ich komme bald; halte fest, was du hast, damit [dir] niemand deine Krone nehme

»Siehe ich komme bald«, meint weniger ein in Kürze eintretendes, als ein in seiner Art überraschendes plötzliches Ereignis.

Wer sich eben nicht davon überraschen lässt, weil er unablässig in der Erwartungshaltung verharrt, der hat die Krone oder den Siegeskranz – ein Bild aus dem sportlichen Bereich. Aber was bedeutet das nun für die anderen, von denen hier ja nicht die Rede ist, weil in Philadelphia alle ernsthaft auf die Ankunft Jesu warteten? Jesus zu erwarten heißt doch, seine Ankunft herbei zu sehnen. Ganz gleich, ob ich es erleben werde oder nicht, ich wäre jedenfalls zu jederzeit damit einverstanden dass er kommt und die Welt verändert. Paulus spricht davon, die Erscheinung (Epiphania) des Herrn lieb zu haben (2. Tim. 4:8). Jesus sprach davon in Gleichnissen, wie Knechte sich über die Rückkehr eines verreisten Gutsherrn freuen, oder sich davor fürchten, je nachdem wie sie sich in seiner Abwesenheit verhalten haben. Davon ausgehend scheut sich Paulus nicht zu sagen: (1. Kor. 16:22) »Wenn jemand den Herrn Jesus Christus nicht liebt, der sei verflucht! Maranatha!«

Maranatha (marana tha = unser Herr, komm!) ist wohl ein Slogan, mit dem sich die ersten Christen ermutigt haben, daran festzuhalten, dass er kommt, ganz gleich was noch geschehen muss. Wer freudig ausrufen konnte »Ja Herr, komm!«, der konnte auch nicht unter dem Fluch stehen, wer aber zögerte, der sollte sich der Gefahr bewusst werden.

Nun wissen wir aber, dass wohl die Mehrheit der Christen dies nicht erleben. Was ist mit ihnen? Oder anders gefragt: gilt der Fluch (Anathema) nur in der Generation, die die Wiederkunft Christi erleben würde? Paulus sah das nicht so, denn er wusste, dass er selber nicht die Wiederkunft Christi erleben wird und dachte an seinen Tod. Ob Tod oder Wiederkunft war für ihn nicht wichtig, sondern die Vollendung seines Lebens, das war es was für ihn zählte als er in 2. Tim. 4:8 sagte: »Von nun an liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben.«

Es ist also einerlei, wann Jesus wiederkommt, denn für jeden Menschen auf Erden kommt er ohnehin in der Stunde seines Todes. Da ist dann alles vorbei, die Vollendung erreicht, der Siegeskranz gewonnen, oder alles verloren. Und wir wissen, dass ebenso wie die Wiederkunft Jesu überraschend kommt, auch der Tod in gleicher Weise eintreten kann, wenn wir es nicht unbedingt erwarten.

»Halte fest was Du hast«, ist also auch ein sehr persönlicher Aufruf an Dich, nichts preiszugeben von dem was Gott in und an Dir getan hat. »Sei getreu bis in den Tod, so werde ich dir die Krone des Lebens geben!« sagte der Herr noch zu Smyrna, hier nun »Ich komme bald, halte fest was Du hast.«. Es ist die gleiche Aussage, wenngleich natürlich die Wiederkunft Jesu mit der vorangehenden Entrückung der Gläubigen ein ungleich dramatischerer Moment sein wird als selbst der Tod des Apostel Paulus gewesen ist, von dem wir keine Kenntnis haben.