(2:9) Ich kenne deine Werke und deine Drangsal und deine Armut — du bist aber reich! — und die Lästerung von denen, die sagen, sie seien Juden und sind es nicht, sondern eine Synagoge des Satans. 

Auch die Beschreibung der Gemeinde in Smyrna unterscheidet sich merklich von der ephesischen. Diese schlugen sich mit inneren Feinden herum, Apostel die keine waren und Irrlehren verbreiteten. In Smyrna aber waren es äußere Anfeindungen

von Seiten der Synagoge. Vielleicht können wir davon ausgehen, dass Ephesus nach all den überstandenen Kämpfen die uns in der Apostelgeschichte beschrieben worden sind, einen halbwegs gesicherten Status in der Stadt hatte. Wahrscheinlich waren unter ihren Mitgliedern bereits auch einflussreiche Bürger sodass von außen keine große Gefahr mehr drohte. Die Römer zeigten ja schon bei der Verteidigung des Heiligtumes der Epheser, beim Aufstand der Silberschmiede, wenig Willen sich zu engagieren (Apg 19:23-41). Smyrna aber, das heutige Izmir, war Zentrum des Kaiserkultes in Kleinasien, das war eine weitaus heiklere Situation. Da die Juden mit dem Kaiser zu der Zeit ein Abkommen hatten, wäre eine Allianz der Juden und Römer gegen die christliche Gemeinde denkbar.

Die Gemeinde in Smyrna wird als in Armut lebend bezeichnet. Arme Leute aber sind angreifbarer als reiche und waren es in der Antike noch viel mehr. Ihr Einfluss in der Gesellschaft ist gering und gegenüber einer etablierten jüdischen Synagoge dürften sie – selbst als jüdische Sekte angesehen – einen schweren Stand gehabt haben.

Jesus kennt die Situation dieser Gemeinde, und das Erste was er ihr sagt ist, dass sie eigentlich reich ist. Hier kehren sich die Werte völlig um. Die etablierten Epheser waren sich ihres hohen Verlustes der Liebe und der damit verbundenen Gefahr nicht bewusst. Die Smyrner sind sich im Gegensatz dazu ihres Reichtums nicht bewusst: eine Gemeinde von Menschen die arm und gesellschaftlich an den Rand gedrückt sind, kann nur durch die Liebe Christi zusammengehalten werden; auch würde sich niemand einer solchen Gemeinde anschließen, würde er nicht von der Liebe angezogen werden, die doch das geheime Erkennungszeichen der wahren Jüngerschaft ist. Das war daher auch der Reichtum der Smyrner Gemeinde.

Ist das nicht auch oft das Geheimnis des Wachstums kleiner Gemeinden? Solange sie gesellschaftlich keine Relevanz besitzen herrscht oft eine warmherzigen familiären Atmosphäre und gedeiht so manches prächtig, was später, mit zunehmender Bedeutung, von innen her angefochten wird. Viel wird davon noch die Rede sein bei den nächsten fünf Gemeinden die Jesus beurteilt.