3. Klarheit über die Geisteswirkungen (1. Kor. 12:1-3)

Wir haben nun die letzten male im Römerbrief gesehen, was dort Paulus über die Charismata, die Gnadengaben sagt. Wir haben in Kap. 12 eine erste Aufzählung von Gaben gesehen und festgestellt, dass diese nicht vollständig sein kann, aber dass sie dennoch repräsentativ ist, weil sie viele Gegensätze enthält. Paulus macht darin keinen Unterschied zwischen jemanden der lehrt, oder prophezeit, oder auch nur dient, gibt oder barmherzig ist, es sind alles Charismata, also Gnadengaben. Nun kommen wir zum 1.Ko­rintherbrief, in dem wir eine weitere Liste, ebenfalls im 12. Kapitel finden. Zuerst aber müssen wir unbedingt die ersten 3 Verse verstehen, ehe wir uns mit dieser Liste auseinandersetzen.

 

1. Kor. 12:1-3

1 Über die Geisteswirkungen aber, ihr Brüder, will ich euch nicht in Unwissenheit [Unklarheit eig.Anm.] lassen. 2 Ihr wisst, dass ihr einst Heiden wart und euch fortreißen ließt zu den stummen Götzen, so wie ihr geführt wurdet. 3 Darum lasse ich euch wissen, dass niemand, der im Geist Gottes redet, Jesus verflucht nennt; es kann aber auch niemand Jesus Herrn nennen als nur im Heiligen Geist.

 

Die ersten drei Verse zeigen uns also, dass hier nun verstärkt vom Heiligen Geist die Rede ist. Im Römerbrief war das Thema doch sehr Christuszentriert, da war von Gottes Geist nicht die Rede im Zusammenhang mit den Gnadengaben. Hier aber beginnt Paulus gleich damit und spricht zunächst von den Geisteswirkungen. In der Lutherübersetzung steht da in Vers 1: Über die Gaben des Geistes aber will ich euch, liebe Brüder, nicht in Unwissenheit lassen. Das Wort Geistesgaben kommt aber in der Bibel überhaupt nicht vor. Nur in der Lutherübersetzung ist 3 mal von »Gaben des Geistes« die Rede, nämlich hier in V1 und 14:1+12. Da müsste dann aber mindestens Charisma stehen, steht aber nicht, dieses Wort werden wir erst in V4 zum ersten mal finden. Es geht also um die »Wirkungen des Geistes« in uns (griech: pneumatica). Paulus will in diesem Kapitel darüber sprechen, was der Geist in uns wirkt. Das soll auch das Thema dieser Predigt sein. Dennoch ist klar, dass Paulus hier die Gnadengaben in eine Beziehung setzen will zum Heiligen Geist, denn es ist ja klar, dass die Charismata Wirkungen des Geistes Gottes sind. 

Im Unterschied zum Römerbrief, haben wir es beim Korintherbrief nicht mit einem systematischen Lehrbrief zu tun, sondern mit einem Schreiben des Apostel Paulus, das als Antwort auf gewisse Fragen gedacht war, die in der Gemeinde in Korinth aufgetreten waren. Neben vielen anderen Fragen, war die nach der Bedeutung der Geisteswirkungen eine wesentliche. Darum geht es in diesem Abschnitt des Korintherbriefes in den Kapiteln 11, 12 und 13.

Wir können davon ausgehen, dass es wie in anderen Bereichen auch,  hier zu Missständen gekommen ist. Wir lesen ja im Korintherbrief von den verschiedensten Dingen: Auseinandersetzungen wegen Spaltungen, Ehebruch, Unordnung in den Zusammenkünften und so weiter. So war eine diese Fragen auch der Gebrauch der Gnadengaben. Und Paulus ist es ein Anliegen, die Korinther aufzuklären und zwar über die Charismata als Geisteswirkungen. Es geht also um den Geist, es geht darum, dass die Korinther und mit ihnen auch wir, ein klares Bild haben von dem, was vom Geist Gottes gewirkt ist und was nicht. Aufklärung ist aber auch Lehre, Paulus will die Korinther belehren, damit sie nicht abirren. Er tut das zwar nicht wie im Römerbrief systematisch, sondern hier anlassbezogen, aber dennoch lehrt er auch im Korintherbrief und möchte dass die Gläubigen in Korinth durch Lehre an Erkenntnis wachsen. 

 

Das ist deshalb so deutlich, weil Paulus es hier in Bezug setzt, zu den Mythen der Heiden, denen die meisten Christen in Korinth gefolgt waren, ehe sie Jesus nachfolgten, von Kind auf waren sie heidnische Kulte gewohnt und da war ein großer Unterschied zu ihrem Leben jetzt und sollte es auch sein. Paulus sagt, damals, als sie noch die Götter anbeteten, wurden sie zu den stummen Götzenbildern hingezogen, ja fortgerissen. Es ging dabei nicht um Erkenntnis, sondern um Wirkungen. Die Geschichten, die von den Götzen erzählt werden, können oft sehr widersprüchlich sein, aber in der Wirkung sind sie trotzdem stark und bewegen die Menschen. Wenn die Menschen nichts dabei empfinden würden, wären sie keine Götzendiener, dabei war es nicht wirklich wichtig, ob sie der Wahrheit folgten. Er weiß, dass die Menschen in Korinth nicht gewohnt sind nach Wahrheit zu fragen, nach Stimmigkeit und Konsequenz in Lehre und Leben. Es ging immer nur um Wirkungen, darum etwas zu spüren, Kraft, Freude, vielleicht Extase, und natürlich auch Hoffnungen zu entwickeln, im Blick auf die Zukunft. Um alles das geht es ja auch heute noch in jeder Religion.

Wie schlüssig die ganze Sache ist, war nicht wesentlich, Hauptsache es wirkte. Da unterschied sich auch das jüdische Denken sehr vom griechischen. Die Juden waren es gewohnt allem erst mal misstrauisch gegenüber zu stehen und zu fragen, ob das auch mit den Offenbarungen der Heiligen Schrift übereinstimmt. Die Griechen aber waren pragmatisch. Wenn etwas scheinbar nützlich war und funktionierte, dann war es auch gut und richtig. Sie orientierten sich an Wirklichkeiten, für Wahrheiten hatten sie keinen Sinn und die Lüge ist ja schließlich auch eine Wirklichkeit. Das war damals eine Mentalität, die sich auch heute wieder mehr und mehr breit macht. Wenn etwas stark in der Wirkung ist, dann wird es für wahr gehalten.

 

Und die Gnadengaben waren teilweise sehr stark in der Wirkung. Wir werden sehen, was Paulus da später alles aufzählt. Da ist die Rede von Weissagungen, von Wundern und Heilungen und vor allem von der Rede in anderen Sprachen, die man nicht gelernt hatte. Diese  »Spektakulären Gnadengaben«, wie ich sie bezeichnen möchte, brachte die Griechen ganz aus dem Häuschen. Sie waren beeindruckt und nun geneigt, alles was irgendwie in diese Richtung ging, als vom Heiligen Geist gewirkt zu verstehen. Das war ja auch verständlich, aber es war auch sehr gefährlich und deshalb schreibt Paulus diese Zeilen. Er will die griechischen Christen aufklären und sie dazu ermahnen, zu unterscheiden.

Es ist also eine wichtige Sache, dass sich ein Christ nicht von irgendetwas fortreißen lässt. Ekstatischer Zwang unter Ausschaltung der Vernunft ist eine Sache des Heidentums und nicht des Christentums. In dem was der Geist Gottes tut, geht es immer um eine freiwillige, bewusste Nachfolge, nachdem wir erkannt haben, was Gott von uns will. Dies ist der Weg des Geistes, auch dann, wenn es um spektakuläre Ereignisse geht. Das ist ganz wichtig und muss beachtet werden.

 

Was war denn nun das eigentliche Problem bei den Korinthern? Offensichtlich ist es soweit gekommen, dass Menschen in anderen Sprachen gesprochen haben und man dabei feststellte, dass sie Jesus verfluchten, als es übersetzt wurde. Wir wissen ja, dass es nicht allein die Gabe gab, dass jemand in anderen Sprachen sprach, die er nicht gelernt hatte und auch nicht verstand, sondern es gab auch die Gabe, das Gesprochene zu übersetzen. Es war also zumindest für die Ausleger des gesprochenen Wortes, die Übersetzer, klar, dass da was nicht stimmte. Doch das Wunder war so überzeugend, dass deren Warnungen wahrscheinlich ignoriert wurde. Man war bereit, einem jeden der in fremden Sprachen sprach, die er nicht gelernt hatte, zuzugestehen, dass er das im Heiligen Geist tat, ganz gleich, ob er dabei Christus als seinen Herrn und Heiland pries, oder ihn verfluchte.

Dass es sich dabei um Menschen handelte, die Jesus Christus mit normalen Worten fluchten, oder sagen wir mal, schlecht über ihn sprachen, das können wir ausschließen. Denn warum sollte ein Christ schlecht über Jesus Christus sprechen, das wäre ja völlig verrückt. Paulus spricht hier zu Brüdern, wie er im 1. Vers betont. Wenn also jemand bewusst und in seiner eigenen Sprache Jesus verflucht, den hätte Paulus kaum für einen Bruder gehalten und auch die Gemeinde hätte es nicht getan, er wäre ausgeschlossen worden und Paulus hätte gar nicht weiter davon zu sprechen brauchen. Es war also hier etwas geradezu Unheimliches geschehen. Offensichtlich hatten sich leichtgläubigen Geschwister dazu hinreißen lassen, die Gnadengabe der Sprachenrede nach zu machen, die ihnen der Geist Gottes nicht gegeben hatte und sie gerieten dabei so in Extase, wie in den Zeiten als sie den Götzen gedient hatten. Wir wissen ja, dass es in den verschiedensten Kulten Extasen gibt oder auch dass die Menschen durch Hypnose in Trance fallen und dass ähnliche Wirkungen auch auf einem anderen Weg möglich sind als durch den Heiligen Geist. Es liegt also nahe, dass wenn jemand eine Gabe nicht hatte, die er aber gerne gehabt hätte, er sie sich mittels anderer, im Heidentum bekannter Techniken besorgt haben könnte. Dagegen sind diese ersten drei Verse gerichtet. Denn das Ergebnis war natürlich nicht das Gleiche. Anstatt dass Jesus verherrlicht wurde, wurde er verlästert. 

Es kann also niemand beim Reden in fremden Sprachen, oder beim Weissagen Jesus verfluchen. Beim Weissagen oder der prophetischen Gabe ist es ja genau so. Hier weiß der Sprecher zwar, was er sagt, aber er hat es ja als eine Offenbarung empfangen, es ist nicht seine Botschaft, die er da weitergibt und darauf beruft er sich. Es ist aber klar, dass wenn es ein Geist war, der ihm diese Offenbarung gegeben hat, in der Jesus verflucht wird, es nicht der Heilige Geist gewesen sein kann.

 

Auch beim Umkehrschluss des Satzes in V3 wird es deutlich, dass damit nicht das normale Sprechen und bekennen aus dem eigenen Verstand heraus gemeint sein kann. Denn bei klaren Sinnen kann man Jesus durchaus auch ohne den Heiligen Geist einen Herrn nennen. Das hat uns ja Jesus in Matth. 7:21-23 vorausgesagt: »Nicht jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen, sondern wer den Willen meines Vaters im Himmel tut.« Das bloße Lippenbekenntnis ist also sowieso kein Beweis dafür, dass der Geist Gottes am Wirken ist. Es muss auch im Leben eines Bekenners deutlich werden, dass er Christus nachfolgt indem er den Willen Gottes tut. 

In diesem Zusammenhang hat der Herr aber auch schon darauf hingewiesen, dass es zu einer Nachahmung der Geistesgaben kommen wird: 22 Viele werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele Wundertaten vollbracht? 23 Und dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr Gesetzlosen! Also selbst wenn spektakuläre Wirkungen im Spiel sind, ist es nicht ausgeschlossen, dass es sich dabei um eine Täuschung und nicht um das Werk des Heiligen Geistes handelt. Ja eigentlich geht Jesus sogar noch weiter als Paulus, indem er sagt, dass es möglich ist, dass jemand in seinem Namen diese Dinge tut und dennoch »kennt er ihn nicht«, es handelt sich also um keine Geisteswirkungen.

 

Bleiben wir also dabei, es handelt sich in 1. Kor. 12:3 nicht um ein normales Bekenntnis, sondern um Weissagung oder Reden in fremden Sprachen. Wenn das vom Geist Gottes gewirkt ist, dann wird Jesus dadurch verherrlicht und als Herr bekannt. Herr in einem Sinne von absolutem Autorität- und Herrschaftsanspruch, wie dies nur Gott zukommt. Dieses Bekenntnis aber kann nur im Heiligen Geist so formuliert werden, denn ein falscher Geist wird immer versuchen, die Autorität und Herrschaft Christi in Frage zu stellen um die Menschen zur Sünde zu verführen.

Wir sehen also gleich zu Beginn dieses Kapitels, dass die Spektakulären Gnadengaben auch problematisch sein können. Denn es scheint grundsätzlich möglich zu sein, sie auch ohne den Geist Gottes zu imitieren. Wie aber können wir dem entgehen, getäuscht und verführt zu werden, mit Wunderkräften und spektakulären Geisteswirkungen, hinter denen doch nicht der Geist Gottes steht? Das ist nur möglich, wenn wir das was uns die Bibel über den Heiligen Geist lehrt, ernst nehmen und festhalten. Darum wollen wir jetzt, bevor wir in der nächsten Predigt im Korintherbrief weitermachen, uns ein wenig grundsätzlich mit dem Geist Gottes, der dritten Person der Göttlichen Dreieinigkeit beschäftigen. 

1.Der Hlg. Geist im Alten Testament

Erste Erwähnung des Heiligen Geistes finden wir schon im ersten Kapitel der Bibel, in 1.Mo 1:2, in der Schöpfungsgeschichte.

Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis war über der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern . 

Später finden wir darauf einen Bezug auch bei Jesaja 34:16 

… sein Mund gebietet es und sein Geist bringt es zusammen. 

Dies zeigt uns den Heiligen Geist als den Handelnden in der Geschichte der Menschen. Insofern war der Geist immer schon anwesend und aktiv auf der Erde, wenngleich auch in den Zeiten des Alten Testamentes im Hintergrund wirkend. Im Vordergrund stand damals der Gott Israels »JAHWE«, so wie er sich Moses offenbart hatte. 

2. Der Hlg. Geist bei Jesus

Von diesem Jahwe erwarteten die Juden die Sendung eines Messias, eines Erlösers. Das ist nun Jesus Christus. Als Jesus kam, stellte er uns den, der ihn gesandt hatte als den »Vater im Himmel« vor. Es war ihm scheinbar wichtig, dass die Jünger den Gott des Alten Testamentes als ihren Vater begreifen sollten. 

Dabei spielte der Heilige Geist in der ganzen Zeit der Wirksamkeit Jesu auch eine wichtige Rolle:

 

Maria empfing Jesus vom Heiligen Geist, wie Luk. 1:35 berichtet: 
(Darauf begründen wir die göttliche Herkunft Jesus) 

»Und der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren werden wird, Sohn Gottes genannt werden.«

 

Jesus empfing den Heiligen Geist auch, als er von Johannes getauft wurde Luk. 3:22.
Als Jesus aus dem Wasser stieg, sah Johannes folgendes:

»…und der Heilige Geist stieg in leiblicher Gestalt wie eine Taube auf ihn herab, und eine Stimme ertönte aus dem Himmel, die sprach: Du bist mein geliebter Sohn; an dir habe ich Wohlgefallen!«

 

Jesus führte in dieser Welt kein autonomes Leben, sondern in Abhängigkeit zu seinem Vater.
Doch es war der Hlg.Geist der ihn führte. Zuerst am Beginn seines öffentlichen Auftretens führte er ihn in die Wüste, davon lesen wir in Luk 4:1

Jesus aber, voll Heiligen Geistes, kehrte vom Jordan zurück und wurde durch den Geist in der Wüste vierzig Tage umhergeführt

Als Jesus nach Nazareth kam, in seine Heimatstadt, wo er aufgewachsen war, wendete er eine alte Prophezeiung auf sich selbst an, wonach der Messias die Salbung durch den Geist des Herrn erhält

(Luk. 4:18-21) »Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, den Armen frohe Botschaft zu verkünden; er hat mich gesandt, zu heilen, die zerbrochenen Herzens sind, Gefangenen Befreiung zu verkünden und den Blinden, dass sie wieder sehend werden, Zerschlagene in Freiheit zu setzen, 19 um zu verkündigen das angenehme Jahr des Herrn.« 

Es geschah also nichts ohne den Heiligen Geist im Leben des Herrn Jesus. Sogar sein Opfer am Kreuz geschah mit dem Beistand des Heiligen Geistes, wie uns Hebr. 9:14 sagt: 

»… Wieviel mehr wird das Blut des Christus, der sich selbst durch den ewigen Geist als Opfer ohne Fehler Gott dargebracht hat, euer Gewissen reinigen von toten Werken, damit ihr dem lebendigen Gott dient!«

und ebenso war er auch an der Auferstehung beteiligt Römer 8.11

»Wenn aber der Geist dessen, der Jesus aus den Toten auferweckt hat, in euch wohnt, so wird er, der Christus Jesus aus den Toten auferweckt hat, auch eure sterblichen Leiber lebendig machen wegen seines in euch wohnenden Geistes.«

3.Der Heilige Geist zu Pfingsten

Doch die eigentliche große Zeit des Heiligen Geistes, in der durch ihn der Welt das Heil vermittelt wurde, das Jesus erwirkt hatte, begann erst zu Pfingsten, wie uns Apg. 2 berichtet. Pfingsten war ein Ereignis, das auch im Alten Testament in Joel 3 vorhergesagt worden war. Petrus hatte das sofort erkannt und erwähnte das auch in seiner ersten Predigt: Apg. 2:16-21

»… sondern dies ist es, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist: 17 »Und es wird geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da werde ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter werden weissagen, und eure jungen Männer werden Gesichte sehen, und eure Ältesten werden Träume haben; 18 ja, auch über meine Knechte und über meine Mägde werde ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie werden weissagen. 19 Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; 20 die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in Blut, ehe der große und herrliche Tag des Herrn kommt. 21 Und es soll geschehen: Jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird errettet werden.« 

 

Diese Verheißung in Joel ist gewissermaßen der Schlüssel zum Verständnis des Wirkens des Heiligen Geistes auch in unserer Zeit.

Vers 17 bis 18 zeigen uns, dass die Gnade (charis) von ihm ausgeht und damit die Gnadengaben (Charismata). Er ist der Vermittler der Gnade, die Jesus für uns erwirkt hat. Mit Söhne und Töchter sind wohl die Juden gemeint, mit Knechte und Mägde die Heiden, denn es ist ja noch alles aus dem Blickwinkel des Volkes Israels zu verstehen. Dass sie nun selbst weissagen und nicht mehr auf einen Propheten angewiesen sind, zeigt uns den freien Zugang, den die Menschen, Juden wie Heiden zu Gott haben, etwas, was es zu alttestamentlicher Zeit nicht gab und was eigentlich sensationell neu war.

Vers 19 bis 20 schildert aber auch das Gericht, mit dem diese Zeit der Gnade endet. Dieser Teil, der durch eine kosmische Katastrophe eingeleitet wird, ist noch nicht erfüllt, was ein Beweis ist, dass das Zeitalter der Gnade noch immer anhält, der Geist Gottes also noch in der gleichen Weise wirkt wie damals.

Vers 21 aber zeigt die Bedingung für den Erhalt der Gnade. Dieser liegt nicht darin, den Heiligen Geist anzunehmen, sondern Christus den Herrn. Ihn müssen wir anrufen, wollen wir gerettet werden. Im übrigen auch sonst niemand anderen.

Diese Spanne des Zeitalters der Gnade bis zum Vollzug des Gerichtes kann man nun auch als das Zeitalter des Heiligen Geistes bezeichnen, weil sicherlich der Geist der Hauptakteur dieser Ära ist.

Der Heilige Geist war also immer schon präsent, im Alten Testament und bei Jesus. Aber er wurde erst zu Pfingsten ausgegossen und zwar auf alle Gläubigen. Damals in einer spektakulären Art und Weise, sodass es klar wurde, dass ein neues Zeitalter begonnen hat.

4. Der Heilige Geist und die Jünger

Das Bild wird aber erst vollständig, wenn wir uns vergegenwärtigen, dass der Herr Jesus ja in den Himmel aufgefahren war. Er verließ die Erde und sitzt nun zur Rechten des Vaters, bis seine Sache auf Erden gewissermaßen vom Heiligen Geist zum Abschluss gebracht worden ist. Der Heilige Geist aber kam anstelle von Jesus. So wie Jesus vorher seine Jünger leitete, so sollte es nun der Heilige Geist tun, wie ihnen das der Herr auch vorausgesagt hatte. Er tat das in seiner Abschiedsrede (Joh. 16:5-14) um den traurigen Jüngern Mut zu machen, ihm auch dann nachzufolgen, wenn er nicht mehr auf Erden sein würde.

»7 Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich hingehe; denn wenn ich nicht hingehe, so kommt der Beistand nicht zu euch. Wenn ich aber hingegangen bin, will ich ihn zu euch senden. 8 Und wenn jener kommt, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und vom Gericht; 9 von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; 10 von Gerechtigkeit aber, weil ich zu meinem Vater gehe und ihr mich nicht mehr seht; 11 vom Gericht, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist. 12 Noch vieles hätte ich euch zu sagen; aber ihr könnt es jetzt nicht ertragen. 13 Wenn aber jener kommt, der Geist der Wahrheit, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was er hören wird, das wird er reden, und was zukünftig ist, wird er euch verkündigen. 14 Er wird mich verherrlichen; denn von dem Meinen wird er nehmen und euch verkündigen.«

 

Auf den Heiligen Geist konzentriert sich nun alles was auf dieser Erde geistlich geschieht, und es geschieht nichts ohne ihn. Daher ist es auch unmöglich, ihn zu vernachlässigen. Selbst wenn wir nicht immer von ihm reden, oder uns nicht immer seiner Gegenwart bewusst sind, wirkt er in und durch uns, sonst wäre unser Glaube ja eine Illusion, denn der wurde ja auch durch den Geist gewirkt (2.Kor. 4:13)

Andererseits aber lässt sich auch sagen, dass im Heiligen Geist Jesus auf der Erde doch wieder präsent ist. Für uns macht das keinen Unterschied, ob wir uns der Gegenwart Jesu oder der Gegenwart des Heiligen Geistes bewusst sind. Denn eigentlich geht es nicht um das Werk des Heiligen Geistes, sondern um das Werk Jesu, das der Heilige Geist vollendet. Er wird Jesus verherrlichen und er wird von dem verkündigen, was von Jesus ist. Wenn er von Sünde überführt, dann hauptsächlich von jener Sünde, dass die Menschen nicht an Jesus glauben, wie wir in V 9 gelesen haben. Wenn es um die Gerechtigkeit geht, dann darum, dass Jesus, der die Sünde der Welt getragen hat jetzt beim Vater ist, was bedeutet, dass sein Opfer im Himmel angenommen wurde und dass damit der Fürst dieser Welt, der Gegenspieler Gottes, gerichtet ist. Der Hauptakteur mag in dieser Zeit der Heilige Geist sein, die Hauptrolle spielt aber trotzdem der Herr Jesus selbst.

 

Die Korinther waren in der Gefahr, einen Kult um die Wirkungen des Geistes Gottes zu machen. Dieser Kult würde den Heiligen Geist zum Mittelpunkt machen und die spektakulären Gaben die der Geist wirkte. Aus den »Gnadengaben« würden »Geistesgaben« werden. Nur dass nicht mehr sicher war, welcher Geist diese hervorbrachte. Aus den Charismata die zum Dienst gegeben worden sind, würden »Charismatische Führer« werden, die nach Macht und Geltung strebten. Diese Fehlentwicklung möchte Paulus mit seinem Korintherbrief verhindern und wir werden sehen, mit welchen Argumenten er das tat.

5.Der Heilige Geist und Du

Für uns bleibt heute festzuhalten, dass wir uns an Jesus orientieren. Seine Liebe, seine Demut und seine Barmherzigkeit. Seine Geduld, seine Opferbereitschaft sind für uns maßgeblich. 

Es geht dem Geist Gottes darum, uns in sein Bild umzugestalten. 

2Kor 3:18 Wir alle aber, indem wir mit unverhülltem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn anschauen wie in einem Spiegel, werden verwandelt in dasselbe Bild von Herrlichkeit zu Herrlichkeit, nämlich vom Geist des Herrn.

Das ist das Ziel des Geistes Gottes, wir werden auch darauf noch zurückkommen. Wollen wir uns ihm zur Verfügung stellen, damit er sein Werk in uns allen vollenden kann. Letzendlich geht es um den Heiligen Geist und Dich. Wie entscheidest Du Dich. Wenn Du nur seine Gaben willst, wenn es Dir um Gefühle geht, oder um spektakuläre Dinge, dann bist Du bei ihm verkehrt. Wenn es Dir aber darum geht, dass er Dich von Sünde überführt und herausführt um aus Deinem Leben etwas zu machen, was dich in das Bild Jesu Christi umgestaltet, dann darfst Du Dich freuen, denn der Geist wird in Dir und durch Dich wirken. 

Amen!