(6:10) Und sie riefen mit lauter Stimme und sprachen: Wie lange, o Herr, du Heiliger und Wahrhaftiger, richtest du nicht und rächst nicht unser Blut an denen, die auf der Erde wohnen?

In Vers 5:8 lasen wir, wie die Ältesten mit ihren Schalen voll Räucherwerk vor Gott stehen und es wird gesagt, dass dies die Gebete der Heiligen sind. Hier sehen wir nun, woher das kommt.

Die Märtyrer unter dem Altar Gottes rufen mit lauter Stimme, sie beten also zu Gott und Ihre Gebete sind nicht verloren. Denn sie haben gelitten und sehen nun, wie das Leid auf der Erde weitergeht.

Immer noch wird denen die Christus nachfolgen in vielerlei Hinsicht Gewalt angetan. Immer noch sterben Menschen um Christi willen und so wie es hier aussieht müssen wir damit rechnen, dass das bis zur Wiederkunft Christi anhält.

»Die Rache ist mein« spricht Gott (Rö 12:19) und deshalb beten diese Heiligen darum. Denn der Tag der Rache muss kommen, das ist gewiss. Das Gebet ist also weniger die Forderung aus eigener Rachelust, sondern das Herbeisehnen eines historischen Ereignisses, dem ja dann die Zeit des Friedensreichs und der Vollendung folgt. Wann endlich ist es so weit? Die Ungeduld der Wartenden ist verständlich, denn auf Erden geht das Morden weiter. Ein Morden, das in seiner Intensität und Motiviertheit keine andere Antwort zulässt als Rache, aber eben von Gott und keinem Menschen, denn die Herren dieser Erde sind alle selbst schuldig geworden.

Wenn wir hier innehalten, wird uns bewusst, dass wir kein Anrecht haben uns selber zu rächen. Die ganze schwierige Frage der Selbstverteidigung, oder auch der Verteidigung seiner lieben Angehörigen muss immer unter diesem Gesichtspunkt gesehen werden. Es ist schwierig, sich zu rüsten und dann nicht zum Gegenschlag auszuholen. Stillhalten und lieber das Land zu verlassen als sich zu wehren, war immer schon schwer und hatte nie etwas mit Feigheit zu tun, dessen sie verdächtigt wurde, sondern damit, dass man als Christ nicht in Gefahr laufen möchte, sich zu rächen. Denn mit der Waffe in der Hand werden wir das Gebot der Feindesliebe sicher nicht erfüllen. Jeder Krieg und jede Revolution bringt die Christen in eine schwierige Lage, und deshalb ist es wohl angebracht um Frieden zu beten und auch Friedensdienste zu leisten.