Jahrtausendwende ohne Angst

Viele können sich sicher noch an den Millenniumswechsel, Silvester 1999 auf Neujahr 2000 erinnern, wie er von den Menschen rund um den Globus gefeiert worden ist. Meine Frau und ich waren allein zu Hause und haben uns die zum Teil beeindruckenden Bilder angesehen, die der ORF ins Haus geliefert hat. Es war dabei offensichtlich, dass es diesmal keine Weltuntergangsstimmung gab, wie man das in der Geschichte beim ersten Jahrtausendwechsel gekannt hat. Die Wenigen, welche die Jahrtausendwende für düstere Prophezeiungen missbraucht haben, hatten diesmal keine Chance, die Menschen ließen sich nicht davon beeindrucken. Eine gewisse Spannung lag in der Luft wegen des Datum-Problems bei veralteten Computern.

Aber weil man wusste, wie viele Milliarden Dollar investiert worden waren, damit es nicht zum Crash kommt, darum war man auch nicht wirklich überrascht, dass dann kaum etwas passiert ist. Jubel Trubel Heiterkeit, wie am Karneval war angesagt und es hat mich doch ein wenig erstaunt, dass sich so ganz und gar niemand pessimistisch zeigte, was das dritte Jahrtausend in unserer Geschichte nach Christi Geburt betrifft.

Auch was die Prognosen für die Zukunft betrifft, so waren diese durchaus positiv. Wirtschaftsforscher zum Beispiel sagten gerade der Europäischen Union einen Aufschwung voraus und diverse humanistisch geprägte Gruppen träumen verstärkt von einer geeinten Menschheit, in der Brüderlichkeit und Gerechtigkeit sich durchzusetzen beginnen und kriegerische Auseinandersetzungen immer seltener werden. Nun, seitdem sind wieder ein paar Jahre vergangen und schon das der September 2001 brachte uns wieder auf den Boden der Realität zurück. Als ich diese Botschaft das erste mal gehalten habe, es war die erste Predigt im neuen Jahrtausend, da hatte man davon noch keine Ahnung, auch nicht von einem Irakkrieg oder neuen Ost-West Spannungen. Wie gesagt die Stimmung war äußerst optimistisch. Das hatte auch seinen Grund.

Das unzuverlässige Pendel der Gefühle

Ca. 20 Jahren davor, sah die Sache nämlich ganz anders aus. Damals am Höhepunkt des kalten Krieges, hatte man den Eindruck nur noch wenige Jahre Zeit zu haben. Der wahnsinnige Rüstungswettlauf beängstigte die Menschen auf das Äußerste. Die Horrormeldungen von zu erwartenden globalen Umwelt¬katastrophen – damals entstand ja auch die Grünen Parteien – taten ihr übriges, sodass die Jugendkultur damals das Schlagwort geprägt hatte: No Future! Dieses Motto war vielen Jugendlichen Motivation und Rechtfertigung für einen äußerst degenerativen Lebensstil geworden. Kriminalität und Drogenkonsum erlebten damals einen starken Aufschwung. Wenn wir ohnehin keine Zukunft haben und alles kaputtgeht, warum sollen wir uns dann bemühen und auf etwas hinarbeiten?

Aber dann ist vieles passiert, was den Menschen anscheinend Anlass zur Hoffnung gab. Der Kalte Krieg war schneller zu Ende, als das irgendjemand für möglich gehalten hat. Umweltschutz wurde auch immer mehr beachtet als noch in früheren Jahrzehnten. Konferenzen und Protokolle gaben das Gefühl, dass jetzt etwas getan werden würde. Aber die wichtigste Veränderung war wohl, dass die Politiker international wieder mehr als früher miteinander zu reden begannen. Zu den Waffen griffen in den 90r Jahren anscheinend nur noch ein paar Verrückte, ewig Gestrige, sie richten noch genügend Unheil an, aber die Internationale Gemeinschaft schien fest entschlossen, diesen Leuten auch noch einen Riegel vorzuschieben: Friedenstruppen, Internationale Gerichtshöfe etc. Alles in allem hatten die Optimisten also wieder Hochsaison, die Meinungsumfragen bestätigen dies: die überwiegende Mehrheit sieht dem neuen Jahrhundert gelassen und keineswegs furchtsam entgegen. Als Pessimist war man krasser Außenseiter geworden in einer Gesellschaft, die wieder neu Hoffnung geschöpft hat.

Das ist wie gesagt schon wieder ein paar Jahre her und seit dem hat sich wieder viel getan. Die Pendelbewegung in der Einschätzung der Lage, zwischen Resignation und Hoffnung, geht wieder in die entgegengesetzte Richtung und wie ich kaum beweisen brauch, aus gutem Grund. Dieses Pendel kennen wir aber schon aus viel früheren Zeiten der Geschichte. Der Beginn des 20. Jahrhunderts zum Beispiel war auch geprägt von einer starken Fortschrittsgläubigkeit. Die damalige Hoffnung in den technologischen Fortschritt war: mit Hilfe von Wissenschaft und Technik würde man ein Paradies auf Erden errichten. Der ausbrechende Wohlstand könnte bald für Friede und Gerechtigkeit sorgen. Sowohl Nationalisten, als auch Kommu- und sonstige -isten setzten viel darauf. Vielleicht noch ein paar kleinere kriegerische Auseinandersetzungen, man müßte nur noch den jeweiligen politischen Gegner ausschalten, das würde man schnell erledigt haben, und dann sollte Utopia nichts mehr aufhalten können.

Doch es zeigte sich, dass der technologische Fortschritt sich vor allem im Krieg bemerkbar machte und zwar derart, dass die beiden Weltkriege grausamer waren als alle Kriege vorher je gewesen sind. War man im ersten Weltkrieg auch noch vielfach mit Enthusiasmus in den Kampf gezogen, so war die Stimmung doch sehr bald umgeschlagen in ein Gefühl der absoluten Hoffnungslosigkeit. Wie sollte die Menschheit dieses Inferno je überleben? Hatte die Apokalypse begonnen? Christen sprachen bald, sowohl vom Faschismus als auch vom Kommunismus, als von dem in der Bibel beschriebenen antichristlichen Weltreich, dem die Wiederkunft Jesu folgen sollte.
Niemanden der damals in der Not so dachte, soll das verübelt werden, aber wir wollen doch festhalten, dass dem ganz einfach nicht so war. Die Gesinnung der totalitären Führer war zwar antichristlich und sicher wollten sie auch ein antichristliches Weltreiche errichten, aber es gelang ihnen ja nicht. Denn sie mussten alle, wie schon viele vor ihnen, bereits nach kurzer Zeit die Weltbühne wieder verlassen, ohne ihre Ziele erreicht zu haben. Gott hat es nicht zugelassen und damit war wieder einmal bewiesen, daß er das Ende dieser Welt in seinem geheimen Ratschluss verborgen hat.

Was das zuverlässige Wort Gottes sagt!

Darum dürfen wir uns auch nicht von Gefühlen leiten lassen, was auch immer in unserer Zeit geschieht. Ob uns die Erscheinungen der Zeitgeschichte beängstigen oder beruhigen, das ist nicht ausschlaggebend. Ausschlaggebend für das Erkennen eines nahenden Endes sind einzig und alleine die präzisen Aussagen des Wortes Gottes, und die sollten sich unserer Meinung nach wörtlich erfüllen. Eine ungefähre Erfüllung, oder eine Erfüllung nur dem Sinne oder dem Empfinden nach, ist nicht das was wir in der Auslegung üblicherweise akzeptieren, warum sollten wir es also bei den Propheten so halten?
Ich möchte heute eigentlich nur eines betonen: Wenn wir die Bibel richtig verstehen, dann gehörten die 2000 vergangenen Jahre dem Zeitalter der Gnade an und wir haben auch das dritte Jahrtausend in diesem Zeichen begonnen.

Ein Gnadenjahr und ein Tag des Herrn.

Als Jesus in seiner Heimatstadt Nazareth eines Tages wie gewohnt am Sabbat in der Synagoge war, da reichte man ihm das Buch des Propheten Jesaja zum Vorlesen. Er rollte es auf und da war die Stelle dran wo Jesaja schrieb:
„Der Geist des Herrn ist auf mir, weil er mich gesalbt hat, zu verkündigen das Evangelium den Armen; er hat mich gesandt, zu predigen den Gefangenen, dass sie frei sein sollen und den Blinden, dass sie sehen sollen, und den Zerschlagenen, dass sie frei und ledig sein sollen, zu verkündigen das Gnadenjahr des Herrn.“ (Jes. 61.1-2)
An dieser Stelle beendete Jesus seine Lesung und sagte nur:
„Heute ist dieses Wort der Schrift erfüllt vor euren Ohren“ (Luk. 4. 14-21)

Aber wenn wir bei Jesaja nachschlagen, dann geht der Text noch in einem Atemzug weiter und es steht geschrieben:
„ … zu verkündigen ein gnädiges Jahr des Herrn, und einen Tag der Vergeltung unseres Gottes, zu trösten alle Trauernden.“ (Jesaja 61. 2)
Warum hat Jesus nicht auch noch diesen Text gelesen, er gehört doch dazu? Die Antwort ist klar, weil er eben danach sagen wollte: »diese Worte haben sich jetzt erfüllt. Ich bin gekommen um dieses Gnadenjahr zu verkündigen.« Hätte er auch noch das Gericht erwähnt, so wären die Juden nur von dieser aktuellsten Tatsache abgelenkt worden. Denn was die Juden vor allem erwarteten, war das Gericht. Die Vergeltung Gottes an den Heiden; denn sie waren ja die Trauernden, die Gedemütigten, die Gefangenen, die durch das Gericht gerechtfertigt werden sollten. Aber das erste Kommen Jesu sollte diese Hoffnung in keiner Weise erfüllen. Die Zeit der Gnade kann nicht auch zugleich die Zeit der Vergeltung sein. Diese beiden Botschaften schließen einander aus. Wenn das eine andauert, ist das andere noch nicht gekommen und wenn das eine gekommen ist, muss das andere abgeschlossen, also beendet sein. Im Gnadenjahr findet kein Gericht statt und am Tag der Vergeltung keine Gnade.

Auch Petrus sah das so in seiner ersten Predigt zu Pfingsten, als er den Propheten Joel zitierte: (Joel 3.1-5)
»Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; und auf meine Knechte und Mägde will ich in jenen Tagen meinen Geist ausgießen, und sie sollen weissagen Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt.«
Und es soll geschehen, wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll erretten werden. (Apg. 2. 17-21)
Petrus schildert hier zunächst die aktuellen Dinge, die nach Gottes Ratschluss passieren sollen und auch teilweise vor den Augen der Leute passierten, weswegen sie ihm ja zugehört haben. Sie standen da und erwarteten gespannt eine Antwort von ihm, wie die Erscheinung von Pfingsten zu deuten waren. Aktuell war also in der Predigt des Petrus nur ein Teil der Prophezeiung des Joel im Alten Testament. Dann verschweigt Petrus aber nicht wie Jesus in dem Text den wir vorhin gelesen haben das, was danach kommt, nämlich was Joel den großen »schrecklichen« Tag des Herrn nennt.
Doch die Betonung in diesem Text liegt ja auch nicht auf diesem Tag, sondern auf dem was vorher kommt, EHE der Tag des Herrn da ist. In der Zeit davor ist nämlich die Gelegenheit, den Namen des Herrn anzurufen. Die Zeit der Gnade und der Versöhnung mit Gott und die Zeit der Zuteilung der Gnadengaben.

Der Einsatz Gottes für dieses Gnadenjahr war bekanntermaßen hoch. Gottes Sohn, Jesus Christus, hatte sein Leben dafür geopfert. Er sei gepriesen in alle Ewigkeit dafür. Nun ist es Zeit für unseren Einsatz. Der Einsatz der Menschen für die Neue Welt Gottes kann auch nur das eigene Leben sein – das wir aber nicht verlieren, sondern gewinnen, wenn wir es Gott übergeben, wie uns das der Herr Jesus in den Evangelien verspricht.

Ein unsichtbares Reich

Sonst haben wir nichts zu bringen, es geht nur um unsere Errettung in diesem Zeitalter, um die Rettung unseres nackten Lebens. Denn es ist nichts beizutragen zu diesem Werk Gottes. Könnten wir Menschen etwas beitragen mit unserer irdischen Kraft, dann würde ja auch das 2000-jährige Werk der Kirche tatsächlich die Errichtung des sichtbaren Reiches Gottes bedeutet haben. Dass der Mensch aber weit davon entfernt ist ein solches zu errichten, das ist uns rein historisch allen bewusst. Jesus hat dazu einmal gesagt: Luk. 17.21
Das Reich Gottes kommt nicht so dass man es beobachten kann; man wird auch nicht sagen: siehe hier ist es! oder: da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter Euch.

Wir dürfen uns darüber nicht hinwegtäuschen, dass das Sichtbar-Werden des Reiches Gottes absolut eine Sache der Zukunft ist und nicht der Gegenwart. Selbst in Zeiten der Freiheit ist das so. Wie hoffnungsvoll war doch das Aufatmen nach so vielen Jahren der Bedrängnis und Not der Christen in der ehemaligen Sowjetunion. Die Christen haben die Zeit genutzt und viele Jahre, bis heute noch, las man vermehrt in den Missionsberichten von starker missionarischer Tätigkeit der frei gewordenen Gemeinden unter allen möglichen Völkern des riesigen einstigen Imperiums. Aber nun sind noch nicht einmal 20 Jahre vergangen und die Berichte haben sich erneut verändert. Aus der jungen Missionsgemeinde scheint allmählich schon wieder eine Märtyrergemeinde zu werden. Diesmal sind es nicht die atheistischen Kommunisten, sondern die fundamentalistischen Islamisten und – wie schrecklich – die sich christlich nennenden Russisch-Orthodoxe Kirche, die mit nationalen Argumenten die Gemeinde Jesu Christi daran hindern wollen, die Gute Nachricht zu verkündigen. Das ist ein Hauptgrund, warum das Reich Gottes niemals wirklich sichtbar werden wird: Es wird immer wieder bedrängt werden. Aber Gott sei dank, wird sie auch niemals überwunden werden.

Dennoch, trotz des Widerstandes, oder vielleicht sogar deshalb, können wir sagen: aus dem Gnadenjahr des Herrn sind nun schon 2000 Jahre geworden und die ganze Zeit über war der Feind bis auf das Äußerste bemüht, diese Botschaft zu ersticken. Es ist ihm nicht gelungen. Trotz allem wird in unserer Zeit das Evangelium so intensiv verkündigt wie zu keiner Zeit davor, denn die Infrastruktur unserer klein gewordenen Welt bietet nicht nur den Feinden Gottes, sondern auch uns nie zuvor gekannte Möglichkeit eines wirksameren Auftretens.

Wann ist die Gnade zu Ende?
Zur Zeit der Apostel war es aber so, dass sich absolut niemand dachte dass es so lange dauern würde bis der Tag des Herrn kommt und die Zeit der Gnade vorbei ist. Wenn wir das NT lesen, dann sind wir davon überzeugt, dass die ersten Christen in der Nah-Erwartung Christi gelebt haben und sie taten gut daran, denn das förderte ihre Heiligung enorm. Auch wenn Jesus nicht zu ihren Lebzeiten gekommen war, so lebten sie doch so, als ob er gleich morgen kommen würde. Diese Haltung war nicht schädlich sondern nützlich und wurde deshalb auch von den Apostel eingefordert. Das einzige Problem dabei ist die Ermüdung des Geistes der auf ein Ereignis wartet, das nicht und nicht eintreten will. Denken wir doch an die 10 Jungfrauen, sowohl die klugen, als auch die törichten waren eingeschlafen, weil der Bräutigam sein Kommen verzögerte (Matth. 25:5).

Wenn Gottes Geduld am Ende ist.
Petrus hat gewarnt davor, über den Verzug des Gerichtes zu meinen, es käme überhaupt nicht mehr. Er sagte in diesem Zusammenhang, dass Zeit bei Gott keine Rolle spielt. In seinem 2. Brief schrieb er in Kapitel 3 Vers 8-10:

8 Eines aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag. 9 Der Herr verzögert die Verheißung nicht, wie einige es für eine Verzögerung halten; sondern er hat Geduld mit euch und will nicht dass jemand verloren werde, sondern dass jedermann zur Buße finde. 10 Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb; dann werden die Himmel zergehen mit großem Krachen; die Elemente aber werden vor Hitze schmelzen und die Erde und die Werke die darauf sind, werden ihr Urteil finden.

Mit diesen Versen deutet er sogar schon die Möglichkeit an, dass es Jahrtausende dauern könnte bis es so weit ist. Dass es tatsächlich solange dauert überrascht uns dennoch, weil wir nicht mit der Geduld Gottes rechnen. Wenn wir den Verlauf der Geschichte seitdem studieren, dann überrascht uns dies noch viel mehr und viele haben sich gefragt, warum denn Gott dem Treiben nicht schon längst ein Ende gesetzt hat, einige mögen sogar wegen dieser Frage vom Glauben abgefallen sein. Aber die Antwort hat uns Petrus auch schon gegeben und die lautet eben, dass Gott in seiner Unbestechlichkeit seinen Zeitplan nicht ändert. Weder wegen positiver noch wegen negativer Ereignisse ändert Gott den Tag und die Stunde, die er von Ewigkeit her festgelegt, uns aber nicht bekannt gegeben hat, davon bin ich überzeugt. Er allein kennt das festgesetzte Maß seiner Geduld. Denn Gottes Geduld ist ja, im Gegensatz zu unserer, keine bloße Laune, sondern ein Bestandteil seines vollkommenen Charakters, mit der er die Sünde und Ungerechtigkeit ertragen will, bis zu dem Zeitpunkt, da die Zeit für das Gericht reif ist. Aber diese Zeit wird für die Gnade genutzt, denn er will dass noch viele gerettet werden, das ist die wunderbare Aussage des Textes, die hinreichend erklärt, warum Gott das Böse in der Welt noch nicht beendet. Diese Antwort muss man akzeptieren und Gott dafür anbeten, dass er so großartig ist.

Aber wie lange wird diese Geduld dauern? Zwei Millennien waren es schon, wird es noch ein drittes Jahrtausend der Gnade des Herrn geben? Diese Frage ist spannend, aber können wir sie auch beantworten? Laut Petrus sind erst 2 Tage vergangen für Gott! Aber diese Aussage ist natürlich hermeneutisch unseriös, denn es handelt sich hierbei um einen Vergleich und nicht um eine Formel, mit der wir irgendetwas berechnen könnten. Sonst müssten wir noch glatt sagen: wenn 1000 Jahre ein Tag sind und von einem Gnadenjahr die Rede ist, dann dauert es 365 000 Jahre bis zum Gericht. Das ist natürlich nicht so, denn es heißt ja ein Tag ist bei Gott WIE tausend Jahre und nicht IST tausend Jahre.

Demnach wäre es also möglich, dass das dritte Jahrtausend zwar noch in der Gnade begonnen hat, aber daß es nicht mehr so beendet wird. Sind daher die positiven Erwartungen der Menschen unrealistisch? Die meisten werden wohl trotzdem sagen, wenn 2000 Jahre nichts passiert ist, wird auch 3000 Jahre nichts passieren. Warum sollte eigentlich Gott nicht auch noch ein 3. Jahrtausend Geduld haben?

Ein eindeutiges Zeichen

Es gibt anhand der Bibel tatsächlich keinen Beweis dafür, dass das Jahr der Gnade zu Ende ist. Das einzige Buch der Bibel, das uns darüber Aufschluss geben kann, ist die Offenbarung. Wie ich bereits gesagt habe, gibt es keinen Grund anzunehmen, dass sich die Offenbarung des Johannes nicht wörtlich erfüllen würde. Wenn sich so vieles, was die Propheten vorausgesagt haben wörtlich erfüllt hat, warum sollte das dann nicht auch bei dem Propheten Johannes so sein. Johannes sagt am Anfang seiner Offenbarung, dass er den Auftrag bekommen hat zu schreiben „was ist“, und „was hernach geschehen soll“ (Off. 1.19)
Was ist – war die aktuelle Situation der sieben Gemeinden in Kleinasien: Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodicea. Sie sind repräsentativ für das ganze Zeitalter der Gemeinde mit ihren vielfältigen Auseinandersetzungen. Ich habe in meiner Gemeinden über diese sieben Sendschreiben gepredigt und wir haben auch die Gemeinde der Gegenwart immer wieder wie in einem Spiegelbild darin erkannt.
Was nun das danach betrifft, so meint Johannes das, was nach dem Zeitalter der Gnade sein wird. Wenn also das, was in der Offenbarung nach den Sendschreiben geschildert wird, Realität wird, dann ist die Zeit der Gnade zu Ende, dann beginnt Gottes Gericht. In Kap 4:1 beginnt das daher wieder mit der Aufforderung an Johannes: Steig herauf, ich will dir zeigen, was nach diesem geschehen soll.

Die Bibel schildert uns nun an mehreren Stellen vor allem ein Ereignis der Offenbarung immer wieder, das meiner Meinung nach so etwas wie der eigentliche Count Down des Gerichtes sein dürfte. Wir haben davon heute schon gehört, als wir aus der Predigt des Petrus in der Apostelgeschichte gelesen haben:
»Die Sonne soll in Finsternis und der Monde in Blut verwandelt werden, ehe denn der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt.« Apg. 2:20
Diese Aussage finden wir nicht nur bei Joel, den Petrus ja zitiert, sondern auch Jesus nimmt auf dieses Ereignis bezug in Math. 24:29:
»Sogleich nach der Bedrängnis dieser Zeit wird die Sonne sich verfinstern und der Mond seinen Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen und die Kräfte des Himmel werden ins Wanken kommen.«
Dieses weltweit sichtbare und in seiner Konsequenz unabsehbare Ereignis wird uns auch noch geschildert in Jesaja 13:10, Hes. 32:7, Mark 13:24-25, Luk 21:25-26 und als letztes wird es uns dann in der Offenbarung beschrieben wenn das sechste Siegel geöffnet wird: Off. 6:12
»Und ich sah: als es das sechste Siegel auftat, da geschah ein großes Erdbeben, und die Sonne wurde finster wie ein schwarzer Sack und der ganze Mond wurde wie Blut und die Sterne des Himmels fielen auf die Erde, wie ein Feigenbaum seine Feigen abwirft, wenn er von starkem Wind bewegt wird.«
Was ist der Unterschied zwischen einem verfinsterten, nicht mehr scheinenden Mond und dem blutroten Mond? Wenn man sich etwas mit Farben auskennt, weiß man, daß Rot eine sehr dunkle Farbe sein kann. Ein roter Monde wird die Erde nicht in der gewohnten Weise erhellen können. Er ist zwar noch rot sichtbar, aber er hat keine Reflexion mehr. Der Vollmond wird nicht mehr Licht geben wie der Neumond. Das heißt also, daß diese Schriftstellen durchaus alle dasselbe Ereignis beschreiben können. Alle diese Stellen stehen im Zusammenhang mit dem Gericht Gottes nach der Gnadenzeit.

Alles was nun davor geschieht, bei der Öffnung der andern 5 Siegel, bevor es zu diesem kosmischen Ereignis kommt, wird sich entweder im Himmel abspielen und sich somit unserer Beobachtung entziehen – wie das Gebet der Märtyrer im Himmel (5. Siegel) – oder es werden keine unbekannten Ereignisse sein, wie Hunger, Krieg, Erdbeben etc. zwar in einem viel größeren, wahrscheinlich globalen Ausmaß, aber eben doch nicht so außer¬ge¬wöhnlich, sodass man es als Beweis dafür werten könnte, daß die Zeit der Gnade abgelaufen ist. Die vier Apokalyptischen Reiter werden so charakterisiert (Off.6:1-8). Wenn aber dieses eine kosmische Ereignis eintritt, wird etwas so dramatisches geschehen, wie es noch nicht in der Geschichte der Menschheit geschehen ist. Diese Katastrophe wird das Angesicht der Erde verändern, und jedem der die Bibel auch nur flüchtig kennt, wird klar sein, daß die Ereignisse der Offenbarung nun ihren Lauf genommen haben. In Wirklichkeit sind wir aber dann auch schon mitten drin. Denn sechs Siegel sind dann ja bereits geöffnet worden, und der Tag des Herrn ist angebrochen ohne daß wir es richtig bemerkt haben. Nun aber, da wir es bemerken, ist die Zeit der Gnade wohl endgültig vorbei.

Eines aber erscheint mir nun wichtig im Hinblick auf viele Aussagen im Bezug auf die Endzeit: Alles was in der Offenbarung nach dieser Zeit geschehen soll, also wenn dieses kosmische Ereignis geschehen sein wird, ist für unsere Zeit nicht relevant. Das heißt auch, daß wir es nicht zu deuten brauchen. Wenn wir es doch versuchen, stiften wir meist nur Verwirrung. Es gab und gibt eine Menge Aussagen über den Antichristen. Die Zahl 666 spukt immer wieder durch die Medien, mir scheint manchmal, die Okkultisten verwenden sie deshalb so gerne, weil sie meine, den Christen damit Angst machen zu können. Auch Deutungen über die Hure Babylon und über die Rolle eines vereinten Europas und dgl. sind nichts als Unfug. Bevor wir nicht erlebt haben, wie sich Sonne und Mond verfinstert haben, können wir die dahinter liegenden Ereignisse überhaupt nicht deuten und wenn wir es doch versuchen, dann gleichen wir den Wahrsagern, die im Kaffeesatz die Wahrheit ergründen wollen. Dass vieles von dem was dann sein wird, im Heute seine Wurzeln haben wird ist zwar klar, denn die Geschichte der Menschen ist durchgängig und vollzieht sich nicht in festen Abgrenzungen. Aber wie das alles sein wird, wie viel Heutiges überdauern wird und was seinen Einfluss verlieren wird, weil es schon vorher untergeht, das vermögen wir nicht zu sagen anhand der Aussagen der Propheten.

Ein klares Indiz

Eines aber können wir trotz allem behaupten und es ist ein ganz starkes Indiz dafür, dass das Jahrtausend nicht so zu Ende geht wie es begonnen hat:
In Offenbarung 11, 18 heißt es daß der Herr wiederkommt, um
» … die zu vernichten, die die Erde vernichtet haben.«

In den letzten beiden Jahrtausenden war es gar nicht vorstellbar, dass der Mensch dazu in der Lage wäre. Selbst wenn es die Menschen gewollt hätten, ihre Macht war nicht ausreichend, die ganze Erde zu vernichten. Wenn zum Beispiel die Syrer die letzten Zedern am Libanon gefällt haben, sodass dieses einst für seine Urwälder berühmte Gebirge fortan kahl blieb, dann war das zwar traurig, aber es gab noch genügend Wald auf der Welt. Eine Vernichtung von Lebensraum durch egoistischen Raubbau, oder auch durch Kriege, war immer nur im geographisch sehr beschränkten Ausmaß möglich, niemals global.

Die Entwicklung der Menschheit hat nun aber tatsächlich die Gefahr mit sich gebracht dass weltweite Vernichtung durch den Menschen stattfinden kann. Die negativen Folgen der rasanten wirtschaftlichen Entwicklung und die militärische Bedrohung durch Atom¬waffen sind so real, daß wir uns mit gutem Grund davor fürchten. Es muß also allein von daher schon die Entscheidung in diesem Jahrtausend fallen, denn wenn die Probleme der Menschen nicht bald gelöst werden, dann kann es auch ohne ein Eingreifen Gottes kein viertes Jahrtausend mehr geben. Aber das prophetische Wort sagt uns, dass die Erde nicht nur gerettet, sondern sogar wieder in einen paradiesischen Zustand versetzt werden wird, dank des Eingreifens Gottes.

Gott wird eingreifen, in seinem Wort hat er sich dafür verbürgt. Und wir wissen nicht, was wir sagen sollen, wir fürchten er wird es bald tun, oder wir hoffen es. Das hängt doch sehr davon ab, wieviel Unsicherheit uns die Zeit in der wir leben bietet. Wenn wir dem Gefühl doch Raum geben, dann müssen wir das sagen: die Zeit der Gnade nähert sich dramatisch ihrem Ende. Auf jeden Fall können wir das heute mit größerer Gewißheit sagen als die ersten Christen. Und die Konsequenz ist natürlich, daß uns immer weniger Zeit bleibt den Auftrag Jesu auszuführen. Das sollte uns nachdenklich und pflichtbewusster machen. Es sollte uns anspornen, die Zeit zu nutzen, nicht zu streiten, sondern in einmütiger Zusammenarbeit zu versuchen, noch Licht der Welt zu sein, solange wir es noch können. Ängstlichkeit ist dabei sehr hinderlich und wir müssen die Angst überwinden, indem wir sagen: was auch immer geschieht, es wird zum Besten derer geschehen die Gott lieben (Römer 8:28).

Amen!