(1:9) Ich, Johannes, der ich auch euer Bruder bin und mit euch Anteil habe an der Bedrängnis und am Reich und am standhaften Ausharren Jesu Christi, war auf der Insel, die Patmos genannt wird, um des Wortes Gottes und um des Zeugnisses Jesu Christi willen.
Johannes unser Mitbruder - so stellt er sich dar, nicht als Apostel, Prophet, oder sonst etwas, obwohl er alle Ursache dafür gehabt hätte, sich auf eine autoritative Funktion zu berufen. Nein, Johannes stellt sich auf eine Ebene mit denen für die er schreibt, die für das Reich Gottes auf Erden in Bedrängnis geraten sind, wie er auch.
Wenn wir später die Briefe an die Gemeinden lesen, werden wir feststellen, dass nicht alle Gemeinden blutig verfolgt wurden, aber alle waren bedrängt. Innere und Äußere Feinde machten den einzelnen Gläubigen in den Gemeinden schwer zu schaffen. Hier war standhaftes Ausharren gefragt und Johannes würdigt dies, indem er sich zu ihnen stellt, sowie die Botschaft ja auch für sie bestimmt ist. Johannes war selbst ein Betroffener, und seine Verbannung muss für den damals vermutlich über 90jährigen eine Tortour gewesen sein.
In unseren Gemeinden hier im satten Europa scheint es so, als gäbe es diese urchristliche Herausforderung nicht mehr, aber das ist ein schwerer Irrtum. Nichts hat sich geändert, die Gemeinde ist noch immer gleichermaßen in der Bedrängnis und immer noch sind es äußere und innere Feinde die jeder einzelnen Ortsgemeinde das Leben schwer machen. Darum haben die Sendschreiben an die sieben Gemeinden nichts an Aktualität verloren.
Die am stärksten verfolgte Religion sind die Christen und leider werden sie gelegentlich sogar von solchen verfolgt, die sich auch Christen nennen (aber es natürlich nicht sind, sonst würden sie ja niemanden verfolgen).
Der Zustand der Gemeinde war und ist niemals ein befriedigender, selbst dann nicht, wenn nach außen hin alles ruhig erscheint und die Gemeinde ungestört in großer Beschaulichkeit ihre Gottesdienste feiert, die Gefahr ist vorhanden und wie wir sehen werden, gerade bei den Nicht-Verfolgten mehr als bei den Verfolgten. Wehe dem der schläft und das nicht mehr bemerkt!