Taufe, Erntedank und die Nacht eines Pharisäers (Joh. 3:1-10)

Wir sind heute zusammengekommen, um Gott zu danken für das, was er uns über das ganze Jahr geschenkt hat. Es ist ein alter Brauch, dass Christen, wenn die Bauern ihre Ernte eingefahren haben, das Erntedankfest feiern. Auch wenn wir keine Bauern mehr sind und es ist kein einziger unter uns, der heuer ein Feld bestellt hat, so können wir es doch noch nachvollziehen, was es bedeutet haben mag, wenn man nach einem arbeitsreichen Jahr auf das Gelingen wartet, das nur Gott schenken kann. Wind und Wetter werden ängstlich beachtet, wird es halten? Kein Sturm, kein Hagel, aber auch keine Trockenheit? Wenn es dann endlich so weit ist, und die Ernte ist eingebracht, dann ist das wahrlich ein Grund zu feiern. Unser Leben spielt sich meistens nicht mehr in solchen saisonalen Dimensionen ab. Dennoch wissen wir, was es heißt, Angst zu haben, dass etwas passiert, das unser Leben in Unordnung geraten lässt.

In der Wirtschaft spricht man auch von Wetterlagen, von Rezession, von Arbeitslosigkeit, von Krisen, die meistens überraschend kommen und von keinem vorherberechnet wurden. Dann ist es die Frage in vielen sensiblen konjunktursensiblen Branchen: wird die Auftragslage auch in den nächsten Monaten gut sein? Werden Neueinsteiger in den Beruf auch ihre Jobs bekommen, oder müssen sie sich anstellen in die Schlange der Arbeitssuchenden, die schon gekündigt wurden, weil die Arbeit nicht mehr gereicht hat? Es hat sich nichts geändert, denn nach wie vor ist die materielle Existenz des Menschen von Unwägbarkeiten abhängig und es besteht aller Grund, Gott zu danken, wenn man ein Jahr hinter sich gebracht hat und man satt geworden ist, alle Rechnungen bezahlen konnte und vielleicht sogar noch so manchen Euro übrig hatte, um sich und anderen damit etwas Gutes zu tun. Das Erntedankfest hat also immer noch seine Berechtigung. 

Aber es geht uns ja nicht um die materielle Existenz des Menschen alleine. Wir wissen ja, dass diese ohnehin nicht das Wichtigste ist. Denn selbst wenn wir, wie in den letzten Jahrzehnten meistens, Überfluss an allem haben, bedeutet das nicht, dass wir das Leben gemeistert haben und wirklich in einer dankbaren Feierstimmung vor Gott stehen. Das Leben ist viel komplizierter und irgendwie scheint es nicht so zu funktionieren, dass materieller Wohlstand automatisch aus uns glückliche Menschen macht. Es ist doch eigenartig, wenn wir materiell gesehen die größten Möglichkeiten haben, Gutes zu tun und Menschen zu gewinnen, gerade dann erliegen wir der Versuchung und werden egoistisch. Menschen die viel haben können auch viel machen und das macht Selbstsüchtig. Alles dreht sich um sie und ihre Projekte, ihren Lebensstil, ihre Kultur etc. Und diese Lebensart gebiert Feindschaft, Streit, Neid, Hass und so weiter. So sind die Blüten einer Hochkultur zwar oft schön, aber bei näherer Betrachtung auch stinkend und ihr Geruch ist kaum auszuhalten.

 

Unser Leben! Wie ist es möglich, es so zu führen, dass wir uns und andere damit glücklich machen? Das ist die entscheidende Frage um die es geht und die hat eines Nachts ein Theologe auch Jesus gestellt. Er war nicht einer von denen, die Theologie studiert hatten, weil sie das Ansehen und der Einfluss auf andere Menschen gereizt hatte, der damit verbunden war. Nein, er war ein Mensch, auf der Suche nach Wahrheit. Er wollte wissen, was Gott sagt und er kam zu Jesus, weil er in ihm eine Person sah, die von Gott gesandt wurde. Viele Schriftgelehrte gab es damals. Die meisten versuchten Jesus in öffentlichen Streitgespräche zu verwickeln, um ihm eine Falle zu stellen. Aber dieser eine kam Nachts, alleine und er wollte Jesus wirklich kennenlernen. Die Geschichte steht in Johannes 3:1-10. wir wollen sie jetzt lesen:
1 Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern mit Namen Nikodemus, einer von den Oberen der Juden. 2 Der kam zu Jesus bei der Nacht und sprach zu ihm: Meister, wir wissen, du bist ein Lehrer von Gott gekommen; denn niemand kann die Zeichen tun, die du tust, es sei denn Gott mit ihm. 3 Jesus antwortete und sprach zu ihm : Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. 4 Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden? 5 Jesus antwortet: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Es sei denn, dass jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. 6 Was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren ist, das ist Geist. 7 Wundere dich nicht, dass ich dir gesagt habe: Ihr müsst von neuem geboren werden. 8 Der Wind bläst wo er will, und du hörst sein Sausen wohl; aber du weißt nicht woher er kommt und wohin er fährt. So ist es bei jedem, der aus dem Geist geboren ist. 9 Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen? 10 Jesus antwortete und sprach zu ihm: Bist du Israels Lehrer und weißt das nicht?

Nikodemus ist also ein Schriftgelehrter aus der Partei der Pharisäer. Damals gab es ja einige theologische Richtungen, die um den religiösen Einfluss auf das Volk gerungen haben. Wir könnten sie durchaus mit den heutigen politischen Parteien vergleichen. Politik machten sie zwar nur im bescheidenen Maße, weil die römische Besatzungsmacht ohnehin vieles vorgegeben hatte und es da nur wenig Spielraum gab. Aber im religiösen kultischen Bereich hatten sie die Freiheit, das Volk zu leiten wie sie dachten dass es gut war. In einer Gesellschaft die, wie die jüdische, jahrhunderte lang geprägt war von der Erfüllung religiöser Gesetze und Vorschriften, waren da genügend Möglichkeiten, sich des Volkes zu bemächtigen und über es zu herrschen. Zwei dieser Parteien hatten dabei den größten Einfluss, die Sadduzäer und die Pharisäer. Auch hier können wir durchaus wider den Vergleich ziehen zur heutigen Zeit. Wir würden dann die Sadduzäer zu den liberal gesinnten Führern des Volkes rechnen, die offen waren für eine Beeinflussung des Judentums durch die griech. Kultur, während die Pharisäer die konservativen Kräfte repräsentieren, zu denen auch Nikodemus zählte.

Es gab zwar auch noch andere Gruppen, aber die waren eher unbedeutend. Wer aber zunehmend eine Rolle spielte, das war Jesus. Auch wenn er offiziell kein Amt oder irgendeine gesellschaftliche Position anstrebte, so war doch unübersehbar, dass er durch seine Wunder viel Einfluss auf das Volk gewann. Sie kamen in Scharen zu ihm und lauschten seinen Worten. Das war den Machthabern nicht entgangen und sie fürchteten um ihren eigenen Einfluss. Daher versteht sich auch die Feindschaft, die von den meisten Führern des Volkes ausging.

Aber Nikodemus schien gemerkt zu haben, dass es hier um etwas anderes ging. Er war bereit, diese Denkkategorien zu verlassen, in denen er aufgewachsen war. Er dürfte aller Wahrscheinlichkeit nach nicht anders Karriere gemacht haben, wie alle anderen Schriftgelehrten seiner Zeit. Wahrscheinlich war er von Geburt an durch seine Abstammung und spätere Erziehung schon prädestiniert für eine solche Laufbahn. So wird er bei irgendeinem berühmten Rabbi studiert haben und hatte sich damit auch grundsätzliche für eine der theologischen Richtungen entschieden, die das Land zu beherrschen suchten. Das war der übliche Weg in der jüdischen Gesellschaft jemand zu werden und etwas zu sagen zu haben.

Doch nun war einer aufgetreten, der hatte auf ganz anderem Wege erreicht, dass ihm die Massen zuhörten. Jesus war zweifellos ein Meister, ein Lehrer, so wie er selbst, dies gesteht ihm Nikodemus sofort zu und bestreitet dies nicht. Doch im Unterschied zu ihm gründete sich die Macht Jesu nicht auf die Tradition, sondern auf die Zeichen die Gott durch ihn tat. Und das machte Nikodemus hellhörig. Denn er selbst und keiner den er kannte konnte eine derartige Legitimation vorweisen. Er wußte, dass Menschen ihn zu dem gemacht hatten, was er war, auch wenn er sich dazu viel Mühe geben musste. Aber Jesus war offensichtlich von Gott selbst zu einem Rabbi gemacht worden und das war genügend Grund für ihn, ihm einen Besuch abzustatten um von ihm zu lernen.

Ja, ich glauben, dass Nikodemus lernen wollte. Er war anders als die anderen Schriftgelehrten. Vielleicht war ihm bewußt geworden, dass es keine Lösung bringt, zu sagen: bis gestern war ich Schüler, ab heute bin ich der Lehrer und niemand hat mir mehr etwas zu sagen. Viele Generationen hatten das vor ihm so gehalten. Sie waren Lehrer des Gesetzes und das Gesetz ist eine fest umrissene Sache. Die kann man lernen und dann ist man Lehrer, denn das Gesetz verändert sich ja nicht. Es ist starr und der Lehrer des Gesetzes hält die Schüler dazu an, sich an dieses Gesetz zu halten. Der Interpretationsspielraum war nicht sehr groß und trotz mancher verschiedener Schulmeinungen konnten die Pharisäer und Sadduzäer dennoch eine Koalition bilden im Sanhedrin, dem jüdischen hohen Rat. Da war jahrhundertelang nichts Neues dazu gekommen. Wie solle das weitergehen. Die Situation war schließlich alles andere als befriedigend. Wie sollte der Tiefpunkt in der Gemeinde überwunden werden, wenn nicht irgendetwas von Bedeutung geschah. Als Traditionalist könnte Nikodemus am Ende gewesen sein, als er kam und sich vorsichtig dem Einfluss Jesu öffnete. Er war bereit zu lernen. Von einem Rabbi, der offensichtlich von Gott gesandt worden war.

Und Jesus geht darauf ein. Ohne eine Frage zu stellen, oder irgendwelche Bedingungen abzuklären, spricht er sofort von dem, was Nikodemus interessiert. Von der Erneuerung, von der Überwindung des Alten durch das Neue.

Vielleicht habt ihr es schon einmal erlebt, dass ihr ein Auto gefahren seid, so ziemlich bis zur Schrottreife. Das Geld hat nicht gereicht für ein neues oder auch nur ein besseres gebrauchtes und so wurde halt mit dem alten weiter gefahren. Aber immer wieder war irgend etwas. Ganz abgesehen von den Verschleißteilen, die einer nach dem anderen ausgetauscht werden mussten, traten auch immer mehr gravierendere Probleme auf, Öl-Verlust, Rost, Radlager, Zahnriemen und so weiter. Das Auto wurde zu einem Fass ohne Boden in das man Geld oben hineinwarf und unten fiel es heraus. Was habt ihr getan, wenn ihr in so einer Situation ward? Nun, einen genialen Mechaniker zu suchen, der vielleicht doch noch den alten Kübel auf die Räder stellen könnte, war wohl nicht die Lösung. Denn solche Leute sind teuer, da kann man sich gleich ein anderes Auto kaufen. Aber das Geld reicht ja nicht für ein gutes, mit weniger Problemen. Nun ich kann euch sagen, was ich einmal in dieser Situation gemacht habe. Ich habe das Auto verscherbelt, bin zu Fuß gegangen und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit gefahren. Sieben Jahre lang haben wir das so gemacht. Da wir mitten in der Stadt wohnten und praktisch alles in der Nähe hatten, war das leicht möglich. Aber ich hatte die Nase so voll, dass ich mir sagte, ich kaufe mir erst wieder ein Auto, wenn ich mir ein neues leisten kann.

Das ist der einzige vernünftige Weg, etwas ganz Neues, das keine Probleme mehr bereitet. Das Alte ist nicht mehr zu reparieren. Es muss etwas Neues her. Das ist es was Jesus dem Nikodemus klar machen möchte. Mit dem, was die Schriftgelehrten hatten, war nicht mehr ans Ziel zu kommen. Wohin wollten sie denn? Ihre Hoffnung war doch das Reich Gottes. Sie wollten dass die alten Prophetenworte in Erfüllung gingen und Gott sein Reich auf Erden gründete, wie es den Vätern versprochen worden war. Doch Jesus machte klar, dass dies mit den alten Mitteln nicht möglich war. Was musste geschehen, damit das Reich Gottes anbricht?

Nun zuerst einmal macht Jesus Nikodemus klar, dass der Anbruch des Reiches Gottes keine Sache des Volkes sein würde, sondern dass es dabei auf die einzelnen Menschen ankommen würde. Nicht das Volk musste wiedergeboren werden, sondern jemand – das heißt: jeder einzelne. Das was also geschehen muss ist nicht eine Sache der Führung. Nicht von oben herab sollte es durch die Reformation der Gesellschaft geschehen, dass Gott sein Reich baut, sondern dadurch, dass einzelne Menschen etwas so Fundamentales erleben, was einer Neugeburt gleich kommt. Der einzelne Mensch muss verändert werden und zwar so, dass er ein ganz neuer Mensch ist. Diese Aussage ist die Botschaft Jesu Christi auf den Punkt gebracht. Mit diesem hochgebildeten Mann redet Jesus da nicht lange in Bildern und Gleichnissen, sondern ohne Umschweife von der Sache selbst.

Das Bemühen der Schriftgelehrten, besonders der Pharisäer, war aber so sehr auf die Restauration des Alten gerichtet, dass auch Nikodemus Mühe hatte Jesus zu folgen. Die Neu-Interpretation des Gesetzes und die Belebung der alten aus dem Gesetz stammenden Traditionen, sollten ihrer Meinung nach die Wende bringen. Das was Jesus da sagte, dass jeder einzelne von neuem geboren werden müsse, war ihm fremd. Fast sieht es aus, als wolle er sich über die Worte Jesu lustig machen, wenn er sagt: »Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er denn wieder in seiner Mutter Leib gehen und geboren werden?« Natürlich wusste er als intelligenter Mensch, dass Jesus das so nicht gemeint haben kann. Aber wie dann? Jesus hilft ihm auf die Sprünge, wenn er im nächsten Vers sagt: »Es sei denn das jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen.«


Hier könnten bei Nikodemus die Glocken geläutet haben, denn das waren vertraute Worte aus dem Propheten Hesekiel. Dieser hatte doch schon davon gesprochen, dass sich die Erlösung Israels so abspielen würde: (Hes. 36:24-27)
»Denn ich will euch aus den Heiden herausholen und euch aus allen Ländern sammeln und wieder in euer Land bringen, und ich will reines Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet; von all eurer Unreinheit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen. Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. Ich will meinen Geist in euch geben und solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.«

Als Schriftgelehrter wird Nikodemus diese Stelle gekannt haben und die Stichworte Wasser und Geist waren wohl ganz bewußt von Jesus gewählt worden, als Orientierungshilfe für den Theologen. Das ist also auch ein Hinweis darauf, dass Jesus durchaus im Kontext der Heiligen Schriften handelte. Die Zeit war angebrochen, die Chance da, dass Wasser und Geist das Volk von innen her verändern würde. Es sollte beginnen bei jedem Einzelnen. Denn, begründet Jesus:
»was vom Fleisch geboren ist, das ist Fleisch«
schwach, sündig, verderblich und dem Tod verfallen, den Gesetzen der Natur unterworfen.
»was aber vom Geist geboren ist, das ist Geist«
stark, die Sünde und die Natur überwindend, zu Gottes Gerechtigkeit taugend.

Wir haben ja heute eine Taufe gehabt, und da kam das Wasser ins Spiel. Auch wenn ich dazu sagen muss, dass dies nicht mit diesem Vers gemeint ist. Taufe ist nicht die Wiedergeburt. Aber sie symbolisiert jenen Teil des Ereignisses, das Jesus mit dem Wasser gemeint hat. Wasser ist ein natürliches Element. Der Geist aber ist von Gott. Es ist nicht leicht, das miteinander zu verbinden. Man könnte bei der Wiedergeburt auch von einer menschlichen und einer göttlichen Komponente sprechen. Der Geist ist unsichtbar will Jesus ja auch deutlich machen, in Vers 8. Im Griechischen wird das Wort pneuma verwendet, das bedeutet Wind, oder Hauch. Dieser Wind bewegt die Blätter. Er ist auf der Haut spürbar. Aber er ist nicht sichtbar, und was noch bedeutender ist, nicht steuerbar. Er kommt wann und wo er will, ist in seiner Wirkung unwiderstehlich und völlig außerhalb des menschlichen Einflussbereiches.

Das Wasser aber ist anders. Gegen den dynamischen Geist ist das Wasser ein sichtbares statisches Element, dem ich mich überlassen kann oder auch nicht. Mit anderen Worten, niemand wird von Gott bewegt, der nicht auch bewegt werden will. Der Wiedergeburt durch den Geist geht die Bekehrung, die Umkehr vorraus, der Willensentschluss des Menschen, sich von seinem bisherigen sündigen Leben ab und Gott zuzuwenden. Dieser Entschluss ist der, sich dem reinigenden Element des Wassers anzuvertrauen. Dabei, und das steht jetzt nicht in diesem Text, aber wir wissen es aus anderen Stellen, symbolisiert das Untertauchen in der Taufe, das sich hingeben in den Tod Christi: wir sind mit ihm gestorben und begraben! Während das Auftauchen die Auferstehung zeigt: wir sind mit Christus auferweckt worden, um in einem neuen Leben zu wandeln.

Die Taufe drückt also das aus, was Jesus hier Nikodemus klar machen will. Der Geist spielt dabei die Hauptrolle. Denn was wäre die Taufe ohne den Geist, eine tote zeremonielle Handlung. Aber die geistliche Komponente ist weitgehend unsichtbar. Nur bei den ersten Christen und da auch nicht bei allen, war die Wiedegeburt begleitet von sichtbaren Zeichen, wie dem Reden in fremden Sprachen, die man nicht gelernt hatte. Für die anderen ist es also ein Geheimnis und nicht unbedingt sichtbar, was da in einem Menschen vor sich geht, der sich Christus zugewandt hat. Der Betreffende aber weiß sehr wohl um den Wind, der sein Herz bewegt hat und die innere Verwandlung, die in ihm vor sich gegangen ist. Die Unsichtbare Komponente ist also nur unsichtbar für die Anderen, die sich Jesus noch nicht zugewendet haben. Sie bemerken nichts davon. Sie sind angewiesen auf das sichtbare Zeugnis derjenigen, die das Wehen des Geistes in ihrem Leben verspürt haben.

Und genau da nun hat die Taufe ihren Platz. Sie soll im Zeugnis sichtbar machen, dass hier ein Mensch von neuem geboren wurde. Jemand wurde dem Reich Gottes hinzugefügt. Er hat das Angebot Jesus vernommen und sich ihm übergeben, wie er sich dem Wasser übergibt, wenn er rein werden will. So wurde aus ihm eine neue Kreatur, ein Kind Gottes, das alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden, wie es Paulus später formuliert hat.

 

Nikodemus ist noch lange nicht überzeugt und er fragt sich noch: »wie kann das geschehen?« (V9) Klar, die Stelle aus dem Hesekiel nahm er ernst, aber da ist auch nicht beschrieben, wie genau sich dies abspielen wird, wenn Gott sein Volk erneuert. Nikodemus tappte noch im dunkeln, er begriff nicht, dass Jesus es war, auf den es ankam. Er war der Messias, der alles ins Laufen bringen und durch seinen Tod die Vorraussetzung dafür schaffen sollte, wie es ein anderer Prophet, nämlich Jesaja vorrausgesagt hatte. Doch so weit dachte Nikodemus nicht. Wie soll das geschehen?

Es scheint fast Trauer in der Gegenfrage Jesu zu liegen:
»Bist du ein Lehrer Israels und weißt das nicht?«

Nein, Nikodemus wusste es nicht und zu diesem Zeitpunkt war er wie alle anderen Juden nicht in der Lage die historische Chance des Volkes wahrzunehmen. Immerhin haben wir aber Anlass zur Annahme, dass Nikodemus später einer der sehr wenigen Lehrer Israels wurde, die es dann doch noch begriffen. Aber im Großen und Ganzen ging das Heil an Israel vorbei und kam zu den Heiden. So gesehen wartet die Prophezeiung Hesekiels immer noch auf ihre Erfüllung.

 

Aber wir freuen uns heute als Gemeinde, dass zwei Menschen erneut durch ihre Taufe bezeugten, dieses Heil in Christus gefunden zu haben. Und ich möchte Euch zurufen: Fahrt dieses neue Auto. Du kannst ein neues Auto haben, aber es wird dir nichts nützen, wenn es in der Garage steht, während Du mit dem alten weiterfährst. Investiere keinen Euro mehr in das alte Vehikel, sondern fahre das neue. Du brauchst keine Angst zu haben. Dieses neue Leben hat Garantie und Vollkasko, nicht nur ein Leben, sondern eine Ewigkeit lang. Ist das nicht Wahnsinn? Ein Auto, das nie kaputt wird? Warum willst Du dich noch mit dem alten herumschlagen? 

Das neue Leben in Christus soll aber auch nach der Taufe noch sichtbar werden. Vergiss es nie, was andere sehen ist nur das, wozu du dich vom Geist Gottes bewegen lassen wirst. Das Auto sehen sie nicht. Aber sie können staunen, wie schnell und leicht du überall hinkommst, wo sie nicht hinkönnen. Du kannst Dich von diesem Geist gebrauchen lassen, zu Werken der Liebe, die kein Mensch von dir erwartet, oder dir zugetraut hätte. Wenn sie dann fragen, warum du das tust, dann kannst Du ihnen von deinem neuen Auto erzählen, das neue Leben in Christus, das dir Gott geschenkt hat.
Amen.