(2:25) doch was ihr habt, das haltet fest, bis ich komme!

Die meisten in der Gemeinde der Thyatirer würden also das Gericht erleben, zu ihrer Warnung, es wird sie aber nicht selbst betreffen, weil sie treu geblieben sind und

sich lieber der tätigen Liebe zugewendet haben, als nach philosophischen Spekulationen, einem neuen Götzenbild zu dienen. Dennoch ist der Kampf nicht gewonnen. Für jeden Einzelnen heißt es festzuhalten, was die Gemeinde hat und was sie stark macht. Wie lange? Bis er wiederkommt! Das ist natürlich ein Generationen-übergreifendes Konzept. Darin liegt vielleicht auch das Hauptproblem.

Es gibt keine Gemeinde mehr in Thyatira, oder vielleicht gibt es wieder eine an dem Ort der in der heutigen Türkei Akhisar heißt. Jedenfalls war irgendwann mal doch Schluss mit dieser Gemeinde. Hatte auch sie irgendwann die Liebe verloren, hatte sie aufgehört zu leuchten und wurde vom Herrn der Gemeinde dem unbarmherzigen Lauf der Geschichte preisgegeben um von ihr zermalmt zu werden? Wie warnte doch Jesus in der Bergpredigt: »wenn das Salz fade wird, wird es auf die Straße geworfen und von den Leuten zertreten.« Irgendwann war es wohl so, aber ich denke nicht in dieser und wahrscheinlich auch nicht in den nächsten Generationen dieser Gemeinde.

Das bringt uns zur spannenden Frage, wie denn das Erbe zu verwalten sei. Ist die Übergabe des Lichtes auf dem Leuchter eine Angelegenheit der Orthodoxie? Geht es darum, geistliche Traditionen zu bewahren und alles möglichst unverändert zu lassen? Müssen wir die natürliche Bereitschaft junger Christen zu Veränderungen einbremsen und in die Schranken weisen? Nein, müssen und dürfen wir nicht, denn gerade die Liebe sucht sich in einer rasch verändernden Welt immer wieder neue Formen um ungehindert dienen zu können. Es geht ihr nicht um diese Formen, sondern eben um den Dienst am Nächsten, der ihr Gottesdienst geworden ist. Darum sollte sich der, ebenso natürliche, Eifer der älteren Generation, Altes zu bewahren, darauf beschränken die Reinheit des Evangeliums zu fordern und nicht mehr. Aber oft lieben wir unsere Formen mehr als unsere Beziehungen und das ist gefährlich, besonders dann, wenn wir unsere Lieblosigkeit hinter dem scheinbar frommen Argument verbergen, Gott mehr zu lieben, als den Menschen. Erst kürzlich habe ich dieses Argument gehört. So als hätte Jesus zum größten Gebot gesagt: Du solltst Gott lieben von ganzem Herzen und DANACH (untergeordnet) sollst Du den Nächsten lieben wie Dich selbst. In Wahrheit aber lautet der Text aus Math. 22:37-39 : »Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deinem ganzen Denken. Das ist das erste und größte Gebot. Und das zweite ist ihm vergleichbar (griech. homoios = wesensgleich): »Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst«. Also sind Beziehungen wichtiger als Formen und Traditionen.