(2:18) Und dem Engel der Gemeinde in Thyatira schreibe: Das sagt der Sohn Gottes, der Augen hat wie eine Feuerflamme und dessen Füße schimmerndem Erz gleichen:

Thyatira war eine Stadt ganz anderen Charakters. Man könnte sie als eine Handelsstadt an einem Verkehrsknotenpunkt bezeichnen. Kulturell tiefste Provinz, aber besiedelt von Handwerkern, die versuchten am reichen Warenangebot ihre Veredelungskünste zu entwickeln

und damit ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die Zünfte standen bis auf wenige Ausnahmen allerdings nicht so hoch im Ansehen, wie das später im Mittelalter in Europa der Fall war. Handwerker waren damals meistens entlassene oder freigekaufte Sklaven die keinen Besitz hatten. Sie arbeiteten im Familienverband, genossen aber durchaus ihre Unabhängigkeit in einem bescheidenen Dasein.

Genau das war nun die interessanteste Gesellschaftsschicht für die Mission der ersten Gemeinde. Die sogenannte Purpurhändlerin in Philippi, die Paulus als erstes dort kontaktierte kam aus Thyatira und sie war offen für das Evangelium. Da es sonst nicht bekannt ist, wie das Evangelium in diese Stadt gekommen war, mag auch sie es gewesen sein, die ihre Beziehungen missionarisch nutzte.

Wie begegnet nun Jesus dieser einfachen aber wirkungsvollen Gemeinde? Er stellt sich dar mit seinen Augen wie eine Feuerflamme und seinen Füßen die schimmerndem Erz gleichen. Das sind Attribut der Macht, wie wir schon festgestellt haben. Macht, die sich sowohl für, als auch gegen jemanden richten kann. Das Feuer mit seiner Doppelbedeutung, als wärmendes Element und als allesverzehrender Sturm ist ein Bild dafür. Beides werden wir in den nächsten Versen angewendet finden. Christus der Beschützer der Aufrichtigen, für das Evangelium kämpfenden, aber auch Christus, der denen widersteht, die meinen in eigener Sache kämpfen zu müssen.