Weltgeschichte im Lichte der Bibel (1. Chronik 18:1-27)

Dies Predigt wurde gehalten, als der Irak Krieg im Jahr 2003 gerade erst begonnen hatte, es gibt keinen Anlass, sie umzuschreiben! Auch heute, viele Jahre danach stellt sich die Frage, kann es einen gerechten, oder gar Heiligen Krieg geben. Sind Christen aufgerufen, notfalls auch mit der Waffe in der Hand ihre Länder zu verteidigen?

 

Es ist wieder einmal so weit. In der Geschichte der Menschheit ereignen sich deutliche Umbrüche. Der Krieg im Irak hat begonnen und es scheint als wäre er nicht zu verhindern gewesen. Intensive diplomatische Bemühungen rund um den gesamten Globus haben es erneut eindeutig gezeigt, dass es stimmt, was schon der Prophet Jesaja ca. 720 v. Chr. gesagt hat und was Paulus in seinem Römerbrief zitiert hat: „Den Weg des Friedens kennen sie nicht.

Wieder einmal scheuten es beide Seiten nicht, sich in ihrem Bemühen einen Waffengang zu rechtfertigen, auf Gott zu berufen. Die einen nennen ihn Allah und die anderen meinen den Gott der Bibel. Und wieder einmal stehen wir da und wissen nicht so recht, was das eigentlich soll. Währe es doch das Ende, der unwiderruflich letzte Krieg, der dann zum Frieden führt, das würden wir noch hinnehmen. Doch die Erfahrung zeigt uns, dass dem nicht so ist, sondern dass auf Gewalt wieder Gewalt folgt und diese oft genug erst dann ein Ende findet, wenn alles zerstört ist und Hunger, Leid und Elend so überhand genommen haben, dass man nicht mehr weiß, wofür man eigentlich kämpft.

Wäre es doch so einfach, wie es uns die Propaganda immer wieder glauben machen möchte, dass es nämlich eine Achse des Bösen gebe, und wenn das Böse überwunden werde, dann könnten sich Freiheit, Gerechtigkeit und Demokratie ausbreiten. Wenn es doch so einfach wäre, dann würden vielleicht weit mehr einem Krieg zustimmen. Doch wir wissen es, dass es nicht so ist. Denn das Böse ist nicht auf einer Seite und das Gute auf der anderen. Kaum zu glauben, dass uns das Menschen weiß machen wollen, die große Länder regieren und zugleich noch vorgeben die Bibel zu kennen. Ich habe den Verdacht, sie wollen uns nur Sand in die Augen streuen, um ihre selbstsüchtigen Interessen zu verfolgen. Jesus hat gesagt: Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; sehet zu und erschrecket nicht. Denn es muss so geschehen; aber das ist noch nicht das Ende.

Das Ende das wir sehnsüchtig erwarten, das Weltreich des Friedens, Das Reich unseres Herrn Jesus Christus, wird durch keinen Krieg herbeigeführt, das muss uns in diesen Tagen neu bewusst werden. In der letzten große Schlacht, von der uns die Bibel berichtet, in Harmageddon, werden einst alle Völker, durch das Wirken des Antichisten, am Höhepunkt ihrer Boshaftigkeit angelangt, in seltener Einmütigkeit und ungeheurer Selbstüberschätzung gegen den ziehen, der da kommen wird in den Wolken und seine Heiligen mit ihm. Bis dahin wird es keinen heiligen Krieg geben und auch kaum einen gerechten. Was können wir tun, um nicht wieder der Propaganda zu erliegen? Wie können wir klaren Kopf bewahren und verhindern, dass wir in etwas hineingezogen werden, was nicht unser Sache ist?

Im Psalm 78,2 heißt es: »Ich will meinen Mund auftun zu einem Spruch und Geschichten verkünden aus alter Zeit.«
Geschichten aus alter Zeit, wie sie uns in der Bibel geschildert werden, können helfen uns ein richtiges Bild zu machen, von Menschen und Mächtigen, Staaten und Bündnissen. Denken wir nicht: das ist doch alles schon viel zu lange her und unsere Welt doch inzwischen eine ganz andere geworden! Der Mensch hat sich nicht verändert, nur seine Waffen sind verheerender geworden.
Das neue Testament verschont uns zwar mit solchen Geschichten, denn im Evangelium geht es um das Heil des Einzelnen und die Gemeinde Jesu Christi, und diese ist, das möchte ich hier ganz klar betonen, kein Machtfaktor in dieser Welt. Echtes Christentum war niemals und wird auch niemals ein Machtfaktor sein. Das darf auch nicht sein, denn echtes Christentum ist Nachfolge Christi und Jesus war bei seinem ersten Kommen nicht mächtig, sondern OHNmächtig im Hinblick auf politische Ereignisse. Trotz all der Wunder die er getan hat, hat sich der Sohn Gottes freiwillig in diese Ohnmacht begeben, um zu retten, was arm, krank und schwach ist. Er hat sich den Mächtigen, Reichen und Starken konsequent verweigert und das muss auch eine Gemeinde machen, wenn sie wirklich Gemeinde Jesu Christi sein will.

Doch das alte Testament hat uns zum uralten Ränkespiel der Politik und den Mechanismen der Macht viel zu sagen und in diesen Geschichten aus alter Zeit, liegt eine Wahrheit, die uns die Augen öffnen kann über das, was auch heute um uns herum passiert.

Ich möchte heute mit Euch solch eine alte Geschichte lesen und darüber nachdenken. Wir finden sie in 1. Chronik 18. 1-27. Ich lese aber zuerst nur bis Vers 8
(1) Und Joschafat hatte großen Reichtum und viel Ehre und verschwägerte sich mit Ahab. (2) Und nach einigen Jahren zog er hinab zu Ahab nach Samaria. Und Ahab ließ für ihn und für das Volk, das bei ihm war, viele Schafe und Rinder schlachten. Und er beredete ihn, dass er hinaufzöge nach Ramot in Gilead. (3) Ahab, der König von Israel, sprach zu Joschafat, dem König von Juda: Willst du mit mir nach Ramot in Gilead ziehen? Er sprach zu ihm: Ich bin wie du und mein Volk wie dein Volk; wir wollen mit dir in den Kampf. (4) Aber Joschafat sprach zum König von Israel: Frage doch zuerst nach dem Wort des HERRN! (5) Und der König von Israel versammelte vierhundert Propheten und sprach zu ihnen: Sollen wir nach Ramot in Gilead in den Kampf ziehen oder soll ich‘s lassen? Sie sprachen: Zieh hinauf! Gott wird es in des Königs Hand geben. (6) Joschafat aber sprach: Ist nicht noch irgendein Prophet des HERRN hier, dass wir durch ihn den Herrn befragen? (7) Der König von Israel sprach zu Joschafat: Es ist noch „ein“ Mann hier, durch den man den HERRN befragen kann; aber ich bin ihm gram, denn er weissagt über mich nichts Gutes, sondern immer nur Böses, nämlich Micha, der Sohn Jimlas. Joschafat sprach: Der König rede so nicht. (8) Und der König von Israel rief einen seiner Kämmerer und sprach: Bringe eilends her Micha, den Sohn Jimlas!

Wir haben es also hier mit zwei Königen zu tun, die in zwei Ländern zu der Zeit, ca. 850 v. Chr, friedlich nebeneinander wohnten. Das ist an sich sehr lobenswert und war sicherlich selten genug in der Geschichte. Meistens waren Könige miteinander befreundet und verbündet, deren Länder keine gemeinsame Grenze hatten. Der Feind war normalerweise immer der unmittelbare Nachbar, mit dem man sich um Länder, Flüsse, Rohstoffe und vieles andere mehr stritt. Das war auch zwischen dem Nord- und Südreich in Israel nicht anders.

Doch in diesem Fall, zwischen Joschafat und Ahab stimmte die Chemie anscheinend. Eigentlich ist es aber auch wieder nicht so verwunderlich, wenn man bedenkt, dass dies ja einmal ein Volk war, das nun von zwei Königen regiert wurde. Zur Zeit des König Salomo, dem Sohn Davids, beherrschte Israel noch die ganze Region: vom Euphrat, wo heute wieder die Bomben fallen, bis Ägypten. Danach wurde Israel geteilt und es entstanden die beiden voneinander unabhängigen Reiche Juda und Israel. Wie es zu so einem Machtverlust kam, ist eine andere Geschichte, mit der wir uns heute nicht befassen können. Die Zeit jedenfalls bis zu den Königen Ahab aus Israel und Joschafat aus Juda war seit damals nicht immer friedvoll verlaufen und im Zuge dieser Auseinandersetzungen hatten beide Staaten immer mehr an Macht und Einfluss verloren und auch manche Gebiete an andere aufstrebende Mächte ringsum abgeben müssen.

Jedenfalls befanden sich beide Nachbarländer jetzt wieder in einer Phase der Annäherung. Und es scheint vom Aufwand her, der bei dem Besuch des Joschafat bei Ahas betrieben wurde, doch ein historisches Ereignis gewesen zu sein. Es geriet zu einem regelrechten Volksfest in Samaria, dem Regierungssitz des Ahab und man freute sich ehrlich und aufrichtig, dass die Brudervölker endlich einen Schritt aufeinander zu getan haben.

Doch jeder der sich in der Geschichte auskennt, weiß dass so etwas nicht ohne Absicht geschieht. Zumindest Ahab schein vom Anfang an ein neues militärisches Bündnis beabsichtigt zu habe. Bündnisse aber brauchen einen gemeinsamen Feind, sonst funktionieren sie nicht. Man beobachtet ja auch in unseren Tagen, dass die Nato in einer Krise ist und nicht mehr recht funktioniert, weil den Staaten des Nordatlantischen Verteidigungsbündnisses der gemeinsame Feind abhandengekommen ist, seit der Kommunismus abgehaust hat und es keinen kalten Krieg mehr gibt. Aber in unserem Fall sollte nun ein neues Bündnis entstehen. Ein Feind war da, das war der aramäische König Ben-Hadad, und ein Anlass, das Bündnis gleich konkret werden zu lassen, war von Ahab schon gefunden. Es war das nördlich gelegene Ramot, eine Stadt in Gilead, das einst, in den Zeiten der Einheit, zu Israel gehörte. Ein Bündnis gegen Ben-Hadad schien zweckmäßig gewesen zu sein, denn beide Völker hatten dessen Macht schon negativ erlebt. Joschafats Vater Asa war ihm sogar fronpflichtig gewesen.

Das Bündnis hatte aber noch einen anderen Reiz. Ahab drückte es mit den Worten aus: „Ich bin wie Du und mein Volk ist wie dein Volk.“ Da steckt doch die Frage dahinter: könnten wir nicht eine heilige Allianz schmieden? Wir sind doch die Nachkommen Abrahams, Isaaks und Jakobs, wir sind doch das auserwählte Volk Gottes! War da nicht ein Element in dieser Verbindung, das vielleicht heimliche Sehnsüchte des Volkes und seiner Führer zu stillen vermochte. Könnte es vielleicht gelingen, den Glanz Israels und Jerusalems wieder herzustellen? Dem konnte sich auch Joschafat nicht verschließen. Das wäre sicher eine großartige Sache: im Namen Jahwes gegen den Feind ins Feld zu ziehen, wie zu den glorreichen Zeiten Davids. Gott würde seinem auserwählten Volk helfen.

Doch ganz traut Joschafat der Sache nicht. Zu unterschiedlich haben sich die beiden Reiche entwickelt. Jerobeam, der erste König Israels hatte das Volk dazu verführt, nicht in Jerusalem Gott zu opfern und anzubeten. Er befürchtete wohl, dass die Selbständigkeit Israels gefährdet wäre, wenn alle jährlich dahin zu den heiligen Festen gehen würden. Deshalb hatte er in zwei Städten alternative Heiligtümer und Opferstätten errichten lassen.

Andererseits hatte aber gerade Israel eine ganze Reihe große und einflussreiche Propheten hervorgebracht, die sich an den Tempel des Herrn in Jerusalem orientierten. Die bekanntesten und einflussreichsten dieser Zeit waren Elia und Elisa. Ahab selbst hatte mit diesen Propheten in ständiger Auseinandersetzung gelebt. Seine Frau Isebel war eine Baalspriesterin und ihr verheerender Einfluss auf das Volk war durch das Prophetentum gebrochen worden. Man wusste zu der Zeit nicht recht, woran man mit Ahab selbst war. Doch es gab sie ja, die Propheten, warum sie nicht einfach befragen? Fragen kostet ja nichts, vielleicht konnten sie diese Allianz bestätigen.

Die Propheten befragen, war seit jeher ein Brauch in Israel, wenn es um militärische Entscheidungen ging. Wenn ein Führer Israels nicht selbst Prophet war, wie Moses, Josua oder David, dann befragten sie diese nach dem Willen Gottes. Seit Samuel traten die Propheten in Gruppen auf. In der Zeit der Verfolgung durch Isebel hielten sie sich versteckt. Nachdem aber Elia die Baalspriester getötet hatte, waren sie wieder verstärkt aufgetreten und gewannen einen starken Einfluss auf Israel. Ahab scheint sich jedenfalls ihrem Einfluss geöffnet zu haben, denn es bereitete ihm überhaupt keine Probleme, auf den Wunsch Joschafats hin gleich 400 Propheten des Herrn aufzubieten und zu versammeln. Joschafat hatte ausdrücklich nach dem Wort des HERRN verlangt, also dürfen wir davon ausgehen, dass auch tatsächlich Propheten Jahwes erschienen sind und nicht solche von irgend einem anderen Kult, was Josaphat auch nicht akzeptiert hätte, denn Joschafat war einer der Könige Jerusalems, von denen die Schrift sagt, dass er dem HERRN diente.

Die Frage an die Propheten lautete also: »sollen wir nach Ramot in Gilead in den Kampf ziehen, oder sollen wir es lassen? Wird der Herr die Stadt in unsere Hand geben, trotz der Macht der Aramäer?«
Die Antwort fiel sehr eindeutig und von allen Propheten einstimmig aus: »Zieht hinauf, Gott wird es in des Königs Hand geben.« Was für eine Aussage: zum ersten mal seit David wird wieder das ganze Volk gegen den Feind in den Krieg ziehen und Gott wird es gelingen lassen. Wenn es damals schon Fernsehen gegeben hätte, dann wäre das als Sensation auf allen Kanälen gebracht worden.

Wir wissen nicht, was nach diesem eindeutigen Votum Joschafat mißtrauisch gemacht hatte. Vielleicht weil die Propheten nicht sagten Gott wird es in die Hand der Könige geben, sondern nur des Königs, also einem. Vielleicht war es auch etwas anderes. Jedenfalls fragte Joschaphat: »sind das wirklich alle? Gibt es nicht noch einen Propheten, den wir hören könnten?« Da musste Ahab zugeben: es gibt noch einen. Aber diesen Querulanten hatte er von seinem Hof verbannt, denn er sagt ihm nie etwas Gutes voraus. Wozu denn, wenn sich doch 400 einig sind, wozu denn dann noch den einen hören, diesen Pessimisten, der immer alles so negativ sieht. Doch Joschafat bestand aber darauf, gerade diesen zu hören. Und so liess ihn Ahab kommen.

Und der König von Israel und Joschafat, der König von Juda, saßen ein jeder auf seinem Thron, mit ihren königlichen Kleidern angetan. Sie saßen aber auf dem Platz vor dem Tor von Samaria, und alle Propheten fingen an, vor ihnen zu weissagen. (10) Und Zedekija, der Sohn Kenaanas, machte sich eiserne Hörner und sprach: So spricht der HERR: Hiermit wirst du die Aramäer niederstoßen, bis du sie aufreibst. (11) Und alle Propheten weissagten ebenso und sprachen: Zieh hinauf nach Ramot in Gilead! Es wird dir gelingen, der HERR wird es in des Königs Hand geben. (12) Und der Bote, der hingegangen war, um Micha zu rufen, sprach zu ihm: Siehe, die Worte der Propheten sind einmütig gut für den König. Lass doch auch dein Wort wie ihr Wort sein und rede Gutes. (13) Micha aber sprach: So wahr der HERR lebt: Was mein Gott sagen wird, das will ich reden. (14) Und als er zum König kam, sprach der König zu ihm: Micha, sollen wir nach Ramot in Gilead in den Kampf ziehen oder soll ich‘s lassen? Er sprach: Ja, zieht hinauf! Es wird euch gelingen, sie werden in eure Hände gegeben werden. (15) Aber der König sprach zu ihm: Wie oft soll ich dich beschwören, dass du mir im Namen des HERRN nichts als die Wahrheit sagst!

Da saßen sie nun wieder beisammen. Es muss schon eine beeindruckende Szene gewesen sein, die sich da dem Micha geboten hat. Die beiden Könige auf dem den Thronen mit prunkvollen Gewändern, ringsum die Gefolgschaft und der Hofstaat und auch die vierhundert Propheten. Schon bei seiner Anreise war er ja gewarnt worden. Die Sache ist abgemacht und beschlossen. Wir erwarten eigentlich nur noch Deine Zustimmung. Man fragt sich, ob man im falschen Film sitzt. »Wie bitte? Da wird nach dem Wort das Herrn gefragt und dann soll das Ergebnis schon fest stehen?« Tja – das ist halt so, bei einer diplomatischen Konferenz. Die kann nur gelingen, wenn das Ergebnis der Beratung schon vorher feststeht. Man gibt vor die Wahrheit zu suche, in Wirklichkeit sind die Territorien schon längst abgesteckt, die Rollen verteilt und alles ist nur mehr ein riesiges mediales Theater.

Das allerdings wird ganz gut gespielt. Jeder erfüllt seine Rolle mit eindrucksvoller Gebärde. Die Könige haben ihren Platz eingenommen und die Propheten ziehen ihre Show ab. Wir können uns vorstellen was für ein Druck auf dem Mann Gottes lastete, der Gottes Wort wirklich kannte und der eigentlich gekommen war, um nur das Wort Gottes und sonst nichts zu verkündigen. Doch das sollte er nicht, das wurde nicht von ihm erwartet. Er soll nur seinen Sanktus geben zu dem Unternehmen. Und es ist interessant mit welcher Raffinesse man ihn dazu bewegen wollte.

Die Worte des Zedekija sind nämlich Worte, die Micha bereits kannte. Er hatte sie selbst einst ausgesprochen und sie sind in der Heiligen Schrift überliefert. In Micha 4.13 finden wir folgende Aussage des Propheten: »Darum mache dich auf und drisch du Tochter Zion! Denn ich will dir eiserne Hörner und eherne Klauen machen, du sollst viele Völker zermalmen und ihr Gut dem Herrn weihen und ihre Habe dem Herrscher der ganzen Welt.«

Da tritt also nun dieser Zedekija auf, mit seinen eisernen Hörnern und zieht genau diese Show ab. Natürlich wissen wir nicht, ob Micha diese Aussage vorher oder nachher gemacht hat. Aber nehmen wir einmal an, er hätte sie schon vorher gemacht und sie wäre bekannt gewesen: dann hat doch Zedekija dies Worte bewusst gebraucht, um Micha zu manipulieren, oder? Nun sollte er das von ihm ausgesprochene Wort nur noch einmal bestätigen und alles wäre in Butter! Das tut er dann auch, Micha gibt dem Druck nach, aber in einer so linkischen Weise, dass es wohl jedermann klar war, das es nicht ernst gemeint sein konnte. In der Regel waren Propheten nicht so kurz angebunden, sondern präsentierten das Wort Gottes in eindrucksvollen Reden. Der König jedenfalls glaubt ihm nicht und ermahnte Micha, sich ein wenig mehr Mühe zu geben.Und da fiel dann die Antwort ganz anders aus:
(16) Da sprach er: Ich sah ganz Israel zerstreut auf den Bergen wie Schafe, die keinen Hirten haben. Und der HERR sprach: Diese haben keinen Herrn. Ein jeder kehre wieder heim mit Frieden! (17) Da sprach der König von Israel zu Joschafat: Sagte ich dir nicht: Er weissagt nichts Gutes über mich, sondern nur Böses? (18) Micha aber sprach: Darum höret des HERRN Wort! Ich sah den HERRN sitzen auf seinem Thron, und das ganze himmlische Heer stand zu seiner Rechten und zu seiner Linken. (19) Und der HERR sprach: Wer will Ahab, den König von Israel, betören, dass er hinaufziehe und falle bei Ramot in Gilead? Und als dieser so und jener anders redete, (20) trat ein Geist vor und stellte sich vor den HERRN und sprach: Ich will ihn betören. Der HERR aber sprach zu ihm: Womit? (21) Er sprach: Ich will ausfahren und ein Lügengeist sein in aller seiner Propheten Mund. Und der Herr sprach: Du wirst ihn betören und wirst es ausrichten; fahr hin und tu das! (22) Nun siehe, der HERR hat einen Lügengeist in den Mund dieser deiner Propheten gegeben, und der HERR hat Unheil gegen dich geredet.

Skandal, ein Eklat im Thronsaal! Man kann den Schrecken förmlich spüren, wie es einen Moment lang still geworden ist. Man glaubte einfach nicht, was man da hörte. Da beschuldigte dieser Micha seine 400 Kollegen der falschen Aussage. Wie konnte so etwas passieren? Die Geister der Propheten des Herrn – Lügengeister?

Aber sie werden ja hier gar nicht mehr Propheten des Herrn genannt. Sie sind es auch schon längst nicht mehr, sondern es sind die Propheten Ahabs geworden, deswegen waren sie auch für die Lügen empfänglich gewesen. Sie hatten sich von Ahab kaufen lassen. Wie leicht kann das doch passieren. Da entsteht eine Erweckung, ein neuer Aufbruch und schon glaubt man, alles sei in Ordnung und Gott würde sich nun in unsere Dienste stellen. Schon beginnt man zu rechnen, wie die Pfründe verteilt werden und die Geschäfte laufen könnten.

Doch der, der an der Spitze des Volkes stand, war noch immer der alte korrupte Herrscher und trotz des Elia und aller grossen Ereignisse mit denen sich Gott bezeugt hatte, war er nicht zu einem Hirten geworden. David war auch König, aber er war ein Hirte, der das Wohl des Volkes Gottes im Auge hatte. Ahab hatte nur sein eigenes Wohl im Auge. Das war nicht der Mann, mit dem sich Joschafat verbünden sollte. Aber war es denn nicht ohnehin offensichtlich gewesen? Die illegalen Opferstätten gab es noch immer und auch wenn der Götzendienst zurückgedrängt worden war, verschwunden war er noch lange nicht und Ahab hatte auch kein Interesse daran sich die Geschäfte mit ihm verderben zu lassen.

Lesen wir aber noch den letzten Abschnitt dieser merkwürdigen Gipfelkonferenz der Mächtigen. Nachdem sich also Micha dazu verstieg, tatsächlich wieder das Wort Gottes zu verkündigen, geschah folgendes:
(23) Da trat herzu Zedekija, der Sohn Kenaanas, und schlug Micha auf die Backe und sprach: Auf welchem Wege sollte der Geist des HERRN von mir gewichen sein, um nun durch dich zu reden? (24) Micha sprach: Wahrlich, an jenem Tage wirst du‘s sehen, wenn du von einer Kammer in die andere gehst, um dich zu verstecken. (25) Aber der König von Israel sprach: Nehmt Micha und bringt ihn zu Amon, dem Stadthauptmann, und zu Joasch, dem Sohn des Königs, (26) und sagt: So spricht der König: Legt diesen ins Gefängnis und speist ihn nur kärglich mit Brot und Wasser, bis ich wiederkomme mit Frieden! (27) Micha sprach: Kommst du mit Frieden wieder, so hat der HERR nicht durch mich geredet. Und er sprach: Höret, alle Völker!

Der Rest ist auch Geschichte. Joschafat zog mit Ahab in den Krieg. Der König von Aram aber gab die Order aus: verschont das Volk und verschont den König von Juda, wir wollen nur Ahab töten, den König von Israel. So geschah es dann auch. Auch die List Ahabs seine Königskleider beim Kampf abzulegen, damit man ihn nicht erkennt, nützte ihm nichts mehr. Es heißt: »ein Mann spannte seinen Bogen von ungefähr und traf sozusagen „zufällig“ den König tödlich.« Er starb nicht gleich, sondern musst noch stundenlang mitansehen, während er am verbluten war, wie das Volk zerstreut kämpfte, wie eine Herde ohne Hirte, so wie es Micha vorausgesagt hatte.

Joschafat aber ging wieder heim und es begegnete ihm der Prophet Jehu der zu ihm sagte: »Sollst du so dem Gottlosen helfen und die lieben, die den Herrn hassen? Darum kommt der Zorn Gottes über dich. Etwas Gutes ist aber an dir gefunden. Dass du die Bilder der Götzen aus dem Lande ausgetilgt und dein Herz darauf gerichtet hast, Gott zu suchen.« So kam Ahab zu Tode und Joschafat mit dem Schrecken davon.

Aber was gesagt und geschrieben ist, das ist auch für uns, und für alle Zeiten: »Höret, alle Völker!«, war das letzte Wort des Propheten, bevor er ins Gefängnis ging. Höret Völker, Gott lässt sich nicht von Euch missbrauchen! Es gibt keine heiligen Kriege mehr, niemand sollte sich einbilden, im Namen Gottes zu marschieren. Gott lässt sich vor niemandes Karren spannen. Wer behauptet, er verteidige mit der Waffe in der Hand das Gute gegen das Böse, christliche Werte gegen islamische, heidnische oder sonstwas, der hat keine Erkenntnis und kein Wort Gottes auf seiner Seite. Glaubt denen nicht, die das behaupten, es hat sich immer wieder herausgestellt und wird sich auch immer wieder beweisen, dass sie nur ihren eigenen selbstsüchtigen Interessen gedient haben!

Kann es aber sein, dass es in einem Land so viele echte Christen gibt, so viele Wiedergeborene, dass sich behaupten lässt, dass dieses Land einen gerechten Krieg führt, noch dazu, wo der Führer des Landes ebenfalls sagt dass er wiedergeboren ist? Liebe Geschwister, wenn es so ein Land gäbe. Wie müsste es denn dann aussehen? Wie müsste sich so eine Gesellschaft präsentieren? Wie würden die Leute in so einem Lande leben? So wie in Amerika, oder England? Wenn es nicht so ernst wäre, müsste man lauthals darüber lachen! Ich habe natürlich nichts gegen Amerikaner und Engländer, im Gegenteil, ich weiß dass wir ihnen viel zu verdanken haben, denn in einer Zeit, in der andere Völker gläubige Menschen unterdrückten, konnte sich die Gemeinden dort voll entfalten und die Missionsarbeit die dann von diesen Gemeinden ausgegangen ist, war ein gewaltiger Segen für die ganze Welt. Aber was bitte hat das mit der heutigen amerikanischen Kultur zu tun und was mit den Vereinigten Staaten als gigantische militärische Supermacht?
Haben die Alliierten damals Deutschland, Österreich und Italien im zweiten Weltkrieg im Namen Gottes befreit? Nein, sie sind gekommen und haben ihre politischen und wirtschaftlichen Interessen verfolgt und Gott hat es unseren Ländern zum Gericht zugelassen, weil wir es verdient haben. Wir brauchen uns nicht zu beklagen, es war gut so für uns. Aber dass sie damit einen Auftrag Gottes erfüllten, oder vielleicht sogar einen christlichen, das zu behaupten wäre damals sicher niemanden eingefallen und das war auch gut so. Erst in unserer Zeit regt sich wieder die Vermessenheit und das ist leider gar nicht gut.

Aber was, wenn es tatsächlich ein Land gäbe, in dem der Einfluss des Evangeliums so stark wäre, dass es keine Armut mehr gäbe, keine Kriminalität, eine sehr geringe Ehescheidungsrate und lauter fröhliche Christen. Hätten diese dann das Recht einen Krieg zu führen? Joschafat war ein Mann der Gott suchte, sagt uns die Bibel, aber dieser Krieg war unnötig gewesen, das erkannte er klar. In 2. Chronik 20 wird uns beschrieben, wie Juda unter Joschaphat gleichzeitig von drei Nationen angegriffen wurde. Da ließ Joschaphat ein Fasten ausrufen, als man ihm von dem gewaltigen Aufmarsch der Feinde berichtete und das Volk gehorchte ihm. Danach konnten die Juden in aller Ruhe zusehen, wie sich ihre Feinde gegenseitig in die Haare gerieten und bekämpften, während sie selber kein einziges mal das Schwert führen mussten.

Wir als Gemeinde haben andere Aufgabe, als uns in die Ränkespiele der Mächtigen dieser Welt einzumischen und uns ihre Kriege aufzwingen zu lassen. Was wir erwarten können ist, dass der Herr wiederkommt, wenn wir unsere Aufgabe erfüllt haben, und das Machtgefüge dieser Welt im Sinne Gottes neu ordnet. Bis dahin wird er seine Gemeinde bewahren, wenn sie ihm treu ist. Darauf können wir uns verlassen. Eine treue Gemeinde braucht keine Waffen zu führen.

In diesem Sinn wünsche ich jedem viel Weisheit in den kommenden Zeiten, die sicher nicht leichter werden. Möge der Herr uns bewahren vor falschen Entscheidungen, die der Ausbreitung des Evangeliums hinderlich sind.
Amen.