Daniel und die vier Weltreiche (Dan.7)

Es gibt viele Beispiele in der Bibel von erfüllter Prophetie. Und es gibt Weissagungen die noch nicht erfüllt sind. Daniel hat beides gesehen, die nahe und die ferne Zukunft. Sein Blick ist uns eine ständiger Trost, denn wir wissen: die Reiche dieser Welt werden vergehen, so schrecklich sie sich auch gebärden mögen. Aber das Friedensreich des Menschensohnes wird kommen. Daniel hat das babylonische und das persische Weltreich erlebt. Ihr Ende hat er vorausgesagt und das entstehen neuer Mächte, aber noch ist die Geschichte nicht zu Ende.

Daniel 7 (SLT) 

(1) Im ersten Jahr Belsazars, des Königs von Babel, hatte Daniel einen Traum und Gesichte auf seinem Bett; und er schrieb den Traum auf und dies ist sein Inhalt: (2) Ich, Daniel, sah ein Gesicht in der Nacht, und siehe, die vier Winde unter dem Himmel wühlten das große Meer auf. (3) Und vier große Tiere stiegen herauf aus dem Meer, ein jedes anders als das andere. (4) Das erste war wie ein Löwe und hatte Flügel wie ein Adler. Ich sah, wie ihm die Flügel genommen wurden. Und es wurde von der Erde aufgehoben und auf zwei Füße gestellt wie ein Mensch, und es wurde ihm ein menschliches Herz gegeben. (5) Und siehe, ein anderes Tier, das zweite, war gleich einem Bären und war auf der einen Seite aufgerichtet und hatte in seinem Maul zwischen seinen Zähnen drei Rippen. Und man sprach zu ihm: Steh auf und friss viel Fleisch!
(6) Danach sah ich, und siehe, ein anderes Tier, gleich einem Panther, das hatte vier Flügel wie ein Vogel auf seinem Rücken und das Tier hatte vier Köpfe, und ihm wurde große Macht gegeben. (7) Danach sah ich in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, ein viertes Tier war furchtbar und schrecklich und sehr stark und hatte große eiserne Zähne, fraß um sich und zermalmte, und was übrig blieb, zertrat es mit seinen Füßen. Es war auch ganz anders als die vorigen Tiere und hatte zehn Hörner. (8) Als ich aber auf die Hörner Acht gab, siehe, da brach ein anderes kleines Horn zwischen ihnen hervor, vor dem drei der vorigen Hörner ausgerissen wurden. Und siehe, das Horn hatte Augen wie Menschenaugen und ein Maul; das redete große Dinge.
(9) Ich sah, wie Throne aufgestellt wurden, und einer, der uralt war, setzte sich. Sein Kleid war weiß wie Schnee und das Haar auf seinem Haupt rein wie Wolle; Feuerflammen waren sein Thron und dessen Räder loderndes Feuer. (10) Und von ihm ging aus ein langer feuriger Strahl. Tausendmal Tausende dienten ihm, und zehntausendmal Zehntausende standen vor ihm. Das Gericht wurde gehalten und die Bücher wurden aufgetan. (11) Ich merkte auf um der großen Reden willen, die das Horn redete, und ich sah, wie das Tier getötet wurde und sein Leib umkam und ins Feuer geworfen wurde. (12) Und mit der Macht der andern Tiere war es auch aus; denn es war ihnen Zeit und Stunde bestimmt, wie lang ein jedes leben sollte. (13) Ich sah in diesem Gesicht in der Nacht, und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. (14) Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.
(15) Ich, Daniel, war entsetzt, und dies Gesicht erschreckte mich. (16) Und ich ging zu einem von denen, die dastanden, und bat ihn, dass er mir über das alles Genaueres berichtete. Und er redete mit mir und sagte mir, was es bedeutete.
(17) Diese vier großen Tiere sind vier Königreiche, die auf Erden kommen werden. (18) Aber die Heiligen des Höchsten werden das Reich empfangen und werden's immer und ewig besitzen. (19) Danach hätte ich gerne Genaueres gewusst über das vierte Tier, das ganz anders war als alle andern, ganz furchtbar, mit eisernen Zähnen und ehernen Klauen, das um sich fraß und zermalmte und mit seinen Füßen zertrat, was übrig blieb; (20) und über die zehn Hörner auf seinem Haupt und über das andere Horn, das hervorbrach, vor dem drei ausfielen; und es hatte Augen und ein Maul, das große Dinge redete, und war größer als die Hörner, die neben ihm waren. (21) Und ich sah das Horn kämpfen gegen die Heiligen, und es behielt den Sieg über sie, (22) bis der kam, der uralt war, und Recht schaffte den Heiligen des Höchsten und bis die Zeit kam, dass die Heiligen das Reich empfingen. (23) Er sprach: Das vierte Tier wird das vierte Königreich auf Erden sein; das wird ganz anders sein als alle andern Königreiche; es wird alle Länder fressen, zertreten und zermalmen. (24) Die zehn Hörner bedeuten zehn Könige, die aus diesem Königreich hervorgehen werden. Nach ihnen aber wird ein anderer aufkommen, der wird ganz anders sein als die vorigen und wird drei Könige stürzen. (25) Er wird den Höchsten lästern und die Heiligen des Höchsten vernichten und wird sich unterstehen, Festzeiten und Gesetz zu ändern. Sie werden in seine Hand gegeben werden eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit. (26) Danach wird das Gericht gehalten werden; dann wird ihm seine Macht genommen und ganz und gar vernichtet werden. (27) Aber das Reich und die Macht und die Gewalt über die Königreiche unter dem ganzen Himmel wird dem Volk der Heiligen des Höchsten gegeben werden, dessen Reich ewig ist, und alle Mächte werden ihm dienen und gehorchen.
(28) Das war das Ende der Rede. Aber ich, Daniel, wurde sehr beunruhigt in meinen Gedanken und jede Farbe war aus meinem Antlitz gewichen; doch behielt ich die Rede in meinem Herzen.

Wann und wo hatte Daniel seinen Traum? (1)

Das Gesicht Daniels des Propheten ereignete sich in Babylon, wo sich dieser, wie der Großteil des jüdischen Volkes in einer 70 jährigen Gefangenschaft befand. Daniel hatte, trotzdem er ein Jude war, durch die Gnade Gottes Karriere in diesem Weltreich gemacht und stand als Staatsmann und Prophet in großem Ansehen. Als Zeit wird uns das erste Jahr des Belsazars genannt, jenes Königs von Babylon, dem die Schrift an der Wand galt, als er dem Gott Israels Hohn sprach, wie wir aus Dan. 5 wissen.
Die Geschichte hat diesen Belsazar lange nicht erkannt, deshalb wurde auch die Zuverlässigkeit der Daniel’schen Berichte angezweifelt, bis neuere Funde von Inschriften ergaben, dass es ihn doch gegeben hat, allerdings nicht als Alleinherrscher, sondern als Mitregent über Babylon, während sich der eigentli¬che König Nabonidus auf einem Feldzug befand. Er war der Sohn und Kronprinz des Königs. Belsazar war auch der letzte König des babylonischen Reiches. Er wurde ermordet und Babel wurde von den Persern eingenommen, die mit Hilfe der Meder stark geworden waren.

Was sah Daniel in seinem Traum

Die vier Winde und das große Meer (2)

Das erste Bild in Daniels Traum zeigt uns 4 Winde die das große Meer aufwühlten. Wir finden diese Winde auch in Off. 7.1. Da werden sie von 4 Engeln kontrolliert. Dass die Tiere als Königreiche der Menschen bezeichnet werden, führt zu dem Schluss, dass es sich bei diesem Meer um das Völkermeer handelt. Die immer wieder in Bewegung geratenen Völkerscharen sind das Rohmaterial, aus denen sich die Kulturen und Weltreiche entwickeln und ein ums andere mal einen schrecklichen Charakter annehmen, der an wilde Tiere erinnert.

Auch wenn die Person Satans nicht erwähnt ist, scheint es doch klar, daß es sich bei den 4 Winden um satanische Kräfte handelt, die da in der Offenbarung von den Engeln Gottes festgehalten oder losgelassen werden. Satan ist laut Epheser 2. 1 »der Mächtige, der in der Luft herrscht, der ZEITGEIST, der sein Werk hat in den Kindern des Ungehorsams«, gemeint sind die Menschen, die dem Wort Gottes nicht gehorchen wollen.

Die vier Tiere steigen aus dem Meer (3)

Aus diesem bewegten Meer sieht nun Daniel 4 Tiere steigen, hintereinander und eines ist schrecklicher als das andere. In V 17 wird ihm ja deutlich gesagt, das es sich dabei um 4 Weltreiche handelt, die über diese Erde kommen sollen. Die Beschreibung dieser Tiere sind nun so charakteristisch, dass sich die meisten Ausleger darin einig sind, das es sich hier um die 4 wichtigsten Weltreiche der antiken Geschichte handelt: das Babylonische Reich, das Medopersische, das Griechische und das Römische.

Dies bedeutet zunächst einmal, dass sich Daniel zeitlich am Ende des ersten Reiches befand und es ist erstaunlich, was für ein genaues Bild er auch von den zukünftigen Reichen sah, das ihm in der Beschreibung dieser Tiere gegeben wurde. So genau, das es nicht an Versuchen mangelte, die Existenz Daniels für eine spätere Zeit beweisen zu wollen, weil es ungläubigen Skeptikern zu unwahrscheinlich erschien, daß ein Mensch eine derart genaue Sicht zukünftiger Ereignisse haben könnte. Es ist bei Versuchen geblieben, es gibt keinen vernünftigen Grund Daniels Verfasserschaft dieses Textes anzuzweifeln, oder seine Lebenszeit auf einen späteren Zeitpunkt zu verlegen.

Das Babylonische Weltreich (4)

V 4 beschreibt uns das Babylonische Reich als Adler. Dieses Symbol ist auf baby¬lonischen Abbildungen auch tatsächlich gefunden worden. Den Adler zeichnet seine Stärke und Schnelligkeit aus, mit der er Beute macht. So wie der Adler seine Beute auch verschleppt und nicht an Ort und Stelle verzehrt, genau so war es auch die Eigenheit der Babylonier unter seinem Herrscher Nebukadnezar, die umliegenden Reiche dadurch zu unterwerfen, dass er schnell und mit großer Kraft die Völker aus ihren Ländern verschleppte. Diese Politik der Umsiedlung, der auch das Südreich Israels zum Opfer fiel, gab Babylon seine Stabilität. Die deputierten Völker hatten keine Kraft mehr, Widerstand zu leisten.

Interessant ist auch das zweite Merkmal: vom Adler der zum Mensch wird. Im 4. Kapitel berichtet uns Daniel, wie der König Nebukadnezar am Höhepunkt seiner Macht sehr stolz wurde und seinen ganzen Reichtum und seine Macht seiner eigenen Kraft zuschrieb. Gott aber ließ ihn eines besseren belehren. Er zeigte Daniel in einem Traum, daß er den König krank machen würde um ihn zu demütigen. Das geschah dann auch. Nebukadnezar verlor durch seine Krankheit für sieben Jahre den Verstand. Nach seiner Genesung gab der König dem Gott Israels die Ehre und dürfte sich dann an den Rat gehalten haben, den ihm Daniel in 4. 24 gab: »Darum, mein König, lass dir meinen Rat gefallen und mache dich los und ledig von deinen Sünden durch Gerechtigkeit und von deiner Missetat durch Wohltat an den Armen, so wird es dir lange wohlergehen.« So wurde aus dem furchtbaren Reich der Zerstörung, des Raubens und Plünderns, ein humanes Reich, durch die Bekehrung des Diktators.

Das Medo-Persische Weltreich (5)

Die Meder und Perser haben das babylonische Weltreich relativ mühelos übernommen. Das Reich scheint eine umgekehrte Entwicklung gehabt zu haben. Es ist uns bekannt, dass unter den ersten beiden Königen Kyros und Darius, viele Völker wieder zur Ruhe kamen, ja sogar in ihre angestammten Länder zurückkehrten, auch Israel. Von dieser Zeit berichten uns die Bücher Esra und Nehemia. Auch das zerstörte Jerusalem wurde in dieser Zeit wieder aufgebaut. Aber der gemütlich und so harmlos wirkende Bär ist doch ein Raubtier und plötzlich stand er auf und machte sich über seine Beute her. Das Medopersiche Reich erlangte schließlich eine doppelt so große Ausdehnung wie das babylonische. Seine Zusammensetzung war ungleich. Das Persische war dominierend, dies könnte in der einseitigen Aufrichtung des Bären gesehen werden. Die drei Rippen werden wohl bedeuten, dass sein Jagdgebiet alle drei Kontinente, Europa, Afrika und Asien war. Überall drang er tief hinein und machte seine Beute.

Das Griechische Weltreich (6)

Das nachfolgende griechische Reich wird durch das 3. Tier eindeutig cha¬rakterisiert. Die Griechen waren der Erzfeind der Perser. Auf Grund ihrer geo¬grafischen Lage, umgeben von einer zerklüfteten Küste, gelang es aber den Persern nie, die Griechen ganz zu unterwerfen. Die untereinander zerstrittenen und in Stadtstaaten aufgeteilten Hellenen konnten sich ihrerseits nie gegen die Perser behaupten und eine ernst zu nehmende Gegenmacht entwickeln. Die Kolonien an der kleinasiatischen Küste waren ständig bedroht und zeitweise auch den persischen Satrapien eingegliedert. Doch erst als der Mazedonier Alexander der Große die Griechen vereinte, begann sich eine starke und vor allem schnell ausbreitende Macht zu bilden. Der Panther ist ein sehr schnelles Raubtier und Alexander eroberte ganz Kleinasien einschließlich Ägypten in einem Blitzkrieg von wenigen Jahren um 330 vor Christus. Schneller und flexibler als alle Feldherren vor ihm, überrannte er den schwer¬fälligen persischen Bären und brachte ihn zu Fall.

Vier Feldherren hatte Alexander, hier symbolisiert durch die 4 Flügel des Panthers. Sie machten Alexander sozusagen omnipräsent in seinem neuen Reich, in dem er trotz der riesigen Ausdehnung bald keinen Widerstand mehr vorfand. In ihrer Eigenschaft als Flügel des Panthers waren die 4 Feldherren ein Vorteil. Aber als Alexander schon bald starb (323), zerfiel das griechische Weltreich sofort in die 4 Teile der 4 Feldherren.

Die vier Köpfe des Reiches rivalisierten heftig miteinander und brachten fürchterliches Leid über die Menschen im vorderen Orient. In den Kap. 8+11 berichtet Daniel in einer weiteren prophetischen Schau über diese Zeit der griechischen Herrschaft. Trotz der Aufteilung blieb das griechische Reich nämlich ein Weltreich. Denn seine Kultur manifestiert sich damals überall und hat auch das darauf folgende römische Weltreich noch entscheidend mitgeprägt. Doch wie Jesus sagte, dass ein Reich, das in sich selbst uneins ist nicht beste¬hen kann, so kann man das auch an der griechischen Geschichte sehen. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sich ein weiteres Tier aus dem Völkermeer erheben würde, dem der Panther würde weichen müssen. Dieses Tier finden wir in Vers 7 beschriebenen, es ist das dem Griechischen Reich folgende römischen Weltreich.

Das römische Weltreich (7)

Auffallend ist, dass uns die Beschreibung dieses vierten Tieres, kein bekanntes Tier aus dem zoologischen Repertoire zeigt. Es handelt sich vielmehr um eine Art Fabelwesen, dessen Schrecklichkeit nicht mit den auf Erden lebenden Raubtieren zu vergleichen ist. Vor diesem Tier gab es kein entrinnen mehr.

Alles was die Römer kannten, wurde von ihnen erobert und das Reich hatte bald eine Ausdehnung, die die gesamte damalige bekannte Zivilisation umfaßte. Wer damals in einem kultivier¬ten Land leben wollte, mußte sich dem römischen Willen beugen. Er wurde gefressen und einverleibt und war zu seinem Bestandteil geworden. Keineswegs war das römische Reich alles umfassend, aber wer ihm entkommen wollte, der mußte in die Wildnis Afrikas, Asiens oder gar des fernen kalten Nordens Europas entweichen, mit seinen undurchdringlichen Wäldern, in denen umherstreifende Germanenhorden ihr anarchistisches Unwesen trieben. Nich viel anders war es damals in Asien. Innerhalb der Grenzen des römischen Reiches herrschte wenigstens so etwas wie Recht und Ordnung. Das eiserne römische Recht zwar, das hauptsächlich den römischen Bürgern und den exekutierenden Legionen zugute kam. Aber wenn man sich mit denen arrangierte, stand man unter dem Genuss der Pax Romana, dem römische Frieden.

Ein Friede allerdings, der nicht auf Glück und Wohlstand aller Individuen aufge¬baut war, sondern immer mehr die Huldigung des Kaisers zum Mittelpunkt hatte, der sich bald wie einen Gott verehren ließ. Unzählbar ist die Schar der verfolgten, enteigneten, versklavten, gefolterten und getöteten Menschen, die diesem Tier zum Opfer fielen, denn es gab kein entkommen. Das Römische Reich steht bisher einzig in der Geschichte da. Vor ihm und nach ihm hat es nichts Vergleichbares gegeben.

Die 10 Hörner und das kleine Horn des Ungeheuers (7b-8)

Wir kommen nun zu einem Punkt, an dem sich das Bild nicht mehr historisch deuten läßt. Die 10 Hörner und das in ihnen hervorbrechende kleine Horn hat keine historische Entsprechung. Hier wird die Prophetie Daniels zu einem noch ungelösten Rätsel und es bedarf des Hinzuziehens weiterer Schriftstellen, um zu einer Erklärung zu kommen. Bevor wir aber dies aber tun, wollen wir kurz festhalten dass Daniel hier das Aufkommen und den Untergang von vier Weltreichen sieht. Danach sieht er ab Vers 9 das Gericht über das letzte aus dem Völkermeer entstandene Weltreich und die Aufrichtung eines neuen Reiches durch Gott selbst. Den menschlichen Weltreichen wird ein Ende gemacht und ein göttli¬ches wird aufgerichtet.

Nun ist aber das römische Reich untergegangen und es hat weder ein derartiges Gericht gegeben, noch ein weiteres Weltreich, das man als das Reich Gottes bezeichnen könnte. Wie lässt sich dies erklären? Die Erklärung liegt darin, dass das letzte Reich zwar untergegangen ist, seine Geschichte jedoch noch nicht zu Ende ist, sondern dass sie sich noch einmal wiederholen wird.

Wenige Jahrhunderte bevor sich das römischen Weltreich auflöste (von einem plötzlichen dramatisches Ende kann man nicht sprechen), hat ein anderer Prophet, der Apostel Johannes eine sehr ähnliches Bild gesehen, das diese Annahme vom Wiedererstehen des römischen Reiches bestätigt: Off. 13:1 3 schildert uns in gleicher Weise das letzte Tier, das aus dem Meer steigt:
Und ich sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte zehn Hörner und sieben Häupter und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern lästerliche Namen. 2 und das Tier, das ich sah, war gleich einem Panther und seine Füße wie Bärenfüße und sein Rachen wie ein Löwenrachen. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Thron und seine Macht. 3 Und ich sah eines seiner Häupter, als wäre es tödlich verwundet, und seine tödliche Wunde wurde heil. Und die ganze Erde wunderte sich über das Tier.

Dieses Tier das Johannes gesehen hat, scheint gewisse Eigenschaften aller 4 Weltreiche zu haben, ähnelt aber dem vierten Tier aus Daniel am meisten. Es sind wieder 10 Hörner, die uns als Könige dargestellt werden, was wir an den Kronen sehen die sie haben. Aber es kommt noch etwas dazu, nämlich die 7 Häupter, die Daniel nicht gesehen hat. Um nun diese gemeinsame prophetische Vision von Daniel und Johannes wirklich vergleichen zu können, müssen wir einen kleinen Exkurs in die Offenbarung machen



Exkurs zu den sieben Häuptern und zehn Hörnern in Off. 17:7-12
In Off. 17:7-8 wird das gleiche Tier noch einmal geschildert und erklärt:
Und der Engel sprach zu mir: Warum wunderst du dich? Ich will dir sagen das Geheimnis der Frau und des Tieres, das sie trägt und sieben Häupter und zehn Kronen. 8 Das Tier, das du gesehen hast, ist gewesen und ist jetzt nicht und wird wieder aufsteigen aus dem Abgrund und wird in die Verdammnis fahren. Und es werden sich wundern, die auf Erden wohnen, deren Namen nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens vom Anfang der Welt an, wenn sie das Tier sehen, dass es gewesen ist und jetzt nicht ist und wieder sein wird.

In Vers 8 also noch einmal die Bestätigung, dass dieses Weltreich unterbrochen werden wird, es wird vergehen und wieder aus dem Abgrund aufsteigen. Was nun Johannes aber sieht und was Daniel nicht gesehen hat ist das Weib, das auf dem Tier reitet und die sieben Häupter. Wir könnten hier sogar berechtigterweise fragen, ob es sich wirklich um das gleiche Tier handelt. Doch diese Frage ist schnell beantwortet: es muss das gleiche sein, denn es ist jeweils das letzte Tier, also das letzte »Weltreich« vor dem Gericht Gottes.

Welche Weltmacht aber wird das wirklich sein, die Johannes da sieht? Ist es tatsächlich das römische, wie bei Daniel, das dem griechischen Reich nachfolgte? Wir finden die Antwort wenn wir weiter lesen (17:8-9), was die sieben Häupter des Fabelwesens bedeuten:
9 Hier ist Sinn, zu dem Weisheit gehört! Die sieben Häupter sind sieben Berge, auf denen die Frau sitzt, und es sind sieben Könige. 10 Fünf sind gefallen, einer ist da, der andere ist noch nicht gekommen; und wenn er kommt, muss er eine kleine Zeit bleiben. Und das Tier das gewesen ist und jetzt nicht ist, das ist der achte und ist einer von den sieben und fährt in die Verdammnis. 11

Daniel hat sie nicht gesehen, aber Johannes und sie wurden ihm auch erklärt: Die sieben Häupter haben eine doppelte Bedeutung. Zuerst werden sie als sieben Berge gedeutet. Es wird schwer sein, eine zweite Stadt ausfindig zu machen, die wie Rom auf sieben Hügeln erbaut worden ist. Dann aber werden uns die 7 Häupter auch als 7 Könige gedeutet. Rom hatte zwar mehr Herrscher als sieben, aber es müssen ja nicht Herrscher, es könnten damit auch Herrschaftssysteme gemeint sein. Das vergangene Rom hatte sechs Regierungssysteme, durch die Rom nacheinander beherrscht wurde. Diese werden in der Geschichtsschreibung aufgezählt als Zeiten der Könige, Konsuln, Diktatoren, Decemviri, Tribune und Kaiser. Zur Zeit des Johannes war Rom ein Kaiserreich, die sechste Regierungsform also. Davor waren 5 gefallen, wie geschrieben steht (V.10) einer ist da, das ist der sechste. Und am Ende der Zeiten sollte also das römische Reich in einer neuen Verfassung wieder auferstehen, das wäre dann seine letzte, die siebte Regierungsform. Das Tier selbst aber wird abermals eine neue Gewaltherrschaft begründen, auf der Basis des siebten System, das ist das Achte und es wird das letzte Reich sein, das des Antichristen.

Was es aber mit den zehn Hörnern auf sich hat, die Daniel auch gesehen hat, das erklären uns der nächste Verse aus Off. 17:12 Und die 10 Hörner, die du gesehen hast, das sind zehn Könige, die ihr Reich noch nicht empfangen haben; aber wie Könige werden sie für eine Stunde Macht empfangen zusammen mit dem Tier. 13 Diese sind eines Sinnes und geben ihre Kraft und Macht dem Tier.
Die zehn Hörner werden als zehn zukünftige Könige identifiziert. Unter diesem System (es ist das Siebente) wird das römische Weltreich wieder aufersteht. Das Achte, der letzte, wäre dann der Antichristen, der über mit Hilfe der 10 zur Macht kommt und über den dann das Gericht gehalten wird, so wie wir das auch wieder in Daniel lesen können.

Diese Sicht des Johannes ist also viel deutlicher als bei Daniel, der Grund ist, dass er dem Geschehen viel näher ist. Die Propheten sehen nämlich die Ereignisse wie mit einem Teleskop, das die räumliche Tiefe einer Landschaft nicht zeigt. Wenn man in ein Fernrohr sieht, dann erschei¬nen alle Berge ineinandergeschoben, so als gäbe es keine Täler dazwischen, während doch die Täler oft sehr lang gezogen sein können. So war Daniel auch das Zeitalter der Gemeinde Jesu Christi (auch Zeitalter der Gnade), das zu einer Unterbrechung der römischen Weltherrschaft geführt hat, überhaupt nicht sichtbar. Johannes sah da schon viel mehr. Aus unserer Perspektive betrachtet erscheint es so, als wäre Satan mit dem Zeitalter der Gemeinde tatsächlich ein Teil seiner Macht abhanden gekommen, nämlich die Macht alles beherrschende Weltreiche zu etablieren. Tatsächlich hat es seitdem immer mehrere, sich gegenseitig kontrollierende Weltmächte gegeben. Das ursprüngliche Ziel (siehe Turmbau zu Babel) war nicht mehr zu erreichen.

Exkurs zu Off. 12:3+9
Die Offenbarung zeigt uns aber auch, wie Satan diese Macht zurück erhält. Das verstehen wir, wenn wir Off. 17:7 noch mit 12:3+9 vergleichen:
3 Und es erschien ein anderes Zeichen am Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen. … 9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt, und er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.

Diese Stelle zeigt uns dasselbe Tier, allerdings nicht aus dem Völkermeer entstanden, sondern als im Himmel präsenter Drache der zur selben Zeit auf die Erde verstoßen wird, wenn dort sein irdisches Pendant, das römische Reich neu entsteht. Dieses Gebilde auf Erden ist sozusagen die maßgeschneiderte Uniform Satans, in der er sich am Ende der Zeiten der Menschheit präsentieren wird, um sich von ihr direkt anbeten zu lassen.

Daniel sieht also tatsächlich bis ans Ende der Zeit, wie auch Johannes, auch wenn ihm ein so bedeutender Zeitabschnitt wie das Zeitalter der Gemeinde verborgen bleibt. Aber er sieht den Antichristen, das Toben des Satans, den letzten Diktator. Er sieht ihn im kleinen Horn, das große und vermessene Dinge spricht, diese entspricht dem aus dem Himmel geworfenen Drachen, der sich des Tieres bemächtigt und sich die Könige, dargestellt in den 10 Hörnern, unterwirft, wobei er drei von ihnen vernichtet. Hier könnte man nun einwenden, liegt ein wesentlicher Unterschied vor zu Off. Off. 17:12-13, wo die 10 dem kleinen Horn ihre Macht geben und nichts von einem Ausbrechen dreier der Hörner die Rede ist. Doch das wäre erklärbar, wenn man annimmt, dass die Machtübernahme zwar den Tod dreier Protagonisten aber nicht deren Systeme bedeutet. Nehmen wir also an, der Antichrist unterwirft sich die 10 Könige indem er drei stürzt, aber er setzt neue Marionettenkönige ein, wie das ja üblich ist, und somit sind es weiterhin 10 Reiche, auf die er seine Macht stützt.

 

Von Daniels Horn heißt es aber zuletzt, es hatte ein Maul, das redete große Dinge. Gemeint ist damit ein lästerliches großmauliges Reden.

Der Uralte und das Gericht (9-10)

Während die Vermessenheit das Geschehen auf Erden zu beherrschen scheint, werden in scheinbar großer Gelassenheit Throne aufgestellt. Wir erleben hier die Abwicklung des Gerichtes Gottes über das Weltreich der Menschen und seines letzten Herrschers. Da ist keine Hektik. Keine eilig getroffenen Sicherheitsvorkehrungen sind notwendig. Gott ist ein souveräner Richter. Er war und ist nie in irgendeiner Weise von Satan, dem Tier oder irgend Jemanden im Himmel und auf Erden angefochten gewesen.

Eigentlich ist es seine Herablassung – sein Erbarmen – dass er zu Gericht sitzt um Recht zu schaffen, das Chaos und die Sünde zu beseitigen. Und wir werden gleich sehen, für wen er dies tut. Zunächst lassen wir uns noch etwas von der Beschreibung gefangeneneh¬men, die uns hier von dem Allmächtigen gegeben wird. Trotz der Unzulänglichkeit menschlicher Sprache, kommt doch manches an, von seiner Größe, wenn wir die Bilder richtig deuten.

Er wird uns zunächst beschrieben, als einer der URALT ist. Dies soll natürlich keine Andeutung einer zeitlichen Begrenztheit Gottes sein – Gott ist ewig! Aber es ist die Beschreibung einer ehrfurchtsgebietenden Persönlichkeit. Im Orient galten alte Menschen als weise. Ihren Worten war Aufmerksamkeit zu schenken. Der Jüngere hatte zu schweigen, wenn der Ältere sprach. Vor dem Auftreten dieses Richters verstummte also alles und hatte vor Ehrfurcht weiche Knie.

Sein Kleid und sein Haar – weiß und rein. Eine durch und durch blendende Gestalt. Er ist nicht mit einem Bild festzuhalten, es gibt keinen Maler in der Geschichte, der dieses Szenario überzeugend gemalt hätte. Und auch wenn die modernsten Filmstudios tief in die Trickkiste greifen würden, könnten sie kein zufriedenstellendes Ergebnis dessen liefern, was Daniel hier gesehen hat: eine blendende Gestalt, von Feuerflammen umhüllt.

Ein langer feuriger Strahl ging von ihm aus. Das ist der Weg, auf dem Du gehen mußt, wenn du dich ihm nähern willst. Es erscheint lächerlich, wenn sich fernöstliche Fakire damit brüsten, über glühende Kohlen laufen zu können. Auf diesem Strahl sollten sie laufen, dann würden sie sich als für die Welt Gottes tauglich erweisen. Aber welcher Irdische würde das ausprobieren wollen? Wenn wir ihn so sehen, wie er ist, dann wird es klar: kein Mensch kann sich Gott nahen, denn er ist noch schrecklicher und herrlicher als das Feuer das ihn umgibt.

Dennoch dienen sie ihm, tausend mal Tausende und zehntausendmal Zehntausende stehen vor ihm. Rein und heilig wie er, können sie dem Feuer stand halten, denn sie sind geheiligt dem Herrn!

Ein gewaltiges und großartiges Szenario entfaltet sich da vor dem armen Daniel, dessen schwaches menschliches Herz auch nicht für solche Visionen geschaffen war. Aber er schaut weiter zu, was geschieht: das Gericht beginnt, Bücher werden aufgetan. Es gibt noch immer keine Unruhe wegen der großen Reden des Tieres. Das Tier kann reden was es will, nur Daniel scheint darauf zu achten. Was zählt sind die Fakten und die sprechen gegen den Milliardenmörder. In den Protokollen der Geschichte minutiös und detailliert festgehaltene Informationen, werden allein die Grundlage höchstrichterlicher Entscheidung sein. Da braucht es keine Beweisaufnahme mehr und Plädoyers für oder gegen den Angeklagten, denn der Richter ist der Allwissend und unfehlbar in seinem Urteil, das Geschwätz interessiert ihn überhaupt nicht.

Die Vollstreckung des Urteils (11-12)

Schließlich wird das Urteil sofort und ohne weitere Erklärungen vollstreckt. Das Tier wird getötet und mit Feuer verzehrt. Sein Leib kommt um, es bleibt nichts mehr übrig von diesem gewaltigen römischen Weltreich und mit ihm gehen zugleich alle Reiche der Erde zu Grunde, die soviel Leid und Elend über seine Bewohner gebracht haben. Ein Ende all jener Reiche, die Millionen von Menschen faszinierten und wofür unzählige Narren ihr Leben opferten. Gott hat jene verdorben, die die Erde verdarben.

Die vier Weltreiche hatten ihre ihnen festgesetzte Zeit, sich zu entwickeln, zu bestehen und unterzugehen. Aber die Geschichte der Welt ist nicht nur eine Geschichte der Weltreiche. Sie beinhaltet auch die Geschichte einer Vielzahl von Völkern und Nationen. Die Frage stellt sich: was ist mit diesen? Wo bleibt in diesem allen der Mensch, und was ist die Zukunft der Menschheit? Die Anwort finden wir in den nächsten Versen.

Der Menschensohn übernimmt das Reich (13-14)

Es ist ein Nachtgesicht, voll beunruhigender Bilder und schrecklicher Gesichter. Doch das Gesicht ist nicht ohne Hoffnung:
und siehe, es kam einer mit den Wolken des Himmels wie eines Menschen Sohn und gelangte zu dem, der uralt war, und wurde vor ihn gebracht. 14 Der gab ihm Macht, Ehre und Reich, dass ihm alle Völker und Leute aus so vielen verschiedenen Sprachen dienen sollten. Seine Macht ist ewig und vergeht nicht, und sein Reich hat kein Ende.

Hier lesen wir etwas was uns vertraut klingt. Wo wir uns als Christen wieder wohl fühlen, nach all dem schrecklichen und furchterregenden, das uns bisher geschildert wurde. Ein Menschensohn tritt auf. Es kann natürlich nur der sein, der uns in den Evangelien genannt wird. Inmitten der dienenden Wesen, der schrecklichen Tiere und des für uns unnahbahren Gottes ist jemand der dem Daniel und uns gleich ist. Einer aus Fleisch und Blut und – oh Wunder! – er gelangt unbeschadet bis zu dem Uralten. Da ist ein Mensch wie Du und ich und er besteht, denn es ist Jesus, der Heilige Gottes.

Aber nicht genug damit, Gott gibt diesem Menschen auch noch Macht, Ehre und alle Völker zum Eigentum. Und er ordnet an, das sein Weltreich nicht vergehen und kein Ende haben soll. Auffallend ist, dass in seinem Reich die Völker ihre nationale Eigenständigkeit behalten. Sie werden ihm dienen, in so vielen verschiedenen Sprachen wie es gibt. Die Sprachenverwirrung wird nicht aufgehoben; nein, sie wird geheiligt! Das gewährleistet eine Vielzahl von kulturellen Entwicklungen und Anbetungsformen zur Ehre Gottes, es wird wunderschön sein. Zu Ende ist die Unterdrückung, die Zwangs-Assimilation der Fremden, das Erobern von Ländern und verdrängen der Völker aus ihren angestammten Gebieten. Jedes Gleichschalten von Menschen, damit sie sich besser beherrschen lassen hat ein Ende. Denn es wird die Herrschaft unseres Herrn Jesus Christus sein, der alleine würdig ist das Zepter zu halten. Eine Zeit der ungeahnten Entfaltungsmöglichkeiten wird für die Menschheit angebrochen sein.

Daniel wird der Traum erklärt (15-18)

Was wir uns hier mit unserem Wissen und der Kenntnis des Neuen Testamentes so schön ausmalen, war für Daniel aber alles andere als beruhigend. Er wusste ja nichts von Jesus, von diesem Menschensohn. Die Tatsache das Gott einem Menschen die Ehre und die Herrschaft auf ewig gibt, muss für ihn schwer einzuordnen gewesen sein. Stellt euch vor, wir haben dem Propheten, der dieses Gesicht gesehen hat etwas voraus. Wir wissen nämlich, dass dieser Mensch Gottes Sohn ist und ihm daher auch die absolute Herrschaft über alle Menschen gebührt.

Aber einiges wird ihm doch erklärt, »von einem die dastanden« heißt es. Das meiste von dem haben wir schon mit besprochen. Nur eines bleibt noch zu erwähnen. Der Menschensohn wird nämlich seine Herrschaft nicht alleine ausüben. Er wird sie teilen, mit denen die er seine Brüder nennt: »die Heiligen des Höchsten«, das sind die bewährten Gläubigen unseres Zeitalters. Das kannst Du sein, wenn Du es willst, oder ich. Wenn wir bereit sind den Preis zu bezah¬len, kann uns niemand diese Krone nehmen. Die ganze Hingabe unseres Lebens an diesen neuen kommenden Herrscher – jetzt schon, noch in diesem Äon – damit er uns gebrauchen kann, für die Vorbereitung dieser neuen Zeit, das ist der Preis. Es ist der Verzicht auf ein Eigenleben und das Leben in seinem Geist und in seiner Liebe.

Schlussbemerkung:

Diese Verse, die wir heute miteinander betrachtet haben, sollten einiges in unse¬rem Denken zurechtrücken. Die meisten von uns haben den letzten Krieg nicht mehr erlebt. Über 50 Jahre Frieden und Wohlstand in unserem Lande lassen in uns leicht die Illusion entstehen, das könnte immer so bleiben. In Wirklichkeit können die vier Winde über Nacht losgelassen werden und das Toben der Nationen kann auch Europa erneut erfassen. Schon ist das Meer um einiges rauher als noch vor ein paar Jahren. Wann wird auch unser Land wieder erfasst werden?

Es ist unverdiente Gnade, dass seine Engel die Winde zurückgehalten haben und wir nicht erneut zum Spielball mörderischer Mächte geworden sind. Aber die Menschen schätzen das nicht. Sie schreiben sich das alles auf die eigene Fahne. Unsere Kultur, unsere Intelligenz, hat das alles geschaffen, den Frieden und den Wohlstand. Dabei ist doch die Bosheit so offensichtlich geworden, und wenn das Maß wieder voll ist, dann wird sich das Unheil erneut entfaltet und es wird aus dem Völkermeer ein neues Reich entstehen. Ein Tier, so groß und schrecklich, schrecklicher als alle Vorherigen.

Was sollen wir tun? Wo sollen wir hin? Wo können wir denn leben? Gibt es einen Weg uns da aus allem rauszuhalten? Raushalten werden wir uns nicht können. Aber es gibt eine Verheißung und mit dieser möchte ich unsere Betrachtung von Daniel 7 beenden, wir finden sie in Jes 46:1-4. Diese Verse handeln vom Untergang Babylons. Wie zuvor das Volk Israel, so mussten nun viele Babylonier ihre Heimat verlassen und sie taten dies mit einer seltsamen Last:
1 Bel bricht zusammen, Nebo ist gefallen, ihre Götzenbilder sind den Tieren und dem Vieh aufgeladen, dass sie sich müde tragen an dem, was eure Last war. 2 Ja, sie können die Last nicht wegbringen. Die Götzen sind gefallen und alle zusammengebrochen und müssen in die Gefangenschaft gehen.

Hier finden wir das unstete wandernde Volk, das sich mit einer Last abmüht, die ihm zum Verhängnis wird. Zu all der Not kommt noch der Anspruch der Götzen denen sie dienen und das gibt ihnen den Rest. Aber für das Haus Israel gilt das Gegenteil:
3 Hört mir zu, ihr vom Hause Jakob und alle, die ihr noch übrig seid vom Hause Israel, die ihr von mir getragen werdet von Mutterleibe an und vom Mutterschoße an mir aufgeladen seid: 4 Auch bis in euer Alter bin ich derselbe, und ich will euch tragen, bis ihr grau werdet. Ich habe es getan; ich will heben und tragen und erretten.

Das gezüchtigte Volk hat die Last seiner Götzen längst abgeschüttelt und nun wird es durch alle Not hindurch von ihrem Gott getragen. Wie sollte es uns eigentlich anders gehen? Sind wir bereit für die dunkle Zeit? Bereit, von Gott da durchgetragen zu werden, oder haben wir andere Götter, die uns dann zur Last werden? Die Weltgeschichte können wir nicht beeinflussen, aber das können wir: alles über Bord werfen, was Gott nicht gefällt, dann werden wir ihn auch so erleben, als einer der uns durch alles hindurch trägt.

Amen