3. Retterliebe (Jesus über sich selbst)

Was ist an einem schönen warmen Frühlingstag, an dem die Sonne scheint, und wir nach einem langen Winter zum ersten Mal wieder im Garten sitzen oder in der freien Natur spazieren gehen, was ist an so einem Frühlingstag eigentlich so besonders? Ich glaube, dass ich den Frühling an seinem Geruch erkennen könnte, selbst wenn ich blind wäre. Es ist ein Geruch von reiner Luft, von Leben und von Auferstehung. Wenn wir dann die wunderschönen Frühlingsblüher und das zarte Grün in unseren Gärten betrachten, dann wird diese Empfindung zur Gewissheit: das Leben ist neu erwacht. Was noch ein halbes Jahr vorher in der Farbenpracht des Herbstes würdevoll erstorben war – mit einem ganz anderen Geruch, leicht modrig und etwas süßlich – was wir dann viele Monate nicht mehr sahen, bedeckt mit weißem Schnee, oder unter offen danieder liegenden abgestorbenen Pflanzenresten, es ist nun wieder da: das Leben! Die Pflanzen, sie sind auferstanden.

 

Jesus Christus hat uns gesagt (Joh. 12. 24)
Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, bleibt es allein; wenn es aber stirbt, bringt es viel Frucht.


Tod und Auferstehung scheinen ein unveränderliches Prinzip zu sein, über das wir uns immer wieder wundern, obwohl es sich doch täglich rund um uns herum abspielt. Obwohl wir Ostern, das Fest der Auferstehung, von den Kalendermachern so passend in den Frühling hineingelegt bekommen haben, so sind doch nur wenige Menschen wirklich willens, von sich aus eine sinnvolle Verbindung herzustellen und wirklich zu begreifen, worum es bei Auferstehung geht.

Überall, wo wir auch hinsehen, ist es eine sterbende Welt und ist es eine auferstehende. Und so gerne wir das Leben betrachten und es festhalten möchten, ganz darauf konzentriert, um zu verhindern, dass es jemals zu Ende geht; so sehr wir auch das andere, das Sterben vergessen wollen – nicht darüber nachdenken – so unübersehbar ist es doch vorhanden, und wir werden jahreszeitlich daran erinnert, dass auch wir vergänglich sind.

Es ist Ostersonntag, der Tag der Auferstehung. Der Karfreitag liegt hinter uns. Wir sollten uns freuen und unsere Herzen nicht mehr länger beschweren. Der kalte Winter ist vorbei, warum noch an ihn denken, er hat uns lange genug geplagt. Lasst uns nun das warme, bunte Leben wieder genießen.

Doch so einfach, wie uns das im Wechsel der Jahreszeiten erscheinen mag, ist es nicht, wenn es um die Auferstehung Jesu Christi geht. Denn so wie der Frühling sich jährlich erneut einstellt, sodass an ihm eigentlich kein vernünftiger Mensch zweifeln kann, so ist es im Bezug auf die Auferstehung des Menschen nicht. Denn es war ja doch ein einmaliges Ereignis, das noch dazu vor 2000 Jahren stattgefunden hat. Wie können wir das denn heute noch nachvollziehen?

Menschen sterben und jeder von uns ist wahrscheinlich schon einmal an einem Grab gestanden und hat getrauert. Aber auferstanden ist sonst keiner mehr. Wie können wir die Erfahrung der Auferstehung denn begreifen, bei dieser scheinbaren Armut an Zeugnissen? Ja, vielleicht gibt es sie, in ferner Zeit, vielleicht wird Gott ja tatsächlich einmal die Gräber öffnen und alle werden wieder da sein, jeder Mensch der jemals diese Erde betreten hat. Doch selbst wenn das so wäre, was hätte das für mich heute für Konsequenzen? Ist Auferstehung etwas, was mir für meinen gegenwärtigen Alltag Kraft geben kann? Auferstehung, das wäre ja ein neues Leben. Aber ich kämpfe ja noch darum, mein altes zu erhalten. Es braucht meine ganze Kraft und Konzentration, um in dieser Welt überleben zu können und nicht unterzugehen, da kann ich mich beim besten Willen nicht auch noch mit einem ungewissen, allfälligen späteren Leben beschäftigen. Die immer knapper werdenden Ressourcen machen uns Angst und ziehen uns in ihren Bann, und die immer größer werdende Einsamkeit tut ihr Übriges. Jeder kämpft nur mehr für sich selbst. Keiner sorgt mehr für den anderen. Der Individualismus hat die fürsorgende Solidargemeinschaft zerrissen und nun muss jeder für sich selbst einstehen. Da bleibt keine Zeit mehr für einen beschaulichen Blick in die ferne Zukunft, das Heute und vielleicht noch die folgenden Tage zählen, und sie beanspruchen uns voll und ganz.

Und doch – Du weißt es – es ist ein Wettlauf mit der Zeit, den Du eines Tages doch verlieren wirst. Im fernen China erzählt man sich eine Geschichte, dass der Kaiser eines schönen Sommermorgens in seinem Rosengarten spazieren ging. Da stürzte bleich und zitternd sein Gärtner auf ihn zu, warf sich ihm zu Füßen und stammelte: »Erhabener Herrscher, leihe mir dein schnellstes Pferd, dass ich die ferne Festung Tschanga noch heute erreichen kann.« Der Kaiser fragte den Zitternden: »Warum musst du so rasch in meine Festung Tschanga kommen?« »Oh, Herr«, rief der verängstigte Gärtner, »dort hinter den Rosenbüschen begegnete mir der Tod und winkte mir zu. Ich will ihm entfliehen, darum möchte ich mit deinem schnellsten Pferd nach Tschanga reiten.« Der Kaiser antwortete: »Ich will dir deine Bitte gewähren.« Und der Gärtner stürzte davon. Der Kaiser aber schritt zu den Rosenbüschen und fand dort den Tod stehen. Der Kaiser sprach zu ihm: „Wie konntest du nur meinen Gärtner so erschrecken?« Der Tod antwortete: »Erhabener Kaiser, ich wollte ihn nicht erschrecken, ich wunderte mich nur, ihn zu sehen, denn heute morgen gab der Herr des Himmels mir den Auftrag, diesen deinen Gärtner in deiner fernen Grenzfestung Tschanga abzuholen.«

Wir können ihm also nicht davonlaufen, er holt uns doch ein. Wenn wir jung sind, haben wir manches Mal den Eindruck, als wäre das Leben sehr lange und stünden uns noch alle Möglichkeiten offen. Doch schon bald merken wir, dass dem nicht so ist. Sind wir erst einmal 30, werden wir schon gewahr, dass wir manches bereits verpasst haben und wohl auch nie mehr erreichen werden können. Und das sind bereits die ersten Zeichen des Todes, mit denen wir konfrontiert werden: die Erkenntnis der eigenen Begrenztheit! Die Entdeckung der Endlichkeit des Lebens, indem unsere Träume zerplatzen und wir fragen uns schon, was ist eigentlich der Sinn des Ganzen? Jeder der ehrlich ist, kennt diese Gefühle!

Die Zeichen des Todes begegnen uns also auf Schritt und Tritt. Wie ist das aber mit den Zeichen der Auferstehung? Wenn wir erkannt haben, was Auferstehung wirklich ist, dann ist es damit eigentlich ganz genau so. Wir können auch die Zeichen der Auferstehung auf Schritt und Tritt wahrnehmen, wenn wir einen Sinn dafür haben. Doch den müssen wir erst bekommen.

Dazu wollen wir nun einen Text aus der Bibel lesen: Joh. 3:16-21
(16) Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (17) Denn Gott hat seinen Sohn nicht gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde. (18) Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. (19) Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. (20) Wer böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. (21) Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.

Was Gott tut, und was der Mensch tut, das sind also zwei ganz verschiedene Dinge: der Unterschied ist wie Licht und Finsternis. Der Tod ist nicht das, was Gott ursprünglich gewollt hat, sondern er ist das, was daraus geworden ist, nachdem der Mensch in seiner Autonomie sich von Gott abgewandt hat. Wenn wir denken, dass das, was wir sehen, dieser Wechsel von Werden und Vergehen das ist, was in Gottes Absicht gelegen war, als er die Welt erschaffen hatte, dann befinden wir uns in einem Irrtum. Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis. Der Tod aber gehört der Finsternis. Das Leben in seiner irdischen Form ist auf den Tod angelegt und darin besteht zunächst einmal keine Garantie für einen guten Ausgang der Geschichte. Das Stichwort heißt Gericht. Gott lebt ewig. In seiner Gegenwart gibt es keinen Tod, kein Leid, kein Vergehen, es gibt nur eine immer währende zunehmende Herrlichkeit. Dass Leben sich geradezu auf das Sterben gründet, indem nämlich in der Natur das Rohmaterial des Erstorbenen die Lebensgrundlage für neu entstehendes Leben ist – wir leben ja nur, weil wir tote Pflanzen und Tiere essen – das gibt es bei Gott nicht. Das ist die irdische Kategorie des Lebens. Bei Gott ist alles anders. Leben ist bei ihm Leben aus sich selbst und daher unvergänglich. Es ist ein ewiges Leben.

Aber der Mensch ist gefangen, in einem geschlossenen System des Elends und der Verzweiflung, dem er nicht entrinnen kann, da nützt es auch nichts, dass auch dieses Leben einmal von Gott gegründet worden ist. Es wurde gegeben, aber in der Gottesferne hat es keinen Bestand in sich selbst. Das, was wir an Auferstehung in dieser Natur beobachten können, verdient diesen Namen eigentlich nicht wirklich, denn es trägt bereits wieder den Keim des Todes in sich. Dabei kennt die Bibel kein Sterben in dem Sinne, dass eine Existenz für immer verlischt, als wäre sie nie gewesen. Diese Art des Lebens, die der Mensch besitzt, ist unauslöschlich und der Tod ist weder eine vollkommene Beendigung des Lebens, noch ist er eine Auferstehung in dem Sinn, dass damit der Todeskeim erstickt wäre. Es ist gleichsam das Gegenteil von dem, was bei Gott ist. Bei Gott ist das ewige Leben, beim Menschen ist der ewige Tod. So ist es, so sagt es das Wort Gottes und die Begründung dafür wird uns auch gegeben: Es ist das Gericht, das Urteil über den Menschen, dass seine Werke böse sind und er nicht ans Licht kommen kann.

Das wäre ja alles schrecklich. Das wäre ja völlig hoffnungslos und ohne jeden Trost. Ja, es wäre zum verzweifeln, wenn da nicht noch etwas wäre, nämlich das kleine, fast unscheinbare Wort im ersten Vers unseres Textes: das Wörtchen Liebe!

„Denn also hat Gott die Welt geliebt …”

Ja, es war reine Liebe und sonst nichts anderes, was Gott dazu bewogen hat, uns seinen Sohn Jesus Christus zu senden. Verstehen wir das? Vielleicht kann uns ein Gleichnis auf die Sprünge helfen. Denken wir an einen Künstler, einen Maler. Er malt ein Werk, wie schon vorher viele andere. Doch diesmal will es ihm nicht so recht von der Hand gehen. Er versucht es noch eine Weile, doch dann legt er seinen Pinsel beiseite und betrachtet das Werk als misslungen. Er stellt es irgendwo ab und vielleicht vergisst er es sogar eine Zeit lang. Doch dann, irgendwann beim Aufräumen, kommt es ihm wieder unter. Und wie er das Werk so betrachtet, erinnert er sich wieder an die alte Inspiration, die er hatte und die er damals nicht verwirklichen konnte. Er beginnt das Bild in seiner ganzen Unvollkommenheit zu lieben. Denn es war ja trotz allem eine ausgezeichnete Idee, und er hat den unbändigen Wunsch, sie nun ganz zu verwirklichen, koste es, was es wolle. Er fängt sofort an, vergisst alles andere um sich her wie nur ein echter Künstler dies kann und konzentriert sich in einer mehrtägigen Arbeit ganz auf dieses eine Bild. Und da es fertig ist, ist es sein absolutes Meisterwerk geworden.

Ich gebe zu, dass dieses Bild ein wenig Kopfzerbrechen bereitet, denn wir denken ja immer, dass Gott vollkommen ist. Aber das Werk ist dem Künstler ja zunächst einmal missraten. Kann Gott etwas missraten? Kann es sein, dass Gott etwas nicht gelingt? Ich hätte mich vielleicht gar nicht getraut, ein solches Gleichnis zu erfinden, wenn wir nicht in der Bibel ein sehr ähnliches hätten. Der Prophet Jeremia wurde einmal vom Geist Gottes in eine Töpferei geführt und da erlebte er, wie dem Töpfer ein Gefäß misslang. Er schlug natürlich den Ton zusammen und machte daraus ein anderes Gefäß. Und da sprach Gott zu Jeremia: „Kann ich nicht ebenso mit Euch umgehen, ihr vom Hause Israel, wie dieser Töpfer?“

Ja, anscheinend kann Gott etwas misslingen. Wer würde ihn dafür zur Rechenschaft ziehen können? Ein anderes Mal sandte Gott Jeremia auch zu einem Töpfer, er sollte dort einen Krug kaufen. Dieser war bestimmt nicht billig. Und dann sollte er die Ältesten und Priester des Volkes versammeln und vor ihren Augen den nagelneuen Krug zerschmettern. Das war ein Zeichen dafür, dass Gott es tun kann. Er kann ein Werk schaffen, und er kann es auch wieder zerstören. Auch das ist möglich und niemand kann es ihm verwehren. Wir lesen hier im Text vom Gericht, Gott ist der Richter und jedes Urteil, das er fällt, ist unanfechtbar.

Urteil auf Bewährung

Doch es war nicht ein absolutes und endgültiges Todesurteil, das Gott über sein Werk, die Welt der Menschen, gefällt hat. Nein, es war eigentlich ein mildes Urteil, eines auf Bewährung, denn Gott wollte es noch einmal versuchen, und der Grund dafür lag nicht darin, dass die Sünde nicht so schlimm war, sondern dass er sein Werk liebte. Es waren nicht nur kleine Fehler im Bild, nein, es war schon sehr unansehnlich und die lange Zeit der sorglosen Verwahrung hatte das Bild noch hässlicher gemacht. Es war durch und durch des Künstlers unwürdig, was da auf der Leinwand zu betrachten war. Aber es war doch noch die Idee dahinter, die zu verwirklichen einen zweiten Versuch wert war. Der Künstler liebte sein Werk noch und deshalb warf er es nicht weg.

Und so kam Jesus in diese Welt, er verließ die Herrlichkeit beim Vater und richtete die Welt nicht, sondern rettete sie. Er kam in das Sterbende, um ihm die wahre Auferstehung zu bringen. Er wollte das angefangene Werk zu Ende bringen. Warum war es denn beim ersten Versuch gescheitert? Nun, wenn wir uns diese Frage stellen wollen, müssen wir uns von den Bildern verabschieden. Denn was sich zwischen dem Schöpfer und dem Geschöpf abspielte, das er nach seinem Bilde geschaffen hat, sprengt jeden Vergleich. Der Mensch ist nämlich nicht bloß Material, über das Gott verfügt, wie ein Maler über Farbe oder ein Töpfer über den Ton. Der Mensch ist ein Wesen, das Gott mit einem freien Willen geadelt hat, so wie er ihn selber besitzt. Bestenfalls könnten wir noch sagen, der Künstler arbeitet mit Farben, die bei der Gestaltung des Bildes mitreden wollen, wenn das vorstellbar wäre. Insofern stimme ich mit den Existenzphilosophen überein, die da sagen, der Mensch ist ein Geworfener Entwerfer. Er ist nicht nur in eine Existenz geworfen, der er scheinbar nicht entrinnen kann, wie das Tier, das in seiner Vernunft – wenn man von einer solchen beim Tier überhaupt sprechen kann – unentrinnbar an den Instinkt gekettet ist. Sondern der Mensch hat auch die andere Seite, er kann überwinden, widerstehen und seinem Leben eine Richtung geben, die er selber bestimmt. Er ist ein Entwerfer seines eigenen Lebens. Er kann selbst bestimmen, wie dieses Leben verlaufen soll oder nicht. Oder, wie es Viktor Frankl ausgedrückt hat: „Der Mensch ist das Wesen, das bestimmt, was es ist.“

Insofern ist dieses Werk von Gott nicht ganz beherrschbar. Gott schuf den Menschen, und dieser sollte sich für Gott entscheiden. Doch das tat er nicht. Es wäre für Gott kein Problem, den Menschen als mitbestimmenden Partner in seiner Schöpfung zu haben. Dazu hat er ihn ja mit einem freien Willen ausgestattet, das hat er immer so gewollt. Doch die Entwicklung war anders. Der Mensch entfernte sich von Gott gänzlich und wurde autonom. Er wollte selbst erkennen, was gut und was böse wäre. Er versuchte sein Glück in der Selbstbestimmung und der Unabhängigkeit.

Einige tausend Jahre ging das so und die von Archäologen ausgegrabenen Steine sprechen deutlich davon, wie wenig es dem Menschen gelungen ist, auf diesem Weg zu dem zu gelangen, wozu er letztendlich bestimmt war: nämlich zu einem Leben im beständigen Frieden und in Gerechtigkeit, das in ein ewiges Leben einmündet. Es ist nicht gelungen; und nicht Gott ist schuld daran, sondern der Mensch selbst.

Nachdem sich Gott das Ganze eine Zeit lang angesehen hat - nach unserem Begriff vielleicht zu lange, aber bei Gott sind ja tausend Jahre wie ein Tag -, und nachdem der Beweis erbracht worden war, dass das nichts mehr wird und der Mensch auf die Katastrophe der ewigen Verdammnis zusteuerte, da ersann Gott einen Ausweg. Einen zweiten Versuch sozusagen, um den Menschen zur Umkehr zu bewegen. Der Mensch sollte seine Autonomie verlassen und wieder Gottes Partner werden, für eine neue, bessere Welt, in der Frieden und Gerechtigkeit keine Fremdwörter mehr sind.

Jesus ist nun diese Initiative Gottes zur Rettung der Menschheit. Er kam, damit – wie es heißt – "alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben". Toll, phantastisch! Wie wunderbar und großartig - eben göttlich - ist dieses Evangelium. Der Mensch darf wieder neu anfangen. Er darf gleichsam auferstehen. Nicht erst in ferner Zukunft, irgend wann einmal am Jüngsten Tag, nein, sondern jetzt schon in dieser Zeit. Während die Zeichen des Todes noch an uns sichtbar sind, können das neue Leben und die Kraft der Auferstehung an uns wirksam werden. Doch zuvor muss sich etwas ereignen. Was hier in unserem Text mit Glauben bezeichnet wird, hat absolut nichts zu tun mit dem landläufigen Begriff des Glaubens, nämlich etwas für wahr zu halten, das möglicherweise gar nicht wahr ist. Man klammert sich nicht als Ertrinkender an einen Strohhalm. Glaube ist die Erfahrbarkeit eines Lebens aus Gott, in der Kraft seiner Auferstehung. Das muss sich ereignen!

Glaube beginnt mit der Bekehrung, mit der Hinwendung zu Gott. Das ist die Erkenntnis, dass etwas so ist, wie es ist. Der Grund, warum es Glaube heißt, ist nur darin zu suchen, dass es nicht darum geht, hier etwas Sichtbares, mit den fünf Sinnen Erfahrbares und somit naturwissenschaftlich Beweisbares zu erleben. Aber zu erleben ist es dennoch. Wir finden Gott, wie wir das Licht finden, indem wir selbst in der Finsternis sitzen. Aber das Licht geht nicht außen an und dringt über unsere Sinne in uns hinein. Das Licht, das uns Gott in Christus bietet, geht in uns selbst an, und um uns herum kann es zunächst keiner sehen.

Nun können wir darauf auf zweierlei Weise reagieren. Zum einen wie die Ratten, die sich, wenn sie sich in einem dunklen Raum aufhalten, sofort in die Löcher verkriechen, wenn jemand das Licht einschaltet. Wir können aber auch anders, denn wir sind ja Menschen mit einem freien Willen. Wir können, wenn uns das Licht trifft, stillhalten. Das mag fürs Erste nicht angenehm sein, denn wenn wir im grellen Scheinwerferlicht stehen, sieht man jeden Fleck auf unserer Weste und jeden Mangel in unserem Leben, und der Wunsch sich zu verkriechen ist nur natürlich. Doch wenn wir dem standhalten und Gott um die Reinigung von unseren Sünden bitten, haben wir uns bekehrt. Er wird uns reinigen, und wir sind zu Kindern des Lichtes geworden, oder wir könnten auch sagen, wir sind von neuem geboren worden. Denn was wir gelesen haben, ist ja aus einem Gespräch entnommen, das Jesus mit einem Pharisäer in der Nacht gehabt hat, als dieser zu ihm kam. Jesus sagte zu Nikodemus, so hieß der Pharisäer: „es sei denn, dass jemand von neuem geboren werde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen.“

Es geht also durchaus darum, dass das Reich Gottes sichtbar wird, aber es wird nur für die sichtbar sein, die ins Licht getreten sind und durch die Kraft der Auferstehung von neuem geboren wurden. Warum sollten wir das tun?

Warum sollten wir uns zu Christus wenden?

Zum einen, weil wir erkennen, dass wir in unserer Autonomie niemals vor Gott gerecht sein können, und weil die Geschichte es doch lange genug geoffenbart hat, dass ein von Gott losgelöster Mensch keine moralische Kraft hat, das Gute auf der Welt hervorzubringen, selbst wenn er das möchte. Warum willst Du das mit Deinem Leben selbst noch einmal bestätigen? Nimm es als erwiesen an, dass wir Gott brauchen und komm zu ihm.

Zum anderen aber sollten wir begreifen, dass Gott uns liebt. Er will uns nicht zerbrechen wie Jeremia den Krug und achtlos wegwerfen, sondern er will uns wie den missratenen Ton neu formen. Und dazu hat er einen Preis bezahlt, der seine Liebe zu uns mehr als beweist. Er selbst ist für uns in Jesus Christus ans Kreuz gegangen. Er hat erlitten, was zu erleiden war, um der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Er hat das Gericht auf sich genommen, damit wir nicht gerichtet werden.

Warum war das nötig? Ganz einfach deshalb, weil Gott in seiner Gerechtigkeit nicht einfach beide Augen zudrücken kann. Das Böse muss gerichtet werden, und dazu gibt es nur zwei Wege: entweder der endliche Mensch stirbt einen ewigen Tod, oder der ewige Gott stirbt einen endlichen Tod. Und er starb ihn, grausamst vollstreckt und ihm für drei Tage ausgeliefert, schmeckte er ihn für uns alle, damit er auferstehe und wir mit ihm. Wenn ich eingangs vom würdevollen Sterben der Natur in herbstlicher Farbenpracht und dem Bedecktsein des Todes unter weißem Schnee gesprochen habe, so gilt das nicht für den Tod des Herrn Jesus. Er starb nicht würdevoll, sondern schmählich. Es war der Tod eines Verbrechers, den ein Gerechter zu erleiden hatte. Es war ein schändliches Schauspiel, das die Erde nicht ertrug. Sie erbebte und die Sonne verfinsterte sich. Denn es war meine und Deine Schuld, die da von ihm an das Kreuz getragen wurde. Nun aber, da er auferstanden ist, ist für uns der Weg zu Gott grundsätzlich frei. Doch wir müssen reagieren. Wie reagierst Du? Mit Verstecken, oder mit Heraustreten.

Heraustreten heißt ans Licht kommen und, wie wir in V 21 lesen, künftig die Werke tun, die in Gott getan sind. Wir bekehren uns nicht durch eine billige Gnade. Wenn der Preis, den Gott dafür bezahlt hat, so hoch war, muss auch das Ergebnis, das Gott dafür erhält, dem entsprechend sein. Dann geht es nicht darum, sich Gott bloß in einer Aufwallung spiritueller Gefühle zuzuwenden, sondern darum, mit ihm eine neue Partnerschaft einzugehen, eine Partnerschaft für Gerechtigkeit und Frieden, für gute Werke und Verwirklichung der Liebe, die wir an ihm gesehen haben.

Bist Du bereit dazu? Wie geht es Dir, wenn Du das Licht des Evangeliums, der Guten Nachricht von Jesus, auf Dich fallen fühlst? Willst Du Dich verstecken, wie sich einst Adam und Eva im Paradies nach dem Sündenfall versteckten? Oder willst Du heraustreten und sagen: Hier bin ich, Herr. Mache aus mir ein Kind Gottes.

Ich bin gerne bereit, mit jedem, der noch Fragen hat zu dieser Predigt, oder der Genaueres wissen will, wie man ein Kind Gottes wird, Kontakt aufzunehmen. Es will ja alles reiflich überlegt sein. Vielleicht war Dir das auch so neu, dass Du meinst, das muss überdacht werden. Ich hoffe jedenfalls, dass jedem, der das liest, die Wichtigkeit und die Notwendigkeit einer Hinwendung zu Gott in Christus bewusst geworden ist. Und wenn du dies so empfindest, dann schiebe nichts auf. Tue, was du tun musst, aber nütze die Zeit, denn sie ist kurz und das Leben ist schnell vorbei. Wer aber ans Ende seines Lebens gelangt, ohne die Kraft der Auferstehung vorher erlebt zu haben, für den hat das Wort Gottes keine Hoffnung mehr bereit.

Jesus hat gesagt, dass er nicht in die Welt gekommen ist, um die Welt zu richten, sondern um sie zu retten.
Dem steht aber auch das Bibelwort gegenüber:
„Es ist der Menschen dazu bestimmt einmal zu sterben, danach aber das Gericht.“ (Hebr. 9:27)
Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet, wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet. (Joh. 3:18)

Wir sollten das sehr ernst nehmen. Amen!