(10:8-11) Und die Stimme, die ich aus dem Himmel gehört hatte, redete nochmals mit mir und sprach: Geh hin, nimm das offene Büchlein in der Hand des Engels, der auf dem Meer und auf der Erde steht! (9Und ich ging zu dem Engel und sprach zu ihm: Gib mir das Büchlein! Und er sprach zu mir: Nimm es und iß es auf; und es wird dir Bitterkeit im Bauch verursachen, in deinem Mund aber wird es süß sein wie Honig. (10Und ich nahm das Büchlein aus der Hand des Engels und aß es auf; und es war in meinem Mund süß wie Honig. Als ich es aber aufgegessen hatte, wurde es mir bitter im Bauch. (11Und er sprach zu mir: Du sollst nochmals weissagen über viele Völker und Nationen und Sprachen und Könige!

Dieses Bild im Himmel, in das der Prophet Johannes direkt einbezogen wird, ist natürliche eine deutliche Anspielung auf einen der merkwürdigsten Propheten des Alten Testamentes, dem Hesekiel.

Wie Johannes musste auch er eine Buchrolle essen und betont dabei dass sie sehr süß schmeckte. Dies geschah bei seiner Berufung und deutete die Botschaft an, die er zu verkündigen hatte. Von der Bitterkeit im Leib nach dem Verzehr wird bei ihm zwar dann nichts erwähnt, sie ist aber an seinem Lebenslauf deutlich sichtbar. Die Botschaft der Hoffnung wird zu einer Botschaft des Gerichtes, denn bevor das Neue beginnen kann, muss das Alte zerstört werden. Dies ist auch die Bitterkeit der Botschaft der Johannesoffenbarung. Einerseits geht es um die Vollendung der Menschheit zu einem ewigen Leben in Gottes Gegenwart, einer Herrlichkeit, die uns heute völlig unbekannt ist und die jedwedes Leid und Sünde ausschließt. Andererseits, kann dieses Neue nicht einmal auf den Trümmern des Alten aufgebaut werden. Was ist muss zerstört werden und selbst der Schutt muss restlos beseitigt werden. Alles was wir sehen ist unsere Geschichte und unsere Kultur. Die Menschen lieben ihre Kultur, doch welch eine Bitterkeit, alles muss zunichte werden.

Möglicherweise sollten wir das auch als Signal ansehen, dass nun endgültig auch das Schicksal Israels entschieden wird, wie Hesekiel es voraussagte. Denn die Vollzahl der Heiden ist gerettet und der Rest ist verworfen worden, wie einst Israel selbst. Nun aber geht es an die Wiederherstellung Israels die geistlich mit der Erwählung der 144000 ja begonnen hat.

Noch ein Wort zu Hesekiel: Bereits am Beginn haben wir festgestellt, dass die Offenbarung des Thrones Gottes in Kap 4, die Johannes von oben (steig herauf) betrachtet und Hesekiel von unten, identisch ist. Hesekiel ist also der Prophet, der mit der Offenbarung neben Daniel am meisten korrespondiert. Während Daniel das Schicksal der Völker, in Beziehung zu Israels Errettung zum Thema hat, ist Hesekiel ganz auf das Volk Israel konzentriert und der Wiederherstellung des Gottedienstes. Er erlebt ja aus der Ferne wie der Tempel zerstört wird, muss dies auch voraussagen und sieht dann, wie der Tempel neu entsteht.